Dienstag, 17. August 2010

Fördersystem zwingt Bauern an den Tropf




Das Fördersystem brachte die Bauern in Abhängigkeiten. Die Gelder für große Bauern sind dabei das geringste Problem.

Hans Gmeiner Salzburg (SN). Die Gesellschaft verlangt nach billigen Lebensmitteln und schätzt die Erhaltung und Pflege von Landschaft und Umwelt. Dafür ist man auch bereit, der Landwirtschaft hohe Summen zu zahlen. Für die Bauern hat das aber auch eine Kehrseite. Längst sind sie abhängig vom guten Willen der Politik und öffentlichen Geldern. Der Anteil der Ausgleichszahlungen und Förderungen am Einkommen der Bauern liegt inzwischen zumeist weit jenseits der 50-Prozent-Marke.
Gut 2,2 Mrd. Euro macht derzeit das Agrarbudget aus. 58 Prozent davon kommen aus Brüssel, 20 Prozent aus dem Bundesbudget und 22 Prozent von den Ländern. Rund 1,6 Milliarden davon fließen direkt an die Bauern. Nicht nur die Summe selbst, sondern auch die Verteilung dieser Mittel sorgt nicht nur innerhalb der Landwirtschaft, sondern auch außerhalb immer wieder für heftige Diskussionen. Wunder ist das keines, gehen doch die Förderungssummen bei Großbetrieben wie der Stiftung Fürst Liechtenstein oder bei der hardeggschen Gutsverwaltung über eine Million Euro hinaus, während der durchschnittliche Bauer mit rund 11.000 Euro und fast 40 Prozent mit weniger als 5000 Euro auskommen müssen.

Die hohen Summen und die großen Unterscheide haben zwei Gründe. Zum einen ging es Österreich bei der Umsetzung von EU-Agrarreformen immer darum, den Einkommensverlust für den einzelnen Bauern möglichst gering zu halten. Darum bilden die heutigen Förderungen immer noch sehr stark die Einkommens- und Marktverhältnisse aus der Vor-EU-Zeit der frühen 1990er-Jahren ab. Bei der Agrarreform 2014 wird dieses „historische Modell“ aber fallen.

Zum anderen ist das Fördersystem derzeit sehr flächenorientiert. Das ist vor allem bei den Umweltprogrammen stark spürbar. Verzicht auf bestimmte Dünger oder Spritzmittel und ähnliche Maßnahmen, die Ertragseinbußen mit sich bringen, werden etwa pro Hektar abgegolten. Mehr Hektar bedeutet daher mehr Ausgleichszahlungen. Der Wert der Maßnahme ist schließlich der gleiche – ob bei einem großen oder einem kleinen Betrieb.

Vor diesem Hintergrund ist nicht verwunderlich, dass die Verteilung der Mittel zwar mit der Verteilung der Flächen im Großen und Ganzen übereinstimmt (zwischen 600 und 700 Euro je Hektar), nicht aber mit der Zahl der Betriebe. Weil in Österreich die Hälfte der Bauernhöfe über weniger als fünf Hektar verfügt, ist es nur logisch, dass der Großteil der Bauern weniger als 5000 Euro an Förderungen bekommt. Bei den Großbauern ist es genau umgekehrt. Die rund 240 Betriebe, die mehr als 100.000 Euro bekommen, sind nicht einmal 0,2 Prozent der Agrarbetriebe. Sie bewirtschaften aber 3,2 Prozent der Agrarfläche und erhalten 2,9 Prozent der Fördermittel – das sind 44 Mill. Euro.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 17. August 2010

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