Dienstag, 31. August 2010

Bauernförderungen im Visier




HANS GMEINER Salzburg (SN). Vor fast 30 Jahren nahm er als Co-Autor des Werks „Bittere Pillen“ die Pharmaindustrie ins Visier. Später sorgte er mit Büchern mit Titeln wie „Schwarzbuch Markenfirmen“ oder „Korrupte Medizin“ für Aufsehen. Nun nimmt der Autor Hans Weiss mit dem „Schwarzbuch Landwirtschaft“, das am Montag präsentiert wurde, die heimischen Bauern und die Agrarwirtschaft unter die Lupe. Flapsig zuweilen, plakativ, mit vielen Zahlen und mit starken Worten. „Steueroasen“ sieht er in vielen Agrarbetrieben, „Subventionswahnsinn“ wittert er hinter den Ausgleichszahlungen, und in Tirol sind ihm „illegale Landverschiebungen“ ein Dorn im Auge. Raiffeisen wird als alles beherrschender Moloch gezeichnet und unter dem Titel „Süße Reformen“ eine „achtfache Förderung von Zucker“ angeprangert. Es fehlt auch nicht der Satz, dass Großbauern und Agrarkonzerne immer größer werden, während die Kleinen zusperren müssten – ganz so, als ob Agrarpolitik Sozialpolitik wäre und Markt und Gesellschaft nicht nach möglichst billigen Agrarprodukten verlangten.
Sechs von zehn der reichsten Österreicher erhielten Agrarsubventionen, kritisiert Weiss und nennt Namen wie Meinl, Mateschitz, Porsche oder Swarovski. Andererseits missfällt ihm, dass seinen Recherchen zufolge 98 Prozent aller österreichischen Bauern von der Einkommenssteuer befreit sind. Auch Grundsteuern, Pensions- und Krankenkassenbeiträge hätten keinen Bezug zum realen Wert der Grundstücke und dem realen Einkommen. Seine Forderungen daher: Begrenzung der Subventionen pro Bauer auf 25.000 Euro, keine Gelder mehr für Privatstiftungen und keine Agrarförderungen für Personen, die mehr als 57.000 Euro pro Jahr verdienen.

Weiss weiß, wo die Bauern besonders
empfindlich sind. Drei Arbeitnehmer finanzierten einen Bauern, rechnet er vor. Damit bringt er die Landwirte und ihre Vertreter in Rage. „Das ist nachweislich konstruiert“, kontert Bauernbundpräsident Fritz Grillitsch. „Es ist die übliche Hetze, die schon mehrere Monate gegen die Bauern gefahren wird.“ Ohne Agrarsubventionen würden Lebensmittel ein Vielfaches kosten, sagt Grillitsch. „Wenn ein sogenanntes Sachbuch mit dermaßen unsachlichen und tendenziösen Darstellungen daherkommt, dann liegt der Verdacht nahe, dass es sich um Parteipropaganda handelt“, vermutet er unlautere Absichten hinter der Veröffentlichung.

Salzburger Nachrichten Wirtschaft/31. August 2010

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