Der Grund dafür ist kein anderer, als der, den man von
den Zoos dieser Welt kennt - der Affe braucht Futter. Die Zeitungen, zumal die
Krawallblätter vom Boulevard, brauchen Stoff, die Politiker, zumal solche, die
in der Politik wenig zu sagen, brauchen Schlagzeilen und die NGO, die solche
Spektakel gerne befeuern, brauchen Erfolge, um zu Geld zu kommen. Immer
schneller, immer öfter.
Das Tempo, in dem sich heute Informationen verbreiten, die
Kanäle, die zur Verfügung stehen und der Umgang damit wirken, wenn das Umfeld
nur passt, wie Brandbeschleuniger. Zeit und Raum für Sachlichkeit, Abwägung und
Rücksichtnahme bleiben keine mehr. Immer schneller können Stimmungen erzeugt
werden, die einem Tsunami gleich alles und jedes wegfegen, das sich ihnen
entgegenstellt oder das ihnen entgegen gehalten wird.
Ein ganzes Land wird im Nu zur Bühne für Wichtigtuer, für
Scharlatane, für Gambler und für Zündler. Da redet der unbeleckte
Morgenradio-Moderator mit und der Wetterfrosch vom Fernsehen, da wird die
Jetti-Tant als Expertin vors Mikro geholt und rottet man sich via Facebook und
Twitter zusammen, schafft sich so seine eigenen Bühnen und stellt im
Handumdrehen zigtausende Unterschriften auf.
Schlimm genug.
Schlimmer aber ist, dass sich die, die es in der Hand hätten
und deren Aufgabe es auch wäre, kraft ihrer Autorität den ganzen Furor
einzubremsen, oft selbst allzu gerne produzieren. Da trägt die
Parlamentspräsidentin plötzlich inmitten der Bienen-Diskussionen ein schwarz-gelbes Kostüm, da heizen Politiker
in hohen Positionen nach, statt zu versachlichen und da dekoriert der Konsumentenschutz
seine Auslagenfenster mit Bienen-Kostümen.
Nicht minder schlimm ist das bräsige, selbstzufriedene und abgehobene Schweigen der Experten in ihren wissenschaftlichen Elfenbeintürmen und die Feigheit der Unternehmen, um deren Produkte es geht, Stellung zu beziehen.
Nicht minder schlimm ist das bräsige, selbstzufriedene und abgehobene Schweigen der Experten in ihren wissenschaftlichen Elfenbeintürmen und die Feigheit der Unternehmen, um deren Produkte es geht, Stellung zu beziehen.
Dieses akkordierte hochjazzen von Themen ist dabei, zu einer
Gefahr nicht nur für einzelne Gruppen der Gesellschaft zu werden, sondern auch
an den Grundfesten der Demokratie zu rütteln. Zumal dann, wenn die Politik so
schwach aufgestellt ist, wie die in Österreich und bei der die Neigung hoch
ist, dem Druck der Straße um ein paar billiger Imagepunkte willen nachzugeben.
Dieses aufgeregte Getue, ohne das heute kaum mehr einer
auszukommen glaubt, steht jedem Ausgleich und vielen sachlichen und
wirksamen Lösungen entgegen. Fakten zählen nicht, und die Interessen und
Bedürfnisse Betroffener auch nicht. Da fährt die riesige
Selbstgerechtigkeits-Dampfwalze drüber.
Die Landwirtschaft ist besonders häufig betroffen davon. Man
sollte aber vor allem darüber nachdenken, warum das ausgerechnet bei diesem
Wirtschaftszweig so ist. Bisher verweigert man sich dem sehr viel lieber, als
sich damit auseinander zu setzen. Man ergeht sich aufgeregt in Empörung. Genau
betrachtet ist die freilich nicht viel anders, als die, über die man sich
alteriert.
Bleibt die Frage, was die besser und anders machen, weil sie
die Öffentlichkeit hinter sich haben - die Bauern in vielen Themen aber
nicht.
"Der österreichische Journalist" - Special Agrar
Nr. 08-09/2013 vom 28.09.2013
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