Bauern können ziemlich böse sein und ungerecht auch. Wenn
rundherum und im Prinzip alles passt und erst recht, wenn etwas nicht ganz so
passt. Weil es neu ist, weil es ungewohnt ist, weil man Abstriche machen muss,
weil es weniger ist. Dann erst recht.
Die Aufregung rund um die Vorschuss-Zahlung der ÖPUL- und
AZ-Gelder zählt in diese Kategorie. Die Stammtische schimpften, in
Versammlungen ging es zuweilen hoch her. Und im Internet erst recht.
Dabei ist da den heimischen Agrarpolitiken anscheinend
wirklich etwas gelungen. In kaum einem anderen EU-Land gab es so früh
Fördergelder. In kaum einem anderen Land hatte man nach der EU-Agrarreform so
schnell alles neu aufgestellt, um zumindest einen Vorschuss auszahlen zu
können.
Manchen Bauern war es dennoch nicht schnell genug. Die
Schelte waren zuweilen heftig. Nachvollziehbar sind sie nicht wirklich. Denn,
wenn die österreichische Agrarpolitik etwas kann, dann ist es für die Bauern
Geld aufzustellen und Wege zu finden, es auf die Bauernhöfe zu lotsen.
Nach wie vor geht überdurchschnittlich viel vom Fördergeld
aus Brüssel ins kleine Österreich. Und was aus heimischen Budgets von Bund und
Ländern für die Kofinanzierung aufgestellt wird, braucht in Europa keinen
Vergleich zu scheuen. Da haben sich die Bauernvertreter und die so oft
gescholtenen Paragrafenakrobaten in Ministerium und Landesregierungen nichts
vorzuwerfen. Auch nicht, zumindest aus bäuerlicher Sicht, wenn es darum geht,
Privilegien abzusichern und kleinere oder größere Vorteile für die eigene
Klientel herauszuholen.
Die Anerkennung, die sie dafür von vielen Bauern bekommen,
ist dennoch überschaubar. Immer noch sitzt dort in vielen Köpfen die Überzeugung,
dass man als Bauer ein Recht auf Sonderbehandlung und nichts mit so profanen
Problemen wie Budgetnöten, leeren öffentlichen Kassen und so etwas zu tun hat.
Über den Tellerrand mag man nicht schauen, das Leben und das sich rasant
ändernde Umfeld außerhalb des Hoftors mag man oft nicht recht sehen. Viele
verweigern immer noch zur Kenntnis zu nehmen, dass man sich in der freien
Wirtschaft bewegt und nicht in einer geschützten Werkstätte, in der alles
und jedes und bar jeder Selbstverantwortung alimentiert wird.
Freilich, es glänzt nicht alles so gülden, wie
Bauernvertreter es gerne darstellen. Und freilich, es gibt da und dort auch
Nachteile gegenüber den Standeskollegen in anderen Ländern. Aber alles in
allem, und das wird allzu gerne vergessen, stehen Österreichs Bauern im
Vergleich zu ihren Kollegen in Europa und sonstwo, was die finanzielle
Grundversorgung mit Förderungen und was den Status in der Gesellschaft
betrifft, gut da. Mehr als zwölf Milliarden Euro in sieben Jahren, fix
zugesagt, ein Förderkonzept mit dem jeder Landwirt sieben Jahre fix planen kann
- darum beneiden andere Wirtschaftszweige die Landwirtschaft. Damit kann man
kalkulieren, damit könnte man auch manches ausprobieren.
Dort freilich ist die Agrarpolitik in die Kritik zu nehmen.
Dort, und nicht beim Geld. Denn, wenn es darum geht, die heimische
Landwirtschaft weiter zu entwickeln, ihr eine Richtung zu geben, die den Bauern
eine tragfähige Zukunft gibt um sie unabhängiger von Fördergeldern zu machen,
da ist die Agrarpolitik in diesem Land ziemlich blank. Da ist wenig, sehr
wenig. Da fehlt es an Ideen, da fehlt es an Gemeinsamkeit, da regieren
regionale und produktionssparten-spezifische Interessen. Da fehlt Ausdauer. Und
da fehlt Führung.
Die scheint sich zur Gänze für die Jagd nach dem Geld zu
verbrauchen. Leider.
Gmeiner meint - Blick ins Land 4. Dezember 2015
...bei der dramatischen Situation am Sektor Schweinefleisch und Milch ist es auch keinem Landwirt übel zu nehmen!!!
AntwortenLöschen...manchereiner kann nicht mal mehr seinen Sozialversicherungsbeitrag zahlen!!!
dafür aber sitzt die OPEC heut zusammen und diskutiert ob sie die Förderung drosseln um den Rohölpreis wieder steigen zu lassen!!! wo bitte ist da die freie Marktwirtschaft????