Die Bauern hierzulande haben es nicht leicht. Nicht mit der
Gesellschaft und auch nicht mit ihrer Vertretung. Mit letzterer nicht so sehr,
wenn es um publicityträchtige Auftritte geht und um allerlei Ankündigungen und
Versprechen, sondern viel mehr, wenn es um die konkrete Vertretung ihrer
Interessen und Anliegen geht. Da wird oft schnell klar, warum die Bauern mit
ihrer Vertretung hadern. Nachgerade bilderbuchmäßig zeigt das die Diskussion
rund um das mögliche Verbot von Glyphosat.
Dass Minister Rupprechter nicht explizit für Glyphosat auf
die die Barrikaden geht, ist nach dem Wirbel rund um die Neonics und die Bienen,
die seinem Vorgänger letztendlich das Amt kosteten, verständlich. Er verlasse
sich auf das Urteil der Experten, sagt der Tiroler schlau im Wissen, dass die
Ages für eine Verlängerung der Zulassung des Wirkstoffes ist, und er sehe
keinen Grund per Weisung einzugreifen.
Betroffene könnten sich anderes wünschen, aber für einen
Minister, der erklärtermaßen normalerweise im Zweifelfall für den Regenwurm
entscheidet, ist das durchaus akzeptabel. Schließlich ist es ist nicht seine
primäre Aufgabe nur die Interessen der Bauern zu vertreten, sondern sie auch
mit den Ansprüchen der Gesellschaft in Einklang zu bringen.
Ganz und gar nicht akzeptabel ist diese Haltung aber für
eine Interessensvertretung wie die Landwirtschaftskammer Österreich, die
ausschließlich den Interessen der Bauern verpflichtet ist. Aber auch dort
verschanzt man sich hinter der Wissenschaft und lässt die Glyphosat-Dinge
lieber treiben, als Flagge zu zeigen. Das schon gar nicht. Nicht im
entferntesten. Und richtiggehend erschreckend wird es, wenn ein Sprecher in
Medien sagt "Wir haben keine Position dazu, wir werden ja gar nicht
gefragt".
"Keine Position" zu einem Thema, das wie kaum ein
anderes landwirtschaftliches Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird und
dessen Zukunft für tausende Bauern von besonderer Bedeutung ist? Geht's noch?
möchte man fragen. Versteht man in der Landwirtschaftkammer bäuerliche
Interessenvertretung wirklich so? Hat man sich aufgeben, oder ist es nur die
Feigheit, in einem heiklen Thema in der Öffentlichkeit Position zu beziehen?
Es steht zu befürchten, dass es von allem etwas ist. Nicht
ohne Grund hat die Landwirtschaft gerade in den vergangenen Jahren stark an
Gewicht und Gehör in der Gesellschaft verloren. Hinsichtl und Rücksichtl
bestimmen allzu oft die Politik. Man will sich's mit niemandem verscherzen und
man gefällt sich in der Rolle des Guten, aber Unverstandenen und des Opfers.
Und damit hat sich's - am besten gar keine Position halt.
Neue Ideen? Neue Wege? Erfolge gar? Mit Ausnahme des
Schutzes der Ursprungsbezeichnung für die Pöllauer Hirschbirne - Fehlanzeige.
Seit Jahr und Tag werden selbstzufrieden, bäuerlicher Folklore gleich, die
selben Themen getrommelt, ohne auch nur den geringsten Fortschritt zu erzielen.
Ja, der Anteil der Bauern an den Lebensmittelpreisen ist zu gering, ja, der
Handel verschleudert beste Fleischwaren billiger als Katzenfutter, ja,
Österreichs Bauern haben in manchen Produktionssparten strengere Auflagen als
ihre internationale Konkurrenz. Ja, ja, und nochmals ja. Alle wissen das. Seit
Jahren. Doch hat es irgendwelche Konsequenzen gegeben? Und: Warum nicht?
Längst müsste sich die Interessenvertretung der Bauern
- und auch alle anderen, die sich Bauernvertreter nennen - diesen Fragen
stellen und neue Strategien suchen.
Aber gut möglich, dass sie dazu keine Position hat.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 1. April 2016
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