Donnerstag, 15. Dezember 2016

Das gute Österreich



Im Frühsommer, als klar war, dass die Bundespräsidenten-Stichwahl wiederholt werden musste, gab es für die zahllosen Ehrenamtlichen, die sich als Wahlbeisitzer um eine korrekte Abwicklung kümmerten, keinen Dank, aber jede Menge Häme. Bei der Wiederholung der missglückten Wahl Anfang Dezember war das anders. Da gab es von allen Seiten Dankesbekundungen dafür, dass sie sich Zeit genommen haben und dafür, dass sie die Aufgabe im öffentlichen Interesse übernommen hatten.

Gott sei Dank, denn allzu oft wird vergessen, dass ohne die ehrenamtliche Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land sehr viel nicht funktionieren würde -ganz abgesehen davon, dass sehr vieles sehr viel teurer wäre.

In kaum einem anderen Land setzt man bei der Bewältigung von Aufgaben, die eigentlich dem Staat zustünden, so sehr auf freiwillige Helfer wie in Österreich. Das gilt für das Feuerwehrwesen, das gilt für den Katastrophenschutz, für das Rettungswesen, für die Jugendarbeit und für viele soziale Bereiche bis hin zur Hilfe für die Flüchtlinge, die trotz aller Probleme und Anfeindungen von zahllosen Bürgerinnen und Bürgern unverdrossen als Dienst an der Menschlichkeit aufrechterhalten wird.

Es ist nur schwer auszumalen, wenn es all dieses Engagement in diesem Land nicht gäbe. In Österreich mag vieles nichts funktionieren wie es sollte und könnte, die ehrenamtliche Tätigkeit, die Übernahme von Hilfeleistungen und anderem funktioniert wie sonst nur wenig.

Mehr als 3,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher über 15, wurde erst kürzlich aus Anlass des jährlichen UN-Tages der Ehrenamtlichen von allen Seiten betont, engagieren sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich. Viele in eher gesellschaftlich orientierten Vereinen, in politischen und anderen Organisationen der Zivilgesellschaft, viele aber auch in Organisationen, die konkrete Hilfe anbieten. Sie bringen es auf rund 14 Millionen Arbeitsstunden pro Woche und sind im Schnitt gut 30 Tage pro Jahr fürs Ehrenamt tätig. Etwas Sinnvolles zu tun, zu helfen, Anerkennung zu bekommen - das sind in einer Gesellschaft, in der sich viele viel zu wenig beachtet fühlen, in der die Arbeit oft als sinnentleert und wenig wertgeschätzt empfunden wird, für viele Menschen die Triebfedern, sich ehrenamtlich zu engagieren.

"Ein wirklich wertvoller Schatz", nannte das der Vorarlberger Landeshauptmann einmal. Wie recht er hat. Es gibt nicht nur die raunzerische, die jammernde und die schimpfende Seite Österreichs und die, die nur auf sich und sonst aber wegschaut. Es gibt auch die gute, die, auf der geholfen wird, die, auf der man einander unter die Arme greift.

Das Engagement der Ehrenamtlichen zeigt die Kraft, die in diesem Land steckt und die man gerne öfters sehen und spüren würde. Sie zeigt, dass viele Menschen füreinander Verständnis haben und es vielen, viel mehr als man glauben mag, ein Anliegen ist, zu helfen, wo Hilfe notwendig ist. Und dass sie in der Tat bereit sind, dafür etwas zu tun.

Diese Seite der Österreicherinnen und Österreicher spiegelt sich übrigens auch in ihrem Spendenverhalten wider. Sonst schnell in heller Aufregung, wenn irgendwo die Preise und Gebühren antgehoben werden, bringen sie Jahr für Jahr fast schon zuverlässig immer neue Rekorde an Spenden, mit denen geholfen werden kann.

Das Interesse an ehrenamtlicher Tätigkeit ist dem Vernehmen nach im Wachsen. Vor allem junge Menschen zeigten sich vermehrt interessiert. Das ist gut so. Denn, auch das sagt im Umfeld des Tages des Ehrenamtes ein Verantwortlicher einer Hilfsorganisation, "es gibt ganz klar Bedarf an helfenden Händen".

Auch wenn sie hoch im Kurs stehen, in diesem Land brauchen die helfenden Hände Hilfe. Zu oft noch haben die Organisationen mit bürokratischen Hürden zu kämpfen, zu oft noch sind sie anderen Einrichtungen gegenüber benachteiligt. Und zu oft fehlt es ihnen auch an den nötigen Mitteln. Dabei wäre es oft einfach, den Helfern zu helfen. Die Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen wird da und dort gefordert, die steuerliche Absetzbarkeit von Aufwendungen im Zusammenhang mit der Freiwilligenarbeit, die Anrechnung freiwilliger Tätigkeiten im Rahmen von Berufsausbildungen und Ähnliches.

Die Fortschritte könnten größer sein. Aber es gibt sie. Für Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren ist in Hinkunft die Hepatitis-Impfung kostenlos.

Das lässt hoffen.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 15. Dezember 2016

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