In Österreich gibt es eine besondere Form der industriellen Landwirtschaft.
Sie hat freilich nichts mit dem zu tun, wie man industrielle Landwirtschaft
gemeinhin versteht. Hauptkennzeichen der österreichischen Variante ist, dass
sie von landwirtschaftsfremden Industriellen und Wirtschaftskapitänen betrieben
wird. Die eingesessenen Bauern ärgert das zunehmend.
In den vergangenen Jahren sorgten die branchenfremden
Agrar-Investoren aus der Wirtschaft oft für Verärgerung, weil sie
Grundstückspreise in für normale Bauern unerschwingliche Höhen trieben, um ihre
Träume zu erfüllen. Genossen die Ihren Besitz möglichst diskret und unter
Ausschluss der Öffentlichkeit, so sind es nun immer öfter Investoren, die
meinen, sie müssten der Öffentlichkeit und der eingesessenen Landwirtschaft
zeigen, wie man es macht und wie es geht. Über eine perfekte
Marketing-Maschinerie präsentieren und inszenieren sie sich in oft
missionarischem Eifer als Vorzeigebauern, die alles besser wissen und machen
und die damit die eingesessene Bauernschaft oft als nichts denn dumm und unfähig
aussehen lassen.
"Mit einer vollen Hose ist gut stinken", heißt
es am Land gerne in solchen Fällen.
Die Familie Dichand macht das seit langem mit dem
Csardahof im Burgenland, bei dem nach wie vor ein gewisser Werner Lampert als
Geschäftsführer im Firmenbuch steht. Im oberösterreichischen fühlt sich ein
Großfleischhauer aus dem Alpenvorland seit einiger Zeit berufen, den Bauern auf
seinem "Musterhof" , einem riesigen und teuer renovierten Vierkanter,
zu zeigen, wie "Hofkultur" geht. "Artgerecht Haltung ist uns
nicht genug", heißt es werbewirksam auf der Homepage und "Wir geben
jedem Tier deutlich mehr Zeit zum Heranwachsen". In stylischen Bildern
wird vom Metzgersohn und seiner Freundin eine Landwirtschaft gezeigt, die sich
nur leisten kann, wer einige Millionen auf der Seite hat. Das ist zwar durchaus
beeindruckend, dass sie auf Kosten der Bauern Image machen, ficht sie wohl
nicht an.
Auch eine Salzburger Brauerei hat die Landwirtschaft
als Image-Vehikel entdeckt, sich im Innviertel ein Gut zugelegt und macht in
Bio. "Durch diese Form der Landwirtschaft können sich die Böden erholen
und die Humusschicht wieder aufgebaut werden", lässt man in ganzseitigen
Zeitungs-Inseraten wissen, ganz so, als ob anderen Bauern das nicht auch ein
Anliegen wäre.
Die normalen Bauern in diesem Land, die keine Millionen auf
der Seite haben, die mit der Agrarpolitik und Preisen hadern, mit der Allmacht
des Handels und mit all den Vorschriften und Auflagen, die für sie oft nicht
denn Qual sind, stößt das zunehmend sauer auf. Da wird auf ihre Kosten der
breiten Öffentlichkeit vorgegaukelt, was in der Realität, zumal in jener eine
durchschnittlichen österreichischen Landwirts, nicht umsetzbar ist. Da ist kein
Wunder, dass für sie in der Öffentlichkeit der Rechtfertigungsdruck immer
größer wird.
Da ist den Bauern die Schadenfreude nicht zu verargen, wenn
einer dieser selbsternannten Millionenschweren Superbauern einen Super-Flop
hinlegt. Geschehen kürzlich im Mühlviertel, wo ein Bauindustrieller um dem
Vernehmen nach mehr als zehn Millionen Euro einen Musterhof hinstellte der alle
Stückerl spielt. Er haute ganz groß auf die Pauke. "Ethisch ist das neue
Bio", tönte er.
Jetzt ist legte sein Bauunternehmen die größte Pleite des
Jahres in Oberösterreich hin. Schuld könnten, vermuten manche, die Millionen-Kosten
für den Bauernhof sein.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. Dezember 2016
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