"Wir wollen zeigen, dass Ideen nicht nur in Städten und
in Hochhäusern, sondern auch am Land entstehen und jeder von uns das auch
machen kann", sagt die junge Dame. "Dorfverstand" hieß die Aktion,
mit der die Landjugend in Oberösterreich zeigen wollte, dass man sich auf dem
Land nicht unterkriegen lassen will. Ein junger Bauer, dessen Hendln im Campingmobil wohnen, wurde da
präsentiert, einer, der mit Strohhalmen aus echtem Stroh erfolgreich ist und
einer, der eine App entwickelte, mit der sich Vereine leichter organisieren
können.
Es ist nichts
Großes, aber es zeigt, dass unter den jungen Bäuerinnen und Bauern
Selbstbewusstsein wächst. Abseits der ausgetrampelten Pfade, auf denen die
Agrarpolitik wandelt und in der sich das Denken der Bauernvertreter und vieler,
vieler Bäuerinnen und Bauern immer noch abspielt. Man jammert nicht alten
Zeiten nach, man ist bereit, neue Wege zu gehen. Man will zu einer bäuerlichen
Selbstständigkeit zurückfinden, um sich aus den Abhängigkeiten von
Fördergeldern und politischem Wohlwollen so gut es geht zu lösen. Und man hat
genug davon, dass Handel, NGO und Freaks aus den Städten bestimmen, was die
Landwirtschaft zu tun und zu unterlassen hat.
Man will nicht
klein beigeben, sondern man versucht die eigenen Stärken herauszuarbeiten und
Wege finden, die eine Zukunft und ein Auskommen in der Landwirtschaft tragen.
Da wird nicht gejammert, sondern da wird angepackt und nach Chancen gesucht.
Man ist bereit, sich von alten Denkmustern zu lösen und seine Position auf dem
Markt, aber auch in der Gesellschaft zu erarbeiten.
Viele der jungen
Bäuerinnen und Bauern definieren sich anders, als ihre Vorfahren. Längst sind
sie dabei, die Landwirtschaft zu verändern. Und das ist gut so. Die einen sehen
in Professionalisierung und Größe ihre Zukunft und sind bereit dafür alles zu
geben. Andere spezialisieren sich und suchen gezielt nach Lücken auf dem Markt
und nach Chancen bei den Konsumenten. Die Betriebsgröße spielt dabei immer weniger
Rolle und auch nicht die Lage des Hofes. Das Konzept ist es, das heute zählt
und die Idee. Und der Fleiß. Sie machen das, wovon andere jahre- und oft
jahrzehntelang nur geredet haben, das, das lange von vielen nur gering
geschätzt wurde und das, wofür viele nur ein herablassendes Lächeln übrig
hatten. Der Weg, den sie gehen, ist nicht leicht. Aber sie wissen, dass der ist
auch anderswo nicht leicht ist.
Die Agrarpolitik
tut sich schwer mit diesen Pionierinnen und Pionieren. Sie lassen sich oft nicht
einordnen in ihre Gedankenwelt. Und sie lassen sich schon gar nicht vor einen
politischen Karren spannen. Oft fehlt es an Verständnis für sie und oft am
richtigen Unterstützungs-Angebot.
Die Politik und
die eingesessenen Bauernvertreter sollten alles daran setzen, das rasch zu
verändern. Sie müssen die nötige Unterstützung bieten und das nötige
Verständnis. Und sie müssen die nötigen Spielräume schaffen. An all dem hapert
es freilich noch immer allzu oft. Man tut sich schwer, den Kontakt zu finden
und man versteht oft nicht, was die Jungen wollen, weil es nicht ins Weltbild
des Jammerns und Forderns passt, das jahrzehntelang das eigene Tun bestimmt
hat.
Aber das nimmt
nicht Wunder in der Welt der Agrarpolitik und der bäuerlichen Standesvertretung
in der hierzulande angesichts der Altersstruktur an der Spitze alle unter 60
als Nachwuchshoffnungen gelten.
Gelten müssen, um
genau zu sein. Aus bekannten Gründen.
Gmeiner meint - Blick ins Land - Mai 2017
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