Freitag, 7. September 2018

60 Millionen für dürregeplagte Bauern



Ein Hilfspaket soll rasch helfen und die Eigenvorsorge über Versicherungen attraktiver machen.


Hans Gmeiner 


Wels. „Die Schäden sind deutlich größer, als man sieht.“ Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, will erst gar keine Zweifel aufkommen lassen, dass die betroffenen Bauern das Hilfspaket der Bundesregierung dringend brauchen. Das präsentierte er am Donnerstag gemeinsam mit Agrarministerin Elisabeth Köstinger und Bauernbundpräsident Georg Strasser bei der Agro-Tier-Messe in Wels. „Seit dem Sommer wächst in vielen Regionen weder Gras noch kann etwas geerntet werden“, sagt Moosbrugger. Nicht nur die Grünlandbauern leiden und mussten sogar ihre Viehbestände reduzieren, weil ihnen das Futter ausging. Auch Ackerbauern kämpfen mit Ertragseinbußen und auch im Wald sind die Schäden nicht mehr übersehbar. Zudem plagen als Folge der Trockenheit die Bauern in immer größerem Maß Schädlinge, die bislang kaum Probleme machten. Im Osten Österreichs fraß der Rüsselkäfer im Frühjahr mehr als 10.000 Hektar Zuckerrübenfelder kahl. Für viele Grünlandbauern sind Engerlinge zur Plage geworden, weil sie auf der Wiese nichts mehr wachsen lassen, und in vielen Wäldern tobt der Borkenkäfer in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Schon in den vergangenen Monaten schnürte das Landwirtschaftsministerium kleinere Hilfspakete mit einem Gesamtvolumen von neun Mill. Euro. Nun will man den Bauern mit einem zusätzlichen 60-Millionen-Euro-Paket unter die Arme greifen. Jeweils rund 20 Mill. Euro sollen besonders betroffenen Grünlandbauern in Form von direkten Nothilfezuschüssen und Waldbauern als Zuschuss für Wiederaufforstungen zugutekommen. Um rund 13 Mill. Euro, die sich Bund und Länder teilen, sollen die Zuschüsse für Versicherungen gegen Elementarrisiken wie Dürre, Hagel und Unwetter erhöht werden. Neu eingeführt werden soll eine eigene Tierausfallversicherung, für die elf Mill. Euro veranschlagt sind. Darüber hinaus will man auch Rückzahlungen für Agrarkredite stunden sowie einen eigenen Agrarsonderkredit „Trockenheit“ für besonders betroffene Betriebe auflegen.

Für die Bauern bleibt die Unterstützung dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein die Schäden für Grünlandbauern beziffert die Hagelversicherung mit mehr als 300 Mill. Euro. Zu viel dürfen sie sich daher nicht erwarten. Angesichts der regional oft sehr unterschiedlichen Situation ist die Verteilung der Gelder eine große Herausforderung. Die Spitzen der Agrarwirtschaft wollen daher keine allzu großen Hoffnungen nähren. „Rasch helfen können wir nur besonders stark betroffenen Bauern.“

Köstinger, Strasser und Moosbrugger ist klar, dass Notmaßnahmen, wie sie das aktuelle Hilfspaket enthält, angesichts des Klimawandels keine langfristige Lösung für die Probleme der Bauern sein können. „Wir legen daher auch besonderen Wert auf Maßnahmen zur Vorsorge für die Zukunft“, sagte Köstinger. „Insbesondere die Erhöhung der Zuschüsse für die Versicherungen soll es für Bauern attraktiver machen, selbst vorzusorgen.“


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 7. September 2018

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