Mittwoch, 26. September 2018

TV-Köchin tischt schwere Kost auf



Appell für vielfältige Landwirtschaft überzeugt EU-Agrarkommissar nicht.


Hans Gmeiner 


Schlosshof. Über dem Schloss Hof im äußersten Osten Österreichs kreiste stundenlang ein Polizeihubschrauber. Auf den Dächern wachten Scharfschützen und rund ums Schloss sorgte eine gute Hundertschaft an Polizisten für Sicherheit. Draußen vor dem Schloss redeten Demonstranten von Kleinbauerngruppen und NGOs in den bitterkalten Wind. Und in der zum Tagungssaal umfunktionierten ehemaligen Reithalle nahm sich schon in aller Früh Fernsehköchin und Aktivistin Sarah Wiener vor den EU-Agrarministern kein Blatt vor den Mund. Die Landwirtschaft folge nicht mehr „unserer Ethik, unserer Moral und unseren Wurzeln“. Man müsse erkennen, dass man den falschen Weg gegangen sei. „Sie haben die moralische Aufgabe, die Vielfalt unserer Landwirtschaft zu schützen“, appellierte sie an die Teilnehmer des informellen Agrarministerrats. Elisabeth Köstinger, die Wiener eingeladen hatte, fand das gut. „Es war wichtig, Meinungen aus der Öffentlichkeit eine Stimme zu geben.“

Dagegen konnte Agrarkommissar Phil Hogan mit Wieners Appell wenig anfangen. „Wir müssen bald zehn Milliarden Menschen ernähren, das geht nicht allein mit regionaler Produktion.“ Dennoch könnte es künftig ein wenig in die Richtung gehen, die Wiener einmahnte. Köstinger ortet bei ihren Amtskollegen wachsendes Verständnis für ihre Bemühungen um mehr Produktqualität und Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft. Ihr ist es ein Dorn im Auge, dass der Vorschlag Hogans eine Kürzung just der Mittel für die ländliche Entwicklung vorsieht, die genau diese Anliegen fördern soll. „Viele Regionen in Europa sind dann nicht mehr konkurrenzfähig“, warnt Köstinger.

Davon, dass Österreich als Nettozahler von der EU einen straffen Sparkurs fordert, lässt sie sich nach wie vor nicht beeindrucken. „Wir haben zunächst über Programme zu diskutieren.“ Daran, dass man sich noch vor den EU-Wahlen auf die Agrarreform einigen kann, hat offenbar auch Köstinger Zweifel. „Wir werden unser Bestes geben“, sagt die aktuelle Ratsvorsitzende. Hogan ist hingegen „zuversichtlich, dass wir es noch schaffen“.


Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 26. September 2017

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