Schweinefleisch aus Tierwohlprogrammen ist kein Renner. Der Absatz hinkt hinterher. Bauern pochen auf Lösungen für Spaltenböden.
Hans GmeinerSalzburg. Von den Bauern mehr Tierwohl zu verlangen, ist das eine, dafür auch mehr zu bezahlen, ist dann aber etwas ganz anderes. Wenn es darum geht, für Fleisch von Schweinen, die in Tierwohlprogrammen mit mehr Auslauf, Strohhaltung und vielen anderen Extras gehalten wurden, rund 30 Prozent mehr und für Fleisch von Bioschweinen gar das Doppelte auf den Tisch zu legen, ist schnell alles vergessen. Der Absatz von Schweinefleisch aus Tierwohl- und Biohaltung hat sich seit 2021 zwar von damals 70.000 bis zum Vorjahr auf 246.000 mehr als verdreifacht. Der Marktanteil ist mit 6,1 Prozent aber noch immer nicht wirklich von großer Bedeutung. Vom Ziel, bis 2030 rund eine Million Tierwohl-Schweine vermarkten zu können, ist man noch ein gutes Stück entfernt.
Die Zuwächse haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Ein zahlenmäßiges Plus gab es im Vorjahr nur mehr in der höchsten Qualitätsstufe für konventionell gehaltene Schweine, die allerdings mit nur 67.000 Tieren gleichzeitig die kleinste ist. Bei Bioschweinen und in den anderen Haltungskategorien gab es hingegen Rückgänge.
„Aktuell ist keine weitere Steigerung in Aussicht“, sagt Michael Klaffenböck von der Schweinehaltung Österreich. Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse, sieht vor allem die großen Handelsketten in der Pflicht. „Zurzeit ist Rewe mit Billa und Billa plus die Lokomotive auf dem Markt.“ Während man dort versucht, den Bauern mit Fünfjahresverträgen die nötige Sicherheit für Investitionen, aber auch im Absatz zu bieten, halten sich die anderen Ketten nach Schlederers Einschätzung zu sehr zurück. „Man macht zwar mit, aber nicht mit dem nötigen Engagement.“
Dabei wäre das Interesse vor allem junger Bauern, die Schweinehaltung auf tierfreundliche Systeme umzustellen, durchaus beachtlich. Sie landen aber nicht auf dem Markt, sondern lediglich auf Wartelisten, weil es für sie keine Verträge gibt. Angesichts der hohen Investitionskosten und des Mehraufwandes in der Produktion fordert Schlederer „alle anderen Handelsketten auf, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, dass man bereitwillige Investoren nicht im Regen stehen lässt“. Jetzt wäre die Chance, in Sachen Tierwohl voranzukommen, zumal sich der Fleischverzehr stabilisiert habe und die Kaufkraft wieder wachse.
Bei allen Diskussionen und Forderungen rund um Tierwohlprogramme lassen die Schweinebauern aber keinen Zweifel daran, dass es vor allem im Hinblick auf die Versorgungssicherheit auch in Zukunft eine differenzierte Produktion braucht. Denn der Bedarf an Schweinen, die außerhalb von Qualitätsprogrammen nur dem gesetzlichen Mindeststandard entsprechend gehalten werden, wächst ganz entgegen der öffentlichen Diskussion stark. Im Vorjahr gab es ein Plus von 3,9 Prozent auf 2,167 Millionen Schlachtungen – rund die Hälfte aller Schlachtungen.
Die Bauern befürchten, dass vor allem ihre Position auf den Märkten durch überzogene Haltungsvorschriften geschwächt wird. Es müsse auch in Zukunft möglich sein, Schweine in unterschiedlicher Weise zu halten. Genau da freilich brennt der Hut. Bis Ende Mai muss es eine Lösung bei der Umstellungsfrist von Vollspaltenböden auf andere Bodensysteme geben. „Sonst wären 80 Prozent der Schweinehalter illegal unterwegs“, sagt Franz Rauscher, Obmann der österreichischen Schweinehalter.
„Die Zeit läuft uns davon“, sagt auch Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, der versucht, Druck auf die Politik und die für eine Lösung zuständige Sozialministerin Korinna Schumann (SP) zu machen. Bei einer Lösung müsse die Marktentwicklung mitberücksichtigt werden, betont der Kammerchef, „und diese zeigt eine Stagnation des Tierwohlsegments und eine verstärkte Preissensibilität“. Ständig die Standards gesetzlich weiter in die Höhe zu schrauben, den Verlust von Marktanteilen zuzulassen und stattdessen Importen schlechterer Qualität Tür und Tor zu öffnen, würde regionale Wertschöpfung vernichten, bäuerliche Existenzen gefährden und ganz Österreich schaden, ist Moosbrugger überzeugt.
Die Zuwächse haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verlangsamt. Ein zahlenmäßiges Plus gab es im Vorjahr nur mehr in der höchsten Qualitätsstufe für konventionell gehaltene Schweine, die allerdings mit nur 67.000 Tieren gleichzeitig die kleinste ist. Bei Bioschweinen und in den anderen Haltungskategorien gab es hingegen Rückgänge.
„Aktuell ist keine weitere Steigerung in Aussicht“, sagt Michael Klaffenböck von der Schweinehaltung Österreich. Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse, sieht vor allem die großen Handelsketten in der Pflicht. „Zurzeit ist Rewe mit Billa und Billa plus die Lokomotive auf dem Markt.“ Während man dort versucht, den Bauern mit Fünfjahresverträgen die nötige Sicherheit für Investitionen, aber auch im Absatz zu bieten, halten sich die anderen Ketten nach Schlederers Einschätzung zu sehr zurück. „Man macht zwar mit, aber nicht mit dem nötigen Engagement.“
Dabei wäre das Interesse vor allem junger Bauern, die Schweinehaltung auf tierfreundliche Systeme umzustellen, durchaus beachtlich. Sie landen aber nicht auf dem Markt, sondern lediglich auf Wartelisten, weil es für sie keine Verträge gibt. Angesichts der hohen Investitionskosten und des Mehraufwandes in der Produktion fordert Schlederer „alle anderen Handelsketten auf, sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen, dass man bereitwillige Investoren nicht im Regen stehen lässt“. Jetzt wäre die Chance, in Sachen Tierwohl voranzukommen, zumal sich der Fleischverzehr stabilisiert habe und die Kaufkraft wieder wachse.
Bei allen Diskussionen und Forderungen rund um Tierwohlprogramme lassen die Schweinebauern aber keinen Zweifel daran, dass es vor allem im Hinblick auf die Versorgungssicherheit auch in Zukunft eine differenzierte Produktion braucht. Denn der Bedarf an Schweinen, die außerhalb von Qualitätsprogrammen nur dem gesetzlichen Mindeststandard entsprechend gehalten werden, wächst ganz entgegen der öffentlichen Diskussion stark. Im Vorjahr gab es ein Plus von 3,9 Prozent auf 2,167 Millionen Schlachtungen – rund die Hälfte aller Schlachtungen.
Die Bauern befürchten, dass vor allem ihre Position auf den Märkten durch überzogene Haltungsvorschriften geschwächt wird. Es müsse auch in Zukunft möglich sein, Schweine in unterschiedlicher Weise zu halten. Genau da freilich brennt der Hut. Bis Ende Mai muss es eine Lösung bei der Umstellungsfrist von Vollspaltenböden auf andere Bodensysteme geben. „Sonst wären 80 Prozent der Schweinehalter illegal unterwegs“, sagt Franz Rauscher, Obmann der österreichischen Schweinehalter.
„Die Zeit läuft uns davon“, sagt auch Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, der versucht, Druck auf die Politik und die für eine Lösung zuständige Sozialministerin Korinna Schumann (SP) zu machen. Bei einer Lösung müsse die Marktentwicklung mitberücksichtigt werden, betont der Kammerchef, „und diese zeigt eine Stagnation des Tierwohlsegments und eine verstärkte Preissensibilität“. Ständig die Standards gesetzlich weiter in die Höhe zu schrauben, den Verlust von Marktanteilen zuzulassen und stattdessen Importen schlechterer Qualität Tür und Tor zu öffnen, würde regionale Wertschöpfung vernichten, bäuerliche Existenzen gefährden und ganz Österreich schaden, ist Moosbrugger überzeugt.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 2. Mai 2025
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