Zu teuer? Der Landmaschinen- Hersteller Pöttinger legt Expansionspläne in Österreich auf Eis.
Hans GmeinerWegen der hohen Kosten in Österreich rechnen sich die Pläne nicht mehr, sagt Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung des oberösterreichischen Familienunternehmens Pöttinger, das besonders in Grünlandtechnik auch international zu den Großen der Branche zählt.
SN: Pöttinger bekam die Krise im Vorjahr heftig zu spüren. Nach guten Jahren fiel der Umsatz um 20 Prozent. Im vergangenen Winter haben Sie von leisen positiven Signalen gesprochen. Was ist daraus geworden?
SN: Pöttinger bekam die Krise im Vorjahr heftig zu spüren. Nach guten Jahren fiel der Umsatz um 20 Prozent. Im vergangenen Winter haben Sie von leisen positiven Signalen gesprochen. Was ist daraus geworden?
Gregor Dietachmayr: Diese positiven Signale haben sich leider nicht fortgesetzt. Bei den Geräten für die Grünlandwirtschaft sind wir zwar stabil, bei den Geräten für den Ackerbau, auf die 35 Prozent unseres Umsatzes entfallen, spüren wir die sinkenden Preise für Feldfrüchte und die schwierige Ertragslage der Landwirte in diesem Bereich. Die Preise sinken dort, während die Kosten steigen. Weltweit lässt in diesem Bereich die Investitionsbereitschaft zu wünschen übrig.
Die USA gelten als Markt mit großem Potenzial. Wie erleben Sie die USA unter Trump?
Wir haben in den USA vor zwei Jahren 40 Millionen Euro Umsatz gemacht. Aufgrund der aktuellen Situation hat sich dieser Umsatz halbiert. Das hat mit der schlechten Lage der US-Landwirtschaft begonnen und jetzt kam die Zollthematik dazu. Wir haben nun 15 statt zuletzt zehn Prozent auf all unsere Produkte. Und wir sind auch von den 50-prozentigen Zöllen auf Stahl betroffen, weil die auch auf Maschinen für den Ackerbau aufgeschlagen werden.
Pöttinger ist immer noch in der Ukraine und auch in Russland auf dem Markt.
Pöttinger ist immer noch in der Ukraine und auch in Russland auf dem Markt.
Das sind kleine Märkte. In der Ukraine haben wir 50 Beschäftigte. Die leisten großartige Arbeit und zählen zu den Gewinnern des Wirtschaftsjahrs. In Russland sind wir noch aktiv, aber deutlich reduziert, beeinträchtigt von Sanktionen und beschränkten Möglichkeiten im Kapitalverkehr. Aber da ging es nie um große Umsatzzahlen.
In Deutschland gab es Sorgen wegen der Schwierigkeiten der BayWa, des größten Kunden dort.
Die haben uns schon ein paar schlaflose Nächte bereitet. Aber das geht jetzt wieder in die richtige Richtung. Die Zahlen stimmen.Was heißt das alles für das aktuelle Geschäftsjahr, das mit Ende Juli endet? Wir hatten von Jänner bis Mai deutlich höhere Auftragseingänge als im Vorjahr, das ist aber im Juni und Juli wieder abgerissen. Erhofften wir im Frühling noch ein leichtes Plus, so gehen wir jetzt von einem Minus im einstelligen Prozentbereich aus.
Im Vorjahr meldeten Sie im Sommer 200 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice an.
Im Vorjahr meldeten Sie im Sommer 200 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice an.
Heuer sind es deutlich weniger. Zudem schöpfen wir wieder alle Möglichkeiten wie konsequenten Urlaubsabbau und Abbau der Zeitkonten aus. Zudem haben wir die Zahl der Zeitarbeitskräfte reduziert.
Weltweit leidet die Landmaschinenindustrie.
Alle stecken in einer Absatzkrise, die ihre Wurzeln in den Marktverwerfungen als Folge der Coronakrise und des Ukrainekriegs hat. Zuletzt kamen die Zinsen und die Inflation dazu. Die Produkte wurden immer teurer, der Absatz begann zu stocken. Dazu gab es noch Sonderfaktoren wie die Investförderung in Österreich, die viele landwirtschaftliche Betriebe zu Vorziehkäufen veranlasste. Das alles mündete dann sehr schnell in die Situation, mit der wir derzeit alle zurechtkommen müssen.
Wie reagiert man da als Unternehmen?
Ist das so wie Fahren im Nebel? Nein, im Nebel fährt man nicht, aber man muss heute extrem unterschiedliche Szenarien entwickeln. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist eine ganz andere als vor fünf oder zehn Jahren. Es wird zunehmend weniger planbar. Wer kann mir heute sagen, was in drei oder fünf Jahren ist?
Kommen wir zur Wirtschaftspolitik und zum Standort Österreich. Wo sehen Sie das Problem?
Vielleicht einmal vorweggeschickt: Es ist mir ein großes Anliegen festzuhalten, dass es uns Österreicherinnen und Österreichern gut geht. Das ist unbestritten und wichtig. Aber man kann’s halt auch übertreiben und man kann den Wohlstand auch gefährden. Und das ist meiner Ansicht nach in den letzten Jahren in Österreich schon passiert. Wir lassen es uns unter Anführungszeichen zu gut gehen.
Können Sie da konkreter werden?
Natürlich. Wir haben uns die vergangenen vier Jahre in Europa unter die Top 3, was die Arbeitskosten anlangt, hinentwickelt. Da ist ja bei den Lohn- und Gehaltsabschlüssen immer die Benya-Formel, nach der sich die Lohnabschlüsse an der Inflationsrate orientieren sollen, strapaziert worden. Die Abschlüsse liegen aber seit Jahren darüber. Es muss uns auch bewusst sein, dass wir uns mittel- und langfristig dadurch selber schaden, da gehört mit Augenmaß agiert.
Sie vermissen Augenmaß?
Genau. Und ich meine, es ist zwar Illusion oder Wunschvorstellung, dass man einen Staat führt wie ein Unternehmen, aber es wäre manchmal gut.
Ist Österreich als Wirtschaftsstandort uninteressant geworden?
Wir haben jedenfalls an Attraktivität ganz massiv verloren. Wir gegenüber dem restlichen Europa und wir erst recht gegenüber der restlichen Welt. Nichts einzuwenden dagegen, dass Europa in Sachen Umwelt Vorbild sein soll, aber es ist Faktum, dass die Energiekosten für die industrielle Fertigung in Europa drei Mal so hoch sind wie in den USA. Da muss man schauen, dass man das kompensiert, dass wir besser sind, dass wir effizienter sind und so weiter und so fort. Aber man kann’s auch übertreiben. Und in Österreich haben wir sicher übertrieben. Am Ende, wenn uns nicht schnell was einfällt, wird Produktion abwandern. Das tut sie schon allein, wenn keine Investitionsentscheidungen mehr in Österreich getroffen werden.
Auch Pöttinger hatte andere Pläne, als man in der Nähe des derzeitigen Standorts Projekte entwickelte.
Ja, wir haben in der Nähe unseres Standorts Grieskirchen begonnen, ein Werk zu errichten, aber jetzt nach der zweiten von insgesamt fünf geplanten Ausbaustufen vorerst einmal Stopp gesagt, weil sich für uns aktuell nicht abzeichnet, dass wir an dem Standort konkurrenzfähig sind. Wenn wir jetzt Investitionsentscheidungen treffen müssten, gäbe es andere Standorte, die wir vorher prüfen, als weiter in Österreich zu investieren.
Und wie sehen Sie die Zukunft von Pöttinger?
Die Herausforderung für die Zukunft ist neben den Märkten die Technik. Entwickeln wir unsere Maschinenkonzepte in Richtung Großfläche weiter? Oder sind der technologische Treiber für uns eher autonome, also selbst fahrende Systeme, die mit geringeren Arbeitsbreiten auskommen und den großen Vorteil haben, dass sie Tag und Nacht fahren und deswegen zu ihrer Schlagkraft kommen? Vor allem geht es uns darum, weiterhin einen Teil dazu beizutragen, die Landwirtschaft mit unseren Produkten zu unterstützen und damit die Ernährung der Weltbevölkerung abzusichern.
Gregor Dietachmayr ist Sprecher der Geschäftsführung des Landmaschinenherstellers Pöttinger. Das Familienunternehmen aus Grieskirchen (OÖ) mit Produktionen in Deutschland, Tschechien und Italien ist rund um den Globus tätig und erzielt mit 2200 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 500 Mill. Euro.
Gregor Dietachmayr ist Sprecher der Geschäftsführung des Landmaschinenherstellers Pöttinger. Das Familienunternehmen aus Grieskirchen (OÖ) mit Produktionen in Deutschland, Tschechien und Italien ist rund um den Globus tätig und erzielt mit 2200 Beschäftigten einen Jahresumsatz von rund 500 Mill. Euro.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 29. Juli 2025
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