Freitag, 17. September 2010

Notwendigkeit und Chance




Die heimische Milchwirtschaft galt über Jahrzehnte als Inbegriff wirtschaftlicher Behäbigkeit. Abgeschottet durch ein planwirtschaftliches System, das einer geschützten Werkstätte glich, verarbeitete man Milch, die niemand brauchte, zu Produkten, die niemand wollte.
Das hat sich inzwischen geändert. Heimischer Käse und all die anderen Produkte, die die Molkereien erzeugen, können sich auch international sehen lassen.

Nach einer ersten Welle der Strukturbereinigung rund um den EU-Beitritt ist nun der Druck wieder so groß, dass man die Strukturen den Bedürfnissen des Marktes anpassen muss. Dort weht ein rauer Wind. Internationale Molkereien, die ein Mehrfaches der heimischen Produktion verarbeiten, bestimmen das Geschäft. Da braucht es andere Betriebe als bessere Sennereien, um die inzwischen durchaus beachtlichen Mengen, die heimische Milchbauern erzeugen, auch verkaufen zu können.

Fusionen wie Berglandmilch und Landfrisch, Salzburger Alpenmilch und Käsehof und jetzt Berglandmilch und Tirol Milch sind daher der richtige Weg. Es werden noch weitere folgen.

Für die Bauern hat das freilich zwei Seiten. Auf der einen Seite erkennen sie die Bedeutung großer Einheiten für eine erfolgreiche Vermarktung ihrer Milch. Auf der anderen Seite haben sie das ungute Gefühl, allzu großen Abnehmern ausgeliefert zu sein.

Dieses Unbehagen ist verständlich. Es ist eine Herausforderung für die Verantwortlichen in der Milchwirtschaft, die Bauern nicht zu enttäuschen. Dann werden diese den Weg mittragen. Er ist für die heimische Milchwirtschaft ohne Alternative, er gibt aber auch Erzeugern von Spezialitäten die Chance, die Lücken im Angebot der großen Verarbeiter zu füllen.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 17. September 2010

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