Als im Februar Greenpeace mit angeblichen
Glyphosatfunden in Getreide dicke Schlagzeilen machte war die Aufregung
groß. Und das, wie sich dann herausstellte, völlig zu unrecht. Der Wert,
den das Umweltbundesamt (das übrigens für Untersuchungen dieser Art gar nicht
zertifiziert ist) fand, lag um ein tausendfaches unter den gesetzlichen
Grenzwerten. Zugelassene Labors, die nachkontrollierten, haben gar keine
Rückstände gefunden. Als das herauskam, waren freilich Ackerbauern, Müller und
Bäcker längst diskreditiert und in einen schiefes Licht gerückt. Schlagzeilen
wie "Unkrautvernichter in Mehl und Backwaren" hatten längst ihre
Wirkung getan.
Kein Wunder, dass manch Bäcker und Müller jetzt überlegt,
mit Greenpeace als Partner zusammenzuarbeiten. Das verspricht schließlich, eine
Menge Ärger und negative Schlagzeilen zu ersparen. Der Handel verfolgt diese
Strategie schon längst. Spar steckt mit dem WWF unter einer Decke, Hofer hat
Werner Lampert an Bord. Und Rewe präsentiert im Monatstakt in Kooperation mit
"Vier Pfoten" neue Tierprodukte und druckt auf fast jedes Produkt das
"pro Planet-Siegel", das von Global 2000 kontrolliert wird.
Für die NGO's wie Greenpeace, Vier Pfoten, Global 2000, WWF,
Werner Lamperts "Prüf nach" und all die anderen Kontrollfirmen sind
die Partnerschaften und damit einhergehenden Kontrollaufträge längst zu einem
Millionengeschäft geworden. Sie arbeiten zusätzlich zu den gesetzlichen
Kontrollen und tauchen nicht nur auf den Höfen österreichischer Partner-Bauern,
sondern auch auf Bananenplantagen in Mittelamerika oder in Orangen-Hainen auf
Sizilien auf.
Längt freilich ist auch in dieser Sparte, die so gerne das
Gute vor sich her trägt, die Konkurrenz hart. So grün man sich nach außen gibt,
so wenig grün ist man einander. Da kommt es schon vor, dass man von der Ware
der Konkurrenz Proben ziehen lässt, um sie in einem Labor untersuchen zu
lassen, das, siehe oben, genehme Ergebnisse liefert. Ganz abgesehen davon, dass
die Untersuchungsmethoden, die angewendet werden, durchaus untereinander
angezweifelt werden. Das X, das sie vormachen, ist nicht immer ein X sondern
doch häufig ein U.
NGO's und Handel arbeiten in einem freien Raum. Wie weit sie
es mit ihren Vorschriften treiben, welche Schlagzeilen sie fabrizieren und welche
Kriterien sie entwickeln, ist oft kaum nachvollziehbar. Es sei nicht
bezweifelt, dass es grundsätzlich darum geht, einer möglichst
umweltfreundlichen Produktion den Weg frei zu machen. Es liegt aber der
Verdacht sehr nahe, dass bei der Ausgestaltung der Programme die Möglichkeiten,
sich auf dem Markt von der Konkurrenz zu unterscheiden, eine wichtigere Rolle
spielen.
Die Bauern, die bei diesen Programmen mitmachen, profitieren
durchaus davon. Jene, die sich das alles nicht antun wollen, haben freilich sehr
oft die negativen Folgen zu tragen. Sie steigen fast immer als schlechte und
unwillige Landwirte aus, die Umwelt verseuchen und die Tiere quälen. Dass sich
auch diese Bauern gesetzlichen Vorgaben zu halten und entsprechende Standards
zu erfüllen haben, geht vor diesem Hintergrund unter.
Derzeit herrscht nichts als Wildwuchs. NGOs und Handel
treiben mitunter die Landwirtschaft regelrecht vor sich her. Dass sie das
können, hat damit zu tun, dass sie längst eine weitaus größere Glaubwürdigkeit
haben, als Bauern und Agrarpolitik. Warum das so ist, müssen sich Bauern und
ihre Vertreter fragen. Dringend, es ist eine Überlebensfrage.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. April 2013
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