Im
Vorjahr die Kastenstände, heuer die Bienen, das Glyphosat und immer wieder
Untergriffe der Arbeiterkammer. Und dann auch noch der Rechnungshof, der
monierte, dass die Ziele des Umweltprogrammes zu allgemein formuliert sind.
Den Bauern fliegen aus allen Winkeln der Gesellschaft längst nicht
mehr nur in Vorwahlzeiten Vorhaltungen um die Ohren. Das Misstrauen wächst, die
Glaubwürdigkeit der Bauern steht in Zweifel. Die haben heute in der breiten
Öffentlichkeit sehr viel eher die NGO's, Handelsgurus wie Werner Lampert oder
Experten der Arbeiterkammer, als die Bauern und ihre Vertreter.
Die Landwirtschaft hingegen tut sich immer schwerer, ihre
Ansichten und Bedürfnisse für jedermann verständlich darzulegen. Man glaubt ihr
nicht.
Das hat damit zu tun, dass man hat es sich seit Jahrzehnten oft zu
einfach macht. Saubere, gute und durchgängige Argumentation von Bauernseite ist
selten. Die Argumente sind oft schwach und kaum belastbar. Man ist allzuoft
nicht bereit, auf die Vorhaltungen von Kritikern ernsthaft einzugehen, und
glaubt mit Allgemeinplätzen à la "Bauern sind die besten
Naturschützer" in der öffentlichen Meinung durchkommen zu können. Da eine
kleine Antwort und dort eine. Und wenn gar nichts mehr geht, stellt man sich
als unverstandenes Opfer dar.
Oft ist Hochnäsigkeit der bäuerlichen Vertreter der Grund dafür,
manchmal Präpotenz und Gedankenlosigkeit, allzu oft aber schlichte Unfähigkeit
wirklich Antworten zu geben auf Fragen wie "Wie umweltfreundlich erzeugen
Österreichs Bauern wirklich?", "Was unterscheidet sie von
Landwirtschaften in anderen Ländern?" oder "Wie ist das mit dem Tier-
und dem Pflanzenschutz wirklich?". Man hat diese Antworten schlicht nicht.
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat man lieber mit
schönen Bildern und flockigen Parolen ein Bauernimage weit jenseits der
Realität aufgebaut. Ebendiesem Image hält die bäuerliche Wirklichkeit immer
weniger Stand.
Für die Bauern wird es immer schwieriger, gegen Forderungen
anzukämpfen, die von diesen Bildern der Heile-Welt-Landwirtschaft genährt sind,
auf die längst auch der Handel setzt und die zunehmend die politische
Diskussion bestimmen.
Viel zu lange hat die Landwirtschaft dem Treiben von NGO's
zugeschaut und sie herablassend ins linke Eck gestellt. Nie hat man eine
Strategie im Umgang mit dem Lebensmittelhandel gefunden, der mittlerweile auf
breiter Front die Bedingungen für die Landwirtschaft diktiert. Nicht genug
damit - in der Sozialpartnerschaft hat man kaum mehr Gewicht, und längst haben
politische Parteien von Stronach bis zu den Grünen und Organisationen wie die
Arbeiterkammer die Landwirtschaft und ihre Geschlossenheit im Fokus und nicht
anderes im Sinn, als diese auszuhebeln.
Für die Bauern ist das kein Zustand. Die Landwirtschaft und ihre
Vertreter müssen daher alles daran setzen, die Glaubwürdigkeit wieder zurück zu
gewinnen.
Es geht dabei auch um neue und vor allem bessere Argumente. Die
Linie, an die sich die Landwirtschaft dabei halten sollte, ist eigentlich
einfach. Wenn man was Schlechtes macht, das man sich nicht herzuzeigen traut,
soll man es nicht machen. Wenn man davon überzeugt ist, nichts Schlechtes zu
machen, dann soll man auch den Mut haben, es zu vermitteln. Rechtzeitig und mit
soliden Argumenten.
Es besteht akuter Handlungsbedarf.
Es ist ja kein Zustand, dass immer öfter so getan wird, als
sollten sich die Bauern für das, was sie tun, schämen müssen.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 14. August 2013
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