Donnerstag, 16. Oktober 2014

Futtermittel aus dem "gläsernen Kochtopf"



Garant-Tiernahrung reagiert mit neuen Konzepten auf die Veränderung in der Landwirtschaft.

HANS GMEINER

Pöchlarn. Das neue Bürogebäude des Futtermittelherstellers Garant Tiernahrung ist geprägt von Holz, Sichtbeton und Glas. Die elektronische Anzeigetafel im Foyer zeigt die aktuellen Kurse von Weizen, Mais und Soja auf den internationalen Warenterminbörsen, dazu den aktuellen Ausstoß des Mischfutterwerks und vieles andere. Garant-Chef Christoph Henöckl will damit ein Zeichen setzen. „Man kann in den Futter-Kochtopf schauen bei uns“, sagt er. „Wir wollen über Transparenz in der Produktion und auf den Märkten nicht nur reden, sondern sie auch leben.“

Größte Herausforderung sei die Polarisierung in der Landwirtschaft, sagt Henöckl. „Zu unseren Kunden gehören Bauern, die extensiv wirtschaften, genauso wie Intensivbetriebe mit Hochleistungskühen, die mehr als 12.000 Kilogramm Milch pro Jahr liefern.“ Um diesen Spagat zu bewältigen, will der Garant-Chef neben Information und Beratung verstärkt auf fachliche Qualifikation der Kunden setzen.

Angestrebt werden langfristige Partnerschaften. Einen „Vertreter, der zu jedem Bauernhof fährt, um einen Fünf-Tonnen-Auftrag abzuholen“, wollten auch die Bauern immer weniger, weil das alle Beteiligten nur Zeit koste, sagt Henöckl.

Rund zwölf Mill. Euro investiert Garant in die drei Standorte in Pöchlarn, Aschach und Graz. „Wir bemühen uns, von den Rohstoffen bis zu den fertigen Futtermitteln alles anzubieten“, sagt Henöckl. Über die Landwirtschaft hinaus versucht Garant, wie auch andere Anbieter, Nischen zu nutzen. Die Wildfütterung gehört dazu, ebenso wie Futter für Pferde und Fische.

Der Markt belohnt das. Mit einem Jahresumsatz von rund 130 Mill. Euro und einer Produktion von 320.000 Tonnen ist die zur Raiffeisen Ware Austria gehörende Garant-Tiernahrung der mit Abstand größte österreichische Futtermittelerzeuger. Rechnet man dazu die 120.000 Tonnen, die von Lizenzpartnern wie dem Salzburger Raiffeisenverband erzeugt werden, hält man rund 40 Prozent des heimischen Mischfuttermarktes.

Der Konkurrenzdruck in der Branche ist groß. Und das obwohl der österreichische Markt seit dem EU-Beitritt 1995 um mehr als 50 Prozent auf rund 1,4 Mill. Tonnen gewachsen ist, weil viele Bauern im Zuge der Spezialisierung der Tierproduktion auf Fertigmischungen setzen. Der Pferdefuß dabei: die hohe Importabhängigkeit. Vor allem Sojaschrot für die Eiweißversorgung muss aus Nord- und Südamerika importiert werden. Initiativen, in Europa eine Sojaproduktion in großem Stil aufzuziehen, wie das österreichische „Donausoja“-Projekt, stecken noch in den Kinderschuhen. Alternativen wie Raps- oder Sonnenblumenschrot werden von den Bauern nur schlecht angenommen. „Da sind durchaus taugliche Alternativen dabei“, sagt Henöckl, der auch Sprecher der heimischen Futtermittelindustrie ist.

Rund hundert Hersteller teilen sich den österreichischen Markt, überregionale Bedeutung haben nur wenige. Das liegt auch daran, dass der Radius wegen der schmalen Verdienstspannen im Durchschnitt gerade einmal 250 Kilometer beträgt. Der Vorteil: „Futtermittelskandale in Deutschland oder anderswo können so kaum auf Österreich übergreifen“, sagt Henöckl.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 16. Oktober 2014

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