Sonntag, 17. Januar 2016
Die Bauern kämpfen um ihren Platz
Die schlechte Stimmung sorgt für eine Verschärfung des Tons.
Hans Gmeiner
Berlin. SalzburgMilch-Chef Christian Leeb gehört zu den ersten, die Landwirtschaftminister Andrä Rupprechter im Rahmen der neuen Initiative „Best oft Austria“ auszeichnete. „Wir wollen mit dieser Initiative österreichischen Spitzenleistungen mehr Aufmerksamkeit geben“, sagte der Minister Donnerstagabend bei einem Festakt am Rande der Grünen Woche in Berlin. Und zu denen zählen für ihn Leebs Erfolge mit Milchspezialprodukten auf dem chinesischen Markt.
SalzburgMilch ist dort mit speziellen Milchprodukten für Kinder erfolgreich. „Wir haben schon einige Container geliefert“, sagt Leeb. Bald könnten es noch mehr und auch andere Produkte sein. „In Hongkong sind wir in Gesprächen mit einem sehr großen Veranstaltungs-Caterer“, sagt Leeb.
Die Initiative von Rupprechter ist einer der zentralen Schwerpunkte, mit denen die heimische Landwirtschaft auf schwierigen Auslandsmärkten ihren Platz behaupten will. Die niedrigen Preise in wichtigen Produktgruppen wie Milch, Fleisch und Getreide setzen den Bauern immer massiver zu. Seit Jahren gehen sie praktisch nur in eine Richtung: abwärts. Zum vierten Mal hintereinander mussten Österreichs Bauern im Vorjahr Einkommensrückgänge hinnehmen. Da sich keine Änderung der Entwicklung abzeichne, sei die Stimmung schlecht wie schon seit Jahren nicht, ist in Berlin zu hören.
Vor diesem Hintergrund kommen auch aus der Agrarpolitik schärfere Töne. So attackierte die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger (ÖVP) in Berlin die Handelsketten als „schamlos“ und warf ihnen vor, die Situation der Bauern auszunutzen. Überdies warf sie ihnen „unfaire Praktiken“ gegenüber ihren Lieferanten vor. Dazu zählen für sie Zahlungsziele von mehr als zwei Monaten, Listungsgebühren, nachträglich verlangte Werbekostenbeiträge und das Diktieren von Konditionen und Lieferbedingungen. Köstingers Forderung: „Landwirtschaftliche Produktion ist so wichtig wie die Verkehrs- und Stromnetze, daher brauchen wir einen unabhängigen Regulator, der für Transparenz und Objektivität sorgt.“
Hilfe vom Gesetzgeber bei der Durchsetzung von mehr Transparenz verlangt auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes. Er ruft für die öffentlichen Küchen und die Gastronomie nach einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Fleisch und Eier. „Es geht darum, dass Menschen mit gutem Willen die Chance bekommen, das Richtige zu tun und österreichische Produkte zu bestellen.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 16. Jänner 2016
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