Die Zahl der Biobauern in Österreich wächst. Fast 23.000
Bauern werden es heuer sein. Das sind bereits 20 Prozent aller Bauern. Das Verhältnis
zwischen der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft respektive das
Verhältnis zwischen konventionellen und zwischen Biobauern ist dennoch immer
noch sehr eigentümlich.
Man tut sich immer noch schwer miteinander umzugehen. Und
mitunter fehlt es immer noch am gegenseitigen Respekt. Immer noch gibt es viele
konventionelle Landwirte, vor allem auch in der agrarischen Vertretung, die
einen abfälligen Ton anschlagen, wenn die Rede auf die Biolandwirtschaft kommt.
Und immer öfter gibt es auch aus dem Bio-Lager Töne über die konventionellen
Kollegen und ihre Arbeitsmethoden, die an Abfälligkeit nichts missen lassen.
Die Qualität der Reserviertheit ist freilich
unterschiedlich. Konventionelle Landwirte gefallen sich oft immer noch darin,
Biobauern in die Spinner- und Träumerecke zu stellen und ihre Vertreter machen
sich zuweilen immer noch lieber einen Spaß daraus, die Biobauern mit ihren
Wünschen und Forderungen auflaufen zu lassen, als sie zu unterstützen. Dass die
Realität auf den Märkten und bei den Preisen ihre Einschätzungen Lügen straft,
ficht sie dabei nicht an. Richtig und korrekt sind Häme und Widerstand dennoch
nicht.
Richtig und korrekt ist freilich oft auch nicht, wie die
Biolandwirtschaft und ihr Umfeld ihr Profil auf dem Rücken der konventionellen
Landwirtschaft, zumal der, wie sie in Österreich betrieben wird, zu schärfen
versucht. Da hat man oft keine Scheu, die konventionellen Standeskollegen durch
geschickte wie einseitige Argumentation als verantwortungslose Umweltvergifter und
Tierquäler erscheinen zu lassen und damit schlecht zu machen, um selbst im
Licht er Öffentlichkeit besonders sauber und strahlend dazustehen - als die
einzig richtige Landwirtschaft.
Korrekt ist freilich auch das nicht. Und richtig auch nicht.
Warum das alles nach wie vor sein muss, ist nicht
nachvollziehbar. Denn in der Biolandwirtschaft ist nicht alles so toll, wie man
tut. Und in der konventionellen Landwirtschaft ist nicht alles so
schlecht. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass im Hintergrund wie
jeher Fundamentalisten ihrer jeweiligen Produktionsausrichtungen die Meinung
machen.
Damit freilich ist wohl der Sache nicht gedient. Dass die
Fundis auf der konventionellen Seite damit zurechtkommen müssen, zunehmend an
Unterstützung zu verlieren, ist eine leichte Übung im Vergleich zu dem, was auf
die Biobauern zukommt. Dort sind Spannungen programmiert. Schon jetzt ist nicht
zu übersehen, wie allerorten die Nasen gerümpft werden über die immer größeren
Betriebe, die umstellen und die persönlich, gesellschaftlich und politisch so
gar nichts mit den von manchen Bio-Pionieren hochgehaltenen Eigenschaften am
Hut haben. Da mag man gar nicht fragen, wie sich das mit der Forderung nach
einem weiteren Ausbau der Biolandwirtschaft in diesem Land verträgt. Will man
gar ohnehin nur unter sich bleiben und lieber weiter mit dem Finger auf die
anderen zeigen?
Die Proponenten beider Produktionsrichtungen sollten daher
alles dransetzen zusammenzufinden. Richtungskämpfe schaden der Landwirtschaft
und den Bauern insgesamt. Zumal in einem kleinen Land wie Österreich.
Aufgabe von Politik und Interessenvertretungen ist es, für
beide Richtungen Raum zu schaffen und beiden Richtungen den Rücken zu stärken.
Alles andere kostet nichts als Kraft und verschwendet unnötig Energie.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. Jänner 2016
Ja, Respekt ist das Zauberwort! Wenig hilfreich indes ist es, wenn "Biolandwirtschaft" von der "Politik" und NGO als leuchtendes Beispiel für Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz hervorgehoben und gefordert und finanziell gefördert wird; damit stellt man 90 % der modernen, nachhaltigen Landwirtschaft an den Pranger! Unter Ökoeffizienzkriterien sind beide Lanbauformen aber mindestens gleichauf.
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