Über Landwirtschaft zu reden ist schwierig. Da gibt es immer
öfter nur schwarz und weiß, aber nichts dazwischen. Verkitschung und
Verherrlichung oder Verachtung und Herabwürdigung. Mitte scheint es keine zu
geben.
Es sind selten Fakten, die die Diskussion bestimmen, sondern
immer öfter Emotionen. Die Bauern sind nicht glücklich damit. Und sie fahren
auch nicht gut damit. Die Art und Weise, wie über die Landwirtschaft geredet
wird, hat sie längst zum Spielball gemacht. Zum Spielball der Politik, des
Handels, der Medien oder der NGO. Zum Spielball aber auch von Gruppen innerhalb
der Bauernschaft. Von denen zuweilen sogar am ärgsten. Gerade da fehlt oft
jedes gegenseitige Verständnis, sehr viel eher neigt man dazu, sich auf dem
Rücken von Standeskollegen zu profilieren, um in der Öffentlichkeit besser da
zu stehen. Da hat man keine Scheu, andere Produktionssparten oder
Produktionsweisen schlecht zu machen, um selbst in besserem Licht zu
erscheinen.
Dabei ist gerade in den vergangenen Jahren die Sache der
Landwirtschaft insgesamt unter die Räder gekommen. Diskussionen sind schwierig
bis unmöglich geworden, Argumente werden nicht mehr gehört, vergessen wird, dass
die Landwirtschaft ein Wirtschaftszweig mit wichtigen Aufgaben ist - und kein
Schrebergarten. Das Bild, das sich die Gesellschaft von der Landwirtschaft
macht, hat mittlerwiele kaum mehr etwas mit dem zu tun, wie die Bauern ihre
Aufgabe und ihre Arbeit sehen.
Bemühungen, das zu ändern, gibt es. Ihr Erfolg ist aber
bisher sehr überschaubar geblieben. Auch weil sich der landwirtschaftliche
Apparat und die Verantwortlichen nicht von den eingefahrenen Geleisen zu lösen
vermögen.
Wie das gehen könnte, zeigen neuerdings Einrichtungen, die
nichts mit Kammern, Bauernbund oder Verbänden zu tun haben. Bemerkenswert und
wohltuend frei von Verkitschung und Verächtlichmachung etwa ist die Arbeit des
Vereins „Land schafft Leben“ hinter dem der Lebensmittelhandel und große
Lebensmittelerzeuger wie die heimischen Molkereien stehen. Bemerkenswert
war zuletzt auch die Aufbereitung des Themas Boden und Bodenverbrauch durch die
Rechercheplattform „Addendum“ von Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz. So, wie
dort die Themen angegangen und aufbereitet werden, wünscht man sich das.
Sachlich, ohne Pathos und ohne große Agitation in die eine oder die andere
Richtung.
Daraus kann etwas entstehen, was den tatsächlichen
Verhältnissen in der Landwirtschaft entspricht. Ob man das aber auch erreichen
wird, ist freilich noch offen. Zahlen etwa über Zugriffe im Internet oder
Ähnliches, an dem sich die Wirkung messen ließe, gibt es nicht.
Das freilich gibt es auch im angestammten Bereich nicht. Von
dort weiß man, dass die Wirkung überschaubar ist. Die
„Klartext“-Veranstaltungen der Landwirtschaftskammern werden vorwiegend von
Fachleuten aus dem eigenen Umfeld besucht. Und das „Netzwerk Kulinarik“, vor
mehr als zwei Jahren vom Landwirtschaftsminister als das Zukunftsvehikel für
Marketing und Öffentlichkeitsarbeit groß angekündigt, hat immer noch wenig
vorzuzeigen. Außer, dass inzwischen der Geschäftsführer, aber auch das Zugpferd
Werner Lampert abhanden gekommen sind.
Gmeiner meint - Blick ins Land Dezember/2017
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