Agrarpolitik ist ein schwieriges Geschäft. Es
verlangt viel Wissen, viel Durchsetzungsvermögen, einen breiten Rücken und vor
allem gute Ideen. Es gibt nur wenige, die die Anforderungen
erfüllen in Österreich. Auch wenn viele das von sich meinen. Vor allem, weil
sie mit der Materie und den Zusammenhängen in der sie steht zu wenig
auseinandersetzen und nicht über den Tellerrand schauen wollen. Viele
hierzulande, die sich in der Agrarpolitik engagieren, missverstehen die schier
ausschließlich als Formulieren von Forderungen und als möglichst eindrückliches
Beklagen der Lage der Bauern. Viele geben Macht und Einfluss vor, die sie nicht
haben und wenn es aber um Verantwortung geht, suchen sie gerne bei anderen die
Schuld.
Gute Agrarpolitik messen sie meist vor allem
daran, oft in der Zeitung vorzukommen. Groß und möglichst mit Bild.
Dass sie damit den Bauern nicht wirklich Gutes
tun, wollen sie nicht verstehen. Und dass sie die Sache der Landwirtschaft
damit nicht weiterbringen, auch nicht. Mit ihren schillernden Klagen lenken sie
oft nichts denn vom eigenen Unvermögen ab, etwas voranzubringen. Oft macht die
Unkultur des Klagens die Dinge nur schlimmer. Nicht nur, weil sie den Bauern
nichts bringt, sondern auch, weil sie die Glaubwürdigkeit der Landwirtschaft
untergräbt.
Aber diese Art von Politik ist halt einfacher,
da braucht es nicht viel Wissen und nicht viel Können, da braucht es vor allem
keine Ideen. Man muss nur laut genug sein. Agrarpolitiker, die diesem Stil
anhängen, gibt es in allen Parteien und auf allen Ebenen.
Jüngst erst in der Steiermark rief der
Agrarlandesrat höchstselbst die Gefahr einer Hungersnot aus, „wenn ein Konzern
einen Schalter umlegt“. In Österreichs größtem Kleinformat wetterte der gute
Mann frei von Fakten aber mit viel Emotionen, wie sonst nur Vertreter von NGO
und andere, die der Bauernarbeit nicht unbedingt wohl gesonnen sind, gegen
Saatgut, Düngemittel Pflanzenschutz und führte Klage darüber, dass sich
„Großkonzerne“ zusammengeschlossen hätten um die „Gesetze mitzuformen“. Er
stellte Schweinezucht, Hybridhühner und Hybridmais in ein schlechtes Licht und
streute gekonnt Parolen ein, wie „die Vielfalt lassen wir uns nicht nehmen“.
„Gut gebrüllt“ ist da wohl das einzige, was man
ihm konzedieren mag. „Gut gebrüllt“ freilich nur in seinem Sinn. Im Sinn der
Bauern, zumal der steirischen Bauern, die von und mit dem Mais, den Schweinen
und den Hühnern leben, die er da vollmundig anpatzte, ist das vermutlich nicht.
Da wirken diese Aussagen wohl eher als Brandbeschleuniger in einer ohnehin
hitzigen Diskussion mit der Gesellschaft. Da können sich die Bauern nur mehr
ducken. Wundern dürfen sie sich jedenfalls nicht, wenn ihnen die Gesellschaft
das Leben immer noch ein Stückerl schwerer macht.
Ganz abgesehen davon, dass zu fragen ist, wo
der gute Mann in alle den Jahren war, in denen er den Bauernvertreter gibt, und
was er wirklich für die Bauern zusammengebracht hat.
Denn außer Parolen, war in den Interview nichts
zu vernehmen, was die Landwirtschaft voranbringen könnte.
Nicht von ihm, und wie andernorts so oft auch
von vielen seiner Kolleginnen und Kollegen. Nicht nur in der Steiermark.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 1. März 2018
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