Zuerst war der "Black Friday". Dann folgte drauf der "Cyber Monday". Und dann ging der Advent los. Erster Einkaufssamstag, zweiter, dritter. Am kommenden Wochenende steht der vierte Einkaufssamstag an. Seit Wochen beherrscht uns der Konsumwahn. Wie jedes Jahr im Advent, der beharrlich immer noch von manchen die "stillste Zeit im Jahr" genannt wird. Die Straßen sind noch verstopfter als sonst, die Geschäfte noch voller, die Menschen noch hektischer. Der Konsumwahn eskaliert in diesen Wochen. So als sei nach den Weihnachtstagen das Leben vorbei.
Da scheint alles vergessen, worum man während des Jahres vorgibt sich zu kümmern. Da werden alle Vorsätze zur Seite geschoben, da nehmen sich alle Bemühungen, dem Wahnsinn Herr zu werden, als vergeblich aus. Nicht, dass man sparen will oder sollte. Nicht, dass man österreichisch kaufen will, um der heimischen Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Nicht, dass man nachhaltig schenken oder dabei gar auf die Folgen für die Umwelt Rücksicht nehmen will. Alles scheint hinweggefegt, vergessen und aufgeschoben, wenn die Weihnachtsbeleuchtung erst einmal angeht. Da wird auch das schnell zur Makulatur, was etwa in diesen Tagen vom Weltklimagipfel in Katowice beschworen wurde, wie all die Bemühungen Energie einzusparen. Und die Bemühungen, mit Verboten von Plastiktrinkhalmen oder Plastiksackerln die Probleme in den Griff zu kriegen, nehmen sich nie im Jahr so hilflos aus.
Wenn Weihnachten ist, scheint alles außer Kraft gesetzt. Und von irgendeiner Not oder Bedürftigkeit, über die geklagt wird, scheint auch nichts zu spüren zu sein. Von überall werden Rekorde gemeldet. Vom Handel, von der Post, von den Online-Händlern.
Elf Millionen Packerl bringen allein im Dezember die Briefträger in die Haushalte. Rechnet man den November dazu (und das ist durchaus angebracht, weil in vielen Haushalten schon ab Allerheiligen das Weihnachtsfest das Denken bestimmt), sind es sogar 24 Millionen Packerl. Das sind 500.000 pro Tag und manchmal noch mehr. Der diesjährige Tagesrekord bei der Post lag gar bei 650.000 Paketen.
"Heuer dürfte die Paketmenge in Österreich erneut um mehr als zehn Prozent steigen", meldeten die Zeitungen. Und nicht nur das. Der Postregulatur RTR ließ wissen, dass drei von zehn Paketen in Österreich aus dem Ausland kommen. "Tendenz stark steigend." Man mag sich gar nicht vorstellen, wie viel zusätzliches Verkehrsaufkommen das ausmacht, wenn all die Post-,DHL-, DPD-,GLS-und UPS-Autos von früh bis spät durch Stadt und Land fahren, nur um all die Bestellungen direkt ins Haus zu bringen.
6,7 Geschenke, haben eifrige Statistiker errechnet Österreicher kaufen. Im Durchschnitt. Im Detail sieht das anders aus. Denn die Frauen sind mit 7,8 Geschenken pro Kopf deutlich schenkfreudiger als Männer. 542 Euro sind es insgesamt, die man für Geschenke, Essen, Reisen und Ausgehen an Weihnachten ausgibt. Pro Kopf. Das sind fast fünf Milliarden Euro. Mehr als jedes andere Jahr zuvor.
Das Geschäft brummt, wenn das Christkind kommt. Nach wie vor und mehr denn je. Und wohl auch, weil Weihnachten nur mehr wenig mit seinen Ursprüngen zu tun hat. Die christlichen Themen und die Werte, die mit dem Weihnachtsfest verbunden sind, sind längst aus dem Fokus geraten in all dem Trubel. Nicht mehr die Geburt Christi wird gefeiert, viel öfter neigt man dazu, sich selbst zu feiern. Man will es sich gut gehen lassen, man will zeigen, was man hat, man will sich selbst beschenken. Als Eigenlob. Man denkt an sich, man denkt an die Familie.
Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber es macht Sorge, dass man an die anderen immer weniger denken mag, vor allem an die, die es im Leben nicht so gut erwischt haben. Zuweilen ist es, als gäbe man dafür die Verantwortung immer öfter bei "Licht ins Dunkel" ab. Mit einer Spende. So als ob man sich loskaufen möchte von der Verantwortung für andere.
Dabei wäre gerade Weihnachten die Zeit dazu, genau das zu überdenken und vielleicht da und dort das eigene Verhalten nachzujustieren. Aber eher werden während der Feiertage wohl viele schon wieder damit beschäftigt sein, wie sie nach den Feiertagen ihre Geschenke möglichst schnell zurückschicken und umtauschen können.
Und damit am Wahnsinn weiterdrehen.
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 20. Dezember 2018
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