Für die Bauern
scheint es wieder dick zu kommen. Wann immer etwas in der Umwelt und Natur
nicht so ist, wie es sein sollte, werden zuallererst sie als die Schuldigen
genannt. Eine UNO-Studie warnt vor dramatischen Folgen des Artensterbens. Eine
australische Studie hat errechnet, dass es in hundert Jahren keine Insekten
mehr geben könnte. In Bayern unterschrieben mehr als 1,7 Millionen Menschen das
Volksbegehren „Rettet die Bienen – für mehr Artenschutz“. Und auch in
Österreich werden von Zeitungen und Politikern schon Kampagnen gestartet. Die
Devise hat man schon - „Seit es den Traktor gibt, geht’s bergab“.
Zuweilen könnte
man meinen, da sind Dämme am Brechen.
Die
Landwirtschaft weiß damit nicht umzugehen. Die Verteidigung ist, so sie denn
überhaupt zu erkennen ist, schwach. Man zieht Studien und Untersuchungen in
Zweifel und versucht Lichtsmog, Versiegelung der Böden, akkurat gemähte
Rasenflächen und die Mode, Hausgärten mit Steinen zu gestalten, für den Arten-
und Insektenschwund verantwortlich zu machen. Ansonsten fühlt sich wie man
sich, wie man sich in solchen Situationen immer fühlt – unverstanden und
verfolgt.
Man mag ja mit
vielem Recht haben, was man zur Verteidigung vorbringt. Aber hieb- und
stichfeste Fakten und Daten, mit denen man all den Vorwürfen entgegentreten
oder sie zumindest relativieren könnte, hat man kaum. Da gibt es bis auf ein
Bienenmonitoring der Ages nichts. Keine Studien, keine Analysen, keine
Untersuchungen und schon gar keine Strategie, mit diesem Thema umzugehen – es
sei denn man hält für eine solche, den Kopf in den Sand zu stecken. Bezeichnend
ist wohl auch, dass sich auf den Homepages des Landwirtschaftsministeriums und
der Landwirtschaftskammer Österreich zum Thema Artensterben gerade einmal ein
Handvoll Einträge und zum Thema Insektensterben gar nur ein einziger findet.
Faktum ist, dass
es weit und breit praktisch keine Untersuchungen aus der Landwirtschaft selbst
gibt, die Zahlen und Daten zum Insekten- und Artensterben bieten und man es so
anderen überlässt, die Diskussion zu bestimmen. Allenfalls beklagt man das
allerorten ausbleibende Niederwild, Probleme mit Krähen und Raubwild, das man
nicht bejagen darf, und verweist darauf, dass es Probleme mit dem Artensterben
auch in Bioregionen und abseits der landwirtschaftlichen Intensivgebiete gibt.
Aber sonst? Nichts. Schon gar nichts zu Insekten und Vögeln, das aufklärend
sein könnte, oder zu den Themen wie Steingärten, Lichtsmog und ähnlichem, die
man in die Diskussion einbringen will, um aus dem Schussfeld zu kommen.
Nirgendwo irgendetwas, woran man eine Argumentation festmachen könnte.
Mit Verlaub – das
ist noch sehr viel weniger, als all die vorweisen können, die man in der öffentlichen
Diskussion als Gegner sieht. Ein Gesprächspartner auf Augenhöhe, der
ernstgenommen werden muss, ist man damit jedenfalls nicht.
Da ergeht man sich allemal lieber in Selbstmitleid, klopft sich selbst auf
die Schultern dafür, dass man Brachen anlegt, Pflanzenschutz und Düngung
beschränkt. So hofft man Verständnis für die Sorgen der Bauern zu
erreichen.
Wenn das nicht rasch anders wird, wird es wohl beim Hoffen bleiben.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 28. 2. 2019
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