Dirk Stermann und Christoph Grissemann, die beiden Lästermäuler von "Willkommen Österreich", hatten ihren Spaß. "Wenn ein Mann irgendetwas fragt -einfach ja sagen", kriegten sie sich jüngst nicht mehr ein über die Antwort von Claudia Plakolm, der jüngsten Abgeordneten im Nationalrat, auf die Frage, was sie jungen Frauen rate, wenn sie gefragt werden, ob sie sich politisch engagieren sollen. Sie hatten ihren Running Gag für die Sendung. "Wenn sie gefragt werden - einfach ja sagen", ätzten sie in einem fort. "Das ist das Statement zur #metoo-Debatte."
Dabei taten die beiden Comedians der jungen Politikerin um des Gags willen Unrecht. Denn Plakolms Rat, ja zu sagen, bezog sich nur auf die Frage, was sie jungen Frauen rate, wenn sie gefragt werden, ob sie sich politisch engagieren sollen. Darauf und auf nichts anderes. Und das kann ja nun wirklich nicht falsch sein. Denn "ja" zu sagen heißt ja nicht, alles zu akzeptieren, und schon gar nicht, dem zu folgen, was Männer sagen -auch nicht ihren Ansichten, Einschätzungen und Haltungen. "Ja" zu sagen im Sinn von Plakolm meint wohl nichts anderes, als zu einer Aufgabe "ja" zu sagen und damit Bereitschaft zu signalisieren, mitreden zu wollen, mitzubestimmen auch und seine Meinung einzubringen. Und wohl auch, um die Sicht und die Positionen von Frauen einzubringen.
Und in dieser Hinsicht ist der jungen Politikerin nur recht zu geben. Denn Frauen sagen viel zu oft nicht "ja", wenn sie gefragt werden. Die Gründe dafür sind freilich nicht unverständlich. Immer noch sind sie viel zu oft in Konstellationen gefangen, die ihnen ein solches "ja" einfach aus zeitlichen oder anderen persönlichen Gründen nicht erlauben, weil es sie und jene, für die sie Verantwortung tragen, überfordern würde und weil es am Umfeld und an der Bereitschaft im Umfeld fehlt.
Und freilich auch oft, weil man sich selbst zu wenig zutraut. Viele Frauen tun sich immer noch schwer damit. Immer noch, und zuweilen wieder sehr viel mehr als noch vor wenigen Jahren, ist das Frauenbild, nicht nur das von Männern, sondern auch das von Frauen, in alten Mustern gefangen, die man längst überholt glaubte. Das der Männer zumeist, weil sie sich nicht lösen wollen vom Frauenbild, das von ihren Eltern und Großeltern geprägt ist, nicht zuletzt, weil es für sie wesentlich einfacher, angenehmer und in jeder Hinsicht bequemer ist. Und das der Frauen wohl aus den nämlichen Gründen. Auch bei ihnen ist es oft auch die Prägung des Elternhauses und der Umgebung, die sie zurückhaltend sein und zögern lässt, wenn es um so etwas wie Engagement in der Öffentlichkeit geht.
Der Weg zu einem modernen und auch zeitgemäßen Frauenbild ist immer noch mühsam, auch wenn es längst in allen gesellschaftlichen Schichten jede Menge Vorbilder dafür gibt. Frauen in öffentlichen Positionen gelten immer noch als etwas Besonderes.
Nicht anders ist es, wenn es um Spitzenpositionen in der Wirtschaft geht. Frauen müssen dafür immer noch sehr viel mehr in Kauf nehmen als Männer. Von Beginn an. Sie müssen sich immer noch fragen lassen nach dem Warum. Sie müssen mit einer besonderen Aufmerksamkeit umgehen können, die ihnen entgegengebracht wird, und oft auch mit einem wesentlich schärferen Urteil.
Das muss man wollen. Und damit muss man umgehen können. Nichtsdestotrotz ist zu wünschen, dass die Frauen nicht locker lassen in ihrem Wollen und in ihrem Bemühen. Und dass sie sich zutrauen, Aufgaben zu übernehmen, die ihnen lange nicht zugetraut wurden, und zu tun, was in den Augen immer noch viel zu vieler nicht opportun erscheint. Nicht nur in der Politik und in der Wirtschaft, sondern auch in vielen anderen Situationen im Leben. Man ist in den vergangenen Jahren schon ein gutes Stück weitergekommen. Am Ziel ist man freilich noch lange nicht -dass man das Thema unverkrampft angeht, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass das Umfeld entsprechend aufbereitet ist und vieles andere mehr.
Anforderung an die Männer ist, solchen Bemühungen den Weg frei zu machen und alles zu tun, um das entsprechende Umfeld zu schaffen. Und sich von dem Frauenbild möglichst rasch zu lösen, das Grissemann und Stermann zur Schau trugen. Denn bei Licht betrachtet war das Lästern über die junge Politikerin nichts als das altbackene Machogehabe, das Frauen an Männern so sehr hassen. Denn statt ihr zuzuhören und sie ernst zu nehmen, stellten sie sie als naives, willfähriges Dummerchen hin.
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 7. März 2019
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