Wenn Siegrid
Steinkellner, international anerkannte Pflanzenschutzexpertin und ebenfalls
Professorin an der Universität für Bodenkultur, Sätze sagt, wie „Die
Rückstandsdaten der erhältlichen Glyphosatprodukte lassen auf keine Gefahr für
die menschliche Gesundheit schließen“ wird sie als Verantwortliche der
Glyphosat-Machbarkeitsstudie durch allerlei Bosheiten und Unterstellungen
angefeindet und werden ihre Feststellungen in Zweifel gezogen.
Der ehemalige
ORF-Journalist Raimund Löw, in diesem Fall völlig unverdächtig, wunderte sich
auf Twitter. „Bei Klima nehmen wir Wissenschaft sehr ernst, glücklicherweise.
Bei Chemie viel weniger. Kurios“ befindet er, nach dem er sich zum Thema
Glyphosat informierte.
„Kurios“ – auch
viele Bauern empfinden das so. Bemerkenswert ist es allemal, dass im dem einen
Fall der Wissenschaft ohne Wenn und Aber geglaubt wird und allfällige Zweifler
einen harten Stand haben, dass es im anderen Fall aber genau umgekehrt ist und
die Wissenschaft einen harten Stand hat – selbst, wenn es sich in beiden Fällen
um Wissenschaftler der gleichen Universität handelt.
Warum das so ist,
ist schwer nachzuvollziehen. Die Gründe dafür sind wohl vielfältig, vielleicht
hat es aber auch damit zu tun, dass die Landwirtschaft über Jahrzehnte meist
auf einem allzu hohen Ross gesessen ist. Dass man nie ein Gespür für die
Gesellschaft entwickelte. Dass man diese Gesellschaft viel zu lange in der
Pflicht gesehen hat, dankbar sein zu müssen dafür, dass sie von den Bauern
etwas zu essen bekommt. Und dass das wohl immer auch die bequemste Position
war.
Dabei ist
angesichts Erfolgsstory, zu der die Landwirtschaft mit ihren enormen
Produktionssteigerungen wurde - zumindest in den Industriestaaten - längst
nicht mehr wichtig, dass die Leute etwas zum Essen haben, sondern vor allem,
was sie zum Essen haben. Das zur Kenntnis zu nehmen fällt schwer. Leichtfertig
hat man Vertrauen verspielt, sich oft allzu oft selbst in den Sack gelogen und
für zu wichtig genommen, aber nie hat man ernsthaft versucht, zu erklären, was
man tut und warum man es tut.
Jetzt leiden die
Bauern darunter, dass weder ihr Fachwissen noch das der Wissenschaft geschätzt
und geachtet oder gar anerkannt wird. Welche Mühen und wiviel Wissen
dahinterstehen, wird nicht zur Kenntnis genommen, sondern vielmehr wird ihre
Arbeit oft in Zweifel gezogen. Was sie sagen scheint keinerlei Gültigkeit zu
haben.
Die
Landwirtschaft kann sich kaum mehr erwehren, wenn Ratschläge von TV-Köchinnen,
von selbernannten NGO-Experten und von Handelsbossen die öffentliche Diskussion
und immer öfter auch die Agrarpolitik bestimmen. Selbst wenn die weitab von der
Realität auf den Höfen und weitab von den Bedürfnissen und Erfahrungen der
Bauern sind.
Zurechtkommen
muss die Landwirtschaft aber dennoch damit - die bisherigen Ansätze
scheiterten, neue sind notwendig. Dringend.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 8/19
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