Montag, 19. August 2019
Österreich neu schmecken
Regionale Herkunft: Darauf setzen nicht nur Bauern, sondern auch Gastronomiebetriebe. Dennoch fehlt oft gegenseitiges Verständnis. Der Neustart für das Netzwerk Kulinarik soll das ändern.
Hans Gmeiner
Wien. Seit Monaten hetzt Christina Mutenthaler von einem Termin zum nächsten. Meetings, Konferenzen, Besprechungen, sogar Speed-Datings gibt es. Alles mit dem Ziel, dass Vertreter der Landwirtschaft, des Gewerbes, der Gastronomie und des Tourismus die gegenseitigen Sorgen, Wünsche und Chancen besser kennenlernen.
Nach dem Scheitern der Kooperation von AMA-Marketing und Biopionier Werner Lampert und der Diskussion um finanzielle Ungereimtheiten soll Mutenthaler nun unter dem Dach der AMA-Marketing GesmbH das Netzwerk Kulinarik auf neue Beine stellen. Ziel ist es, Landwirtschaft, Lebensmittelgewerbe (Manufakturen, wie Mutenthaler sie nennt) sowie Gastronomie und Tourismus zusammenzuspannen, die zahllosen Initiativen zu bündeln und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. „Man kann so viel machen, das Potenzial ist mit 46.000 bäuerlichen Direktvermarktern, 6000 Manufakturen und 60.000 Gastronomiebetrieben enorm groß“ – die Ziele auch. „Wir wollen Österreich als die Kulinarik-Destination Europas positionieren.“
Mutenthaler weiß, dass man davon noch ein gutes Stück entfernt ist. Einstweilen gehe es nicht um Marken oder Gütesiegel, sondern schlicht um Verständnis füreinander. In dem breit angelegten Strategie- und Leitbildprozess, an dem in den vergangenen Monaten mehr als 400 Interessenten teilnahmen, zeigte sich immer wieder, dass viele der Akteure kaum etwas voneinander wussten. „Ich will keine Blasen machen“, sagt die neue Chefin. Einen Plan, wie sie das Netzwerk Kulinarik in einem neuen Anlauf zum Erfolg führen will, hat sie dennoch. Bis Oktober soll die neue Struktur stehen. Die bestehenden Cluster für Gastronomie und die Vermarktung landwirtschaftlicher Spezialitäten sollen zusammengeführt werden. Zu den tragenden Säulen des Konzepts gehört der Aufbau eines neuen, national anerkannten Systems der Qualitäts- und Herkunftssicherung auf freiwilliger Basis für bäuerliche Direktvermarkter, Manufakturen und die Gastronomie. Die Kriterien dafür sind bereits in Brüssel zur Notifizierung eingereicht. Abgelöst werden sollen das AMA-Gastrosiegel, das AMA-Handwerksiegel und das Siegel „Gutes vom Bauernhof“.
Im Konzept ganz oben steht der Aufbau einer gemeinsamen Datenbank mit Schnittstellen zu regionalen Kulinarik-Initiativen. Zudem werden Beratungspackages bereitgestellt. Einen neuen Ansatz gibt es auch für die Genussregionen, seit Anfang August verwaltet die AMA-Marketing die Marke „Genussregion Österreich“ wieder selbst. Das Konzept soll in die Kulinarikstrategie eingebunden werden. Der Vertrag mit der Genussregion Marketing GmbH wurde gekündigt.
Beim Netzwerk Kulinarik können alle Gruppen mitmachen, die die Kriterien erfüllen. Für das Netzwerk stehen 15 Mill. Euro bereit. 6,5 Mill. Euro sind für die Förderung von Projekten vorgesehen, die von Netzwerk-Mitgliedern gemeinsam entwickelt werden. „Einzelförderungen für Unternehmen oder Organisationen gibt es nicht, weil es um Vernetzung geht“, heißt es.
Nicht dabei sind vorerst der Handel und die Einrichtungen für die Gemeinschaftsverpflegung. Dabei soll es nicht bleiben. „Am Anfang war uns wichtig zu sehen, was wir selbst brauchen“, sagt Mutenthaler. Die ersten Termine mit Vertretern des Handels hat sie aber schon absolviert.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19.August 2019
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