Der junge Biobauer aus dem Oberösterreichischen gefiel sich offenbar sehr, als ihn ein Redakteur der größten Tageszeitung im Land interviewte. „Ich möchte den nachfolgenden Generationen einen gesunden, lebendigen Boden weitergeben, kein ausgebeutetes Wrack“ diktierte er ihm in den Notizblock. Ganz so, als ob die konventionell erzeugenden Bauern anderes im Sinn hätten. Als ob nicht auch sie in Fruchtfolgen arbeiten und auf ihre Böden schauen und auf das Bodenleben und dass auch für die die Natur der Maßstab ihres Wirtschaftens ist.
Er wolle dem Boden nicht länger die Nährstoffe entziehen,
legte der junge Biobauer in den Interview nach. Und obendrauf sagte er dann
noch mit dem Brustton der Überzeugung, die Spatenprobe zeige den Unterschied zu
konventionelle bewirtschafteten Böden: „Wenn man sich die Bodenstruktur
anschaut, sind das zwei Welten“. Auf den anderen Feldern sei teilwiese „toter
Boden“.
Mehr Überheblichkeit geht nicht.
Er ist nicht der erste Biobauer, der glaubt, sich auf
billige Weise über die konventionell wirtschaftenden Kollegen erheben und auf
ihrem Rücken profilieren zu müssen, der jede Wertschätzung für die Arbeit
seiner Standeskollegen vermissen lässt und seine Geringschätzung zur Haltung
macht. Und er wird wohl nicht der letzte Biobauer sein, der sich für den besseren
Bauern hält und der nicht sieht, wie sich auch die konventionelle
Landwirtschaft durchaus erfolgreich bemüht und abmüht im Rahmen all der
Vorschriften und Auflagen, die heute für eine nachhaltige Landwirtschaft
verlangt werden, sondern nur abschätzige Bemerklungen für sie übrighat, die
jeder Grundlage entbehren.
Was wie immer ist die Frage, die in solchen Fällen bleibt –
warum brauchen Bauern das? Warum müssen sie andere schlecht machen, um besser
da zu stehen? Warum denkt man sich nichts dabei andere anzupatzen? Und warum
lässt man jeden Respekt und jede Wertschätzung vermissen? Warum, und das vor
allem, lässt man sich ohne Not, bloß um der Schlagzeile Willen
instrumentalisieren?
Ja, die konventionell erzeugenden Bauern sind auch oft nicht
anders. Legion sind die Hänseleien über Biobauern. Und häufig der Verweis auf
die eigene Wichtigkeit für die Versorgung bei der ebenfalls Geringschätzung
mitschwingt für die, die nach anderen Methoden ihre Felder und Ställe
bewirtschaften.
Die Gräben sind mitunter immer noch groß. Warum sie es sind,
ist auch nach Jahrzehnten des Nebeneinanders von konventioneller und
biologischer Landwirtschaft in Österreich eigentlich nicht nachvollziehbar. Die
Bauern, die österreichische Landwirtschaft insgesamt, können sich das in Wahrheit
nicht leisten. Und sie haben es auch nicht nötig.
Beide Produktionsweisen haben durchaus genug für sich, um
darauf stolz zu sein und sich dazu zu bekennen. Da ist nirgendwo ein Grund, die
andere Seite schlecht zu machen und herabzuwürdigen. Beide Seiten können lernen
voneinander.
Darum - Schluss mit diesem Lagerdenken und all diesen
Gehässigkeiten, die damit oft einhergehen. Keiner ist besser als der andere.
Eher sind alle gut. Da wie dort.
Gmeiner-meint, Blick ins Land, Juni 2023
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