Mittwoch, 24. Juli 2024

Alle sind auf Urlaub - wirklich alle?

Während das ganze Land auf Urlaub ist in diesen Wochen, im Bad oder am See liegt, in den Bergen klettert oder auf dem Rad das Land zu entdecken, haben die freiwilligen Helfer der Feuerwehren, der Rettungsdienste, der Bergretter und vieler anderer Organisationen Hochbetrieb. Kein Tag ohne Unwetter in diesen Wochen bei dem nicht die Feuerwehr ausrücken muss. Keine Tag ohne Bergunfall bei den die Bergretter gerufen werden. Während der Arbeit, mitten in der Nacht, gleich ob samstags oder sonntags. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind da. Nicht nur in akuten Notfällen, bei Unfällen und bei Katastrophen. Auch in vielen anderen Bereichen tragen sie das ihre zur Bewältigung zahlloser Aufgaben bei. Bis hin zu sozialen Diensten, für die man sich die Zeit nimmt oder für Aufgaben in Sport- und anderen Vereinen – meistens ganz einfach, weil man helfen will, weil man etwas sinnvolles tun will, weil man sieht, dass man gebraucht wird.

Ohne die vielen Freiwilligen, ohne die zahllosen Freiwilligen-Organisationen, würde vieles nicht funktionieren in diesem Land. Ohne die vielen Vereine, die sich um die Menschen kümmern, von den jungen, die sich in den Sportvereinen austoben, bis hin zu den Seniorinnen und Senioren, die sich in einer Gemeinschaft aufgehoben fühlen können. Wer würde bei einer Unwetterkatastrophe, all das Wasser und des Dreck aus den Häusern putzen, wer würde den Wanderer oder Bergsteiger, der unglücklich gestürzt ist oder sich verirrt hat von den Bergen holen? Wer würde sich um die vielen Menschen kümmern, die mit dem Alltag nicht zurechtkommen – weil sie mit dem Geld nicht auskommen oder weil sie gesundheitliche Probleme haben. Was wäre mit all denen, die alleine sind und mit ihrer Einsamkeit hadern? Gar nicht zu reden von denen, die einen Unfall haben?

 Österreich würde ohne all das freiwilligen Engagement der Bevölkerung wohl nicht wirklich funktionieren. „Österreich ist ein Land des Ehrenamtes und der Gemeinnützigkeit, die Ehrenamtlichen sind Herz und Seele unseres Staates und Gemeinwohl“ formulierte einmal der Bundeskanzler mit gehörigen Pathos bei der Präsentation der jüngsten Novelle des Freiwilligengesetzes. Fraglos würde vieles fehlen, würde vieles unbezahlbar teuer sein, würde vieles nicht funktionieren. 

All die Freiwilligen-Organisationen, all die Vereine und all die Organisationen sind NGO im besten Sinne des Wortes – NGO, die nicht nur mahnen und oft nichts, denn alles besser wissen, sondern NGO, die alles wirklich besser machen. Sie sind Zivilgesellschaft im besten Sinn des Wortes. Vor allem in ländlichen Raum sind die Vereine ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Der Bogen reicht vom Sportverein, über den Musikverein bis hin zu Gratis-Fahrdiensten, die in immer mehr Gemeinden ehrenamtlich organisiert werden.Das Niveau der Freiwilligenarbeit ist unglaublich hoch. Die Dichte auch. 

Wenn stimmt, was die Statistik Austria vor zwei Jahren erhob, und es gibt wohl keine Zweifel daran, dann gehen mehr als 3,7 Millionen Österreicherinnen und Österreich ab 15 Jahren regelmäßig einer freiwilligen unbezahlten Tätigkeit nach. Rund ein Viertel dieser Personen engagiert sich demnach in Vereinen, mehr als 36 Prozent sind informell freiwillig tätig, etwa in der Nachbarschaft um dort pflegebedürftigen Personen zu helfen oder unterschiedliche Hausarbeiten zu erledigen. „Für mich ist es so etwas wie eine Berufung“ wird in einer Zeitung ein Berghelfer zitiert. Und das wird geschätzt. „Das Ehrenamt erfährt eine hohe Wertschätzung“, heißt es allerorten. In vielen Bereichen freilich werden die finanziellen Sorgen immer drückender. Das Ausbildung und Technik bei den Feuerwehren sehr kostspielig ist, ist bekannt. Aber auch die alpinen Vereine plagen zunehmend Geldsorgen. Die Erhaltung der hunderten von Schutzhütten und der zig-tausende Kilometer langen Wanderwege sind große Herausforderungen. Bei vielen anderen Vereinen und Einrichtungen ist es oft nicht anders. 

Man darf davon ausgehen, dass es Lösungen geben wird. Allein das Engagement, das man aufwendet, wird schon dafür sorgen. Und das breite Verständnis dafür auch. 

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 25. Juli 2024

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