Seit US-Präsident Donald Trump, aber auch die EU und China Politik mit Zöllen machen, bleibt in der Landwirtschaft kein Stein mehr auf dem anderen.
Hans GmeinerSalzburg Für Hans Schlederer, Chef der oberösterreichischen Schweinebörse, ist die Sache klar. „Die Schweinebauern zahlen aktuell die Zeche für die europäischen Autobauer“, sagt er. Als die EU vor Jahresfrist die Importzölle für E-Autos aus China um 25 Prozent anhob, bremste Peking zunächst mit Anti-Dumping-Untersuchungen die Schweinefleischimporte aus Europa. Anfang September dieses Jahres war dann endgültig Schluss mit lustig. Nach langem Hin und Her wurden die Einfuhrzölle für Schweinefleisch aus Europa auf zwischen 20 und 62 Prozent angehoben.
Seither ist bei den Schweinebauern Feuer am Dach. Die Exporte nach China – sie machten zuletzt mit einem jährlichen Volumen von 1,5 Millionen Tonnen gut ein Drittel der Schweinefleischexporte der EU aus – sind de facto eingestellt. Innerhalb weniger Wochen kippte der im Herbst ohnehin stark versorgte Schweinefleischmarkt und die Preise für die Bauern sind seither auf Talfahrt.
Der Schweinemarkt ist nicht der einzige Agrarmarkt, auf dem die internationalen Krisen und vor allem die Zollstreitigkeiten alles durcheinanderwirbeln. Die Marktverwerfungen sind massiv. Die Märkte insbesondere für Soja, Mais, Getreide, aber auch für Düngemittel sind dabei, sich neu zu ordnen. Die europäischen Bauern könnten dabei besonders unter Druck kommen, befürchtet man.
US-Bauern als Verlierer, obwohl sie treue Trump-Wähler sind
Die Probleme sind vielschichtig. War es zunächst der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der die Märkte durcheinanderbrachte, so geht es jetzt um Zölle, mit denen vor allem US-Präsident Trump, aber nicht nur er, Politik macht. Zuletzt waren es ausgerechnet die ohnehin seit Jahren von Einkommensverlusten gebeutelten US-Farmer, treue Trump-Wähler, die besonders unter Trumps Zollfuror zu leiden hatten. Seit sich der US-Präsident mit China anlegte und die Einfuhrzölle für China-Ware kräftig anhob, kauft Peking kein Kilogramm Soja mehr aus den USA. Dabei ist Soja mit großem Abstand wichtigstes Agrarexportgut der USA.
In den vergangenen Jahren gingen bis zu 60 Prozent der Sojabohnenexporte nach China. Nun rechnet man damit, dass Trump und der chinesische Staatschef Xi Jinping noch in dieser Woche ein Abkommen unterzeichnen und die US-Farmer wieder Sojabohnen nach China liefern können. China versorgte sich zuletzt aus Brasilien und aus Argentinien. Die US-Farmer freilich mussten sich neue Abnehmer suchen. Das machte vor allem Sojabauern in Europa nervös. Sie fürchteten wachsenden Preisdruck. „Die Ware ist billig“, sagt Helmut Feitzlmayr, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Das hat freilich zwei Seiten. „Das trifft die Sojabauern, freut aber die Schweinebauern, weil Sojaschrot für die Fütterung billiger wird.“
Zölle treffen Käse und Wein
Für Unsicherheit sorgt auch das Zollabkommen, das die EU mit US-Präsident Trump im Sommer abschloss. Die EU gestand dabei den USA zollfreie Importkontingente für Schweinefleisch, Milchprodukte, Sojaöl, Lebensmittelzubereitungen und viele andere Produkte im Wert von insgesamt 7,5 Mrd. Euro zu. Aber nicht nur das. Die EU akzeptierte für Agrarprodukte und Lebensmittel auch einen US-Pauschalzoll von 15 Prozent. Besonders betroffen davon sind vor allem Käse, aber auch Wein.
Auf Sturm stehen die Zeichen auch auf den Düngermärkten, seit die EU mit Juli Strafzölle für Düngerimporte aus Russland einführte. Wie auf dem Schweinefleischmarkt zahlen auch da die Bauern die Zeche für eine Maßnahme, die insbesondere von der europäischen Düngerindustrie gefordert wurde. Während dadurch mineralischer Dünger für die europäischen Bauern empfindlich teurer wird, verkauft Russland Berichten zufolge etwa Harnstoff statt nach Europa nun – zollfrei – in die USA. Für die europäischen Bauern, auf die mit Beginn 2026 auch eine CO₂-Steuer auf Dünger zukommt, bedeutet das, dass sich ihre internationale Wettbewerbsposition auf den Getreide- und Maismärkten wegen der höheren Kosten verschlechtert, für die US-Farmer aber verbessert.
Gute Ernten, schlechte Preise
Doch damit nicht genug. Noch nicht ausgestanden ist für die europäische Landwirtschaft auch das Thema Mercosur-Abkommen, das die EU mit südamerikanischen Staaten wie Brasilien und Argentinien abschließen will. Die Bauern, vor allem in Frankreich und in Österreich, befürchten, dass dadurch der Druck auf die Preise bei Rindfleisch, aber auch bei Zucker und einer Reihe anderer Produkte stark steigen wird.
Neben allem haben die Landwirte vor allem auf den Getreidemärkten und bei Mais heuer mit miserablen Preisen zu kämpfen. Bei Weizen werden aus allen Teilen der Welt Rekordernten gemeldet. Bei Mais ist es nicht anders, obwohl heuer vor allem die osteuropäischen Länder schlechte Ernten hatten. Die Preise sind im Keller. Für Trockenmais bekommen die Bauern 160 bis 170 Euro je Tonne, für Nassmais mit 30 Prozent Feuchtigkeit nur 80 Euro je Tonne. „Das ist so wenig wie schon lange nicht mehr“, sagt Feitzlmayr. „Aber damals waren die Preise für Dünger und Pflanzenschutzmittel noch deutlich niedriger.“
Seither ist bei den Schweinebauern Feuer am Dach. Die Exporte nach China – sie machten zuletzt mit einem jährlichen Volumen von 1,5 Millionen Tonnen gut ein Drittel der Schweinefleischexporte der EU aus – sind de facto eingestellt. Innerhalb weniger Wochen kippte der im Herbst ohnehin stark versorgte Schweinefleischmarkt und die Preise für die Bauern sind seither auf Talfahrt.
Der Schweinemarkt ist nicht der einzige Agrarmarkt, auf dem die internationalen Krisen und vor allem die Zollstreitigkeiten alles durcheinanderwirbeln. Die Marktverwerfungen sind massiv. Die Märkte insbesondere für Soja, Mais, Getreide, aber auch für Düngemittel sind dabei, sich neu zu ordnen. Die europäischen Bauern könnten dabei besonders unter Druck kommen, befürchtet man.
US-Bauern als Verlierer, obwohl sie treue Trump-Wähler sind
Die Probleme sind vielschichtig. War es zunächst der Krieg Russlands gegen die Ukraine, der die Märkte durcheinanderbrachte, so geht es jetzt um Zölle, mit denen vor allem US-Präsident Trump, aber nicht nur er, Politik macht. Zuletzt waren es ausgerechnet die ohnehin seit Jahren von Einkommensverlusten gebeutelten US-Farmer, treue Trump-Wähler, die besonders unter Trumps Zollfuror zu leiden hatten. Seit sich der US-Präsident mit China anlegte und die Einfuhrzölle für China-Ware kräftig anhob, kauft Peking kein Kilogramm Soja mehr aus den USA. Dabei ist Soja mit großem Abstand wichtigstes Agrarexportgut der USA.
In den vergangenen Jahren gingen bis zu 60 Prozent der Sojabohnenexporte nach China. Nun rechnet man damit, dass Trump und der chinesische Staatschef Xi Jinping noch in dieser Woche ein Abkommen unterzeichnen und die US-Farmer wieder Sojabohnen nach China liefern können. China versorgte sich zuletzt aus Brasilien und aus Argentinien. Die US-Farmer freilich mussten sich neue Abnehmer suchen. Das machte vor allem Sojabauern in Europa nervös. Sie fürchteten wachsenden Preisdruck. „Die Ware ist billig“, sagt Helmut Feitzlmayr, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Das hat freilich zwei Seiten. „Das trifft die Sojabauern, freut aber die Schweinebauern, weil Sojaschrot für die Fütterung billiger wird.“
Zölle treffen Käse und Wein
Für Unsicherheit sorgt auch das Zollabkommen, das die EU mit US-Präsident Trump im Sommer abschloss. Die EU gestand dabei den USA zollfreie Importkontingente für Schweinefleisch, Milchprodukte, Sojaöl, Lebensmittelzubereitungen und viele andere Produkte im Wert von insgesamt 7,5 Mrd. Euro zu. Aber nicht nur das. Die EU akzeptierte für Agrarprodukte und Lebensmittel auch einen US-Pauschalzoll von 15 Prozent. Besonders betroffen davon sind vor allem Käse, aber auch Wein.
Auf Sturm stehen die Zeichen auch auf den Düngermärkten, seit die EU mit Juli Strafzölle für Düngerimporte aus Russland einführte. Wie auf dem Schweinefleischmarkt zahlen auch da die Bauern die Zeche für eine Maßnahme, die insbesondere von der europäischen Düngerindustrie gefordert wurde. Während dadurch mineralischer Dünger für die europäischen Bauern empfindlich teurer wird, verkauft Russland Berichten zufolge etwa Harnstoff statt nach Europa nun – zollfrei – in die USA. Für die europäischen Bauern, auf die mit Beginn 2026 auch eine CO₂-Steuer auf Dünger zukommt, bedeutet das, dass sich ihre internationale Wettbewerbsposition auf den Getreide- und Maismärkten wegen der höheren Kosten verschlechtert, für die US-Farmer aber verbessert.
Gute Ernten, schlechte Preise
Doch damit nicht genug. Noch nicht ausgestanden ist für die europäische Landwirtschaft auch das Thema Mercosur-Abkommen, das die EU mit südamerikanischen Staaten wie Brasilien und Argentinien abschließen will. Die Bauern, vor allem in Frankreich und in Österreich, befürchten, dass dadurch der Druck auf die Preise bei Rindfleisch, aber auch bei Zucker und einer Reihe anderer Produkte stark steigen wird.
Neben allem haben die Landwirte vor allem auf den Getreidemärkten und bei Mais heuer mit miserablen Preisen zu kämpfen. Bei Weizen werden aus allen Teilen der Welt Rekordernten gemeldet. Bei Mais ist es nicht anders, obwohl heuer vor allem die osteuropäischen Länder schlechte Ernten hatten. Die Preise sind im Keller. Für Trockenmais bekommen die Bauern 160 bis 170 Euro je Tonne, für Nassmais mit 30 Prozent Feuchtigkeit nur 80 Euro je Tonne. „Das ist so wenig wie schon lange nicht mehr“, sagt Feitzlmayr. „Aber damals waren die Preise für Dünger und Pflanzenschutzmittel noch deutlich niedriger.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 30. Oktober 2025

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