Mitarbeiterabbau in der Zuckerindustrie, Fusionen in der Milchbranche, strauchelnde Lagerhäuser – im bäuerlichen Umfeld bahnen sich massive Veränderungen an.
Hans GmeinerSalzburg. Ende November erst sorgte die Agrana für Schlagzeilen. „400 bis 500 Stellen“ müsse man in den nächsten zwei bis drei Jahren streichen, kündigte Generaldirektor Stephan Büttner an. Niedrige Preise für Zucker, Stärke und Ethanol und die immer höheren Kosten setzen dem Konzern stark zu. Vor allem bei Zucker schreibt man hohe Verluste, obwohl man im Vorjahr bereits zwei Zuckerfabriken – jene in Leopoldsdorf im Marchfeld sowie eine in Tschechien – geschlossen hat. Seither ist vor allem bei den Rübenbauern die Aufregung groß. Dass Büttner eigens sagte, die Zuckerfabrik in Tulln, inzwischen die einzige in Österreich, stehe nicht zur Disposition, und er davon ausgehe, „dass wir das schaffen“, lässt die Alarmsirenen schrillen und die Gerüchteküche erst recht brodeln.
Die Probleme der Agrana sind nur die Spitze eines Eisbergs. Längst steckt nicht nur die Landwirtschaft in Schwierigkeiten, sondern mit ihr auch immer öfter Unternehmen in ihrem Umfeld. Denn dieses Umfeld, in und mit dem die Bauern arbeiten und leben, wandelt sich immer rasanter. Alte Strukturen brechen auf, Geschäftsmodelle stehen unter Druck. Das hat Folgen. Längst geht es nicht mehr nur um die Bauern, sondern auch um den Handel und die Verarbeiter, um die Landtechnikerzeuger und die Wertschöpfung, die in diesen Unternehmungen erzielt wird, und um die Arbeitsplätze. Aber nicht nur darum – immer stärker rücken damit Themen wie Versorgungssicherheit und Krisenresilienz in den Vordergrund.
Lagerhaus-Genossenschaften leiden unter BayWa-Debakel
Just am gleichen Tag, als die Agrana für Aufregung sorgte, wurde auch bekannt, wie sehr die Lagerhausgenossenschaften, die in bäuerlichem Eigentum stehen, wirklich unter dem BayWa-Debakel der RWA (Raiffeisen Ware Austria) zu leiden haben, das die oft mühsam erzielten Gewinne auffrisst und in Nullkommanichts in satte Verluste verwandelt. So konnten etwa allein die neun Lagerhausgenossenschaften in Oberösterreich das Gesamtbetriebsergebnis im vergangenen Geschäftsjahr (30. Juni) um gut 40 Prozent auf 8,3 Millionen Euro steigern, weil aber die BayWa-Sanierung bei ihnen mit hohen Abschreibungen durchschlägt, weisen die Bilanzen vor Steuern laut „OÖ Nachrichten“ zusammen einen Verlust von 21 Mill. Euro aus. Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, ist unklar. „Hoffen wir, dass das nicht noch mehr wird“, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Und da ist noch gar nicht von den anderen Bundesländern, insbesondere von Niederösterreich und der Steiermark, die Rede, aus denen die Lagerhaus-Zahlen nicht bekannt sind.
Fusionen in der Milchbranche
Weniger dramatisch geht es zwar in anderen Sparten im agrarischen Umfeld zu, die Veränderungen sind aber auch dort oft sehr tiefgreifend für die Bauern. Beispielhaft dafür ist der geplante Zusammenschluss der Salzburg Milch mit der Pinzgau Milch, der in der Vorwoche bekanntgegeben wurde. auch dort geht es um Verringerung der Kosten und Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und damit der Wettbewerbsfähigkeit und Absicherung für die Zukunft. Dabei sind auch unkonventionelle Modelle kein Tabu mehr. So übernahm die niederösterreichische NÖM, die ihr Einzugsgebiet bisher traditionell im Osten Österreichs hatte, im heurigen Frühjahr die angeschlagene Vorarlberg Milch aus dem äußersten Westen des Landes. Bereits 2022 wurde die Gmundner Milch, die drittgrößte Molkerei Österreichs, von der deutschen Privatmolkerei Jäger übernommen, die neue Schwerpunkte setzte. Erst heuer sorgte man mit der Ankündigung, keine Biomilch mehr verarbeiten zu wollen, bei den Bauern für Unruhe und Verunsicherung.
Unruhe bei den Biobauern
Deutsche sorgen seit geraumer Zeit auch bei den Biobauern für Unruhe. Der deutsche Bioverband Naturland, ein internationaler „Multi“ der Szene, wirbt nach Kräften um österreichische Biobauern als Mitglieder. Bio Austria, der größte heimische Verband, sieht dadurch die eingeführten und, wie man sagt, „bewährten“ Strukturen im Biolandbau gefährdet. „Wir sind ja kein Bio-Entwicklungsland, das auf die Deutschen gewartet hat“, sagte man schon damals in einer ersten Reaktion.
Im Fleischgeschäft mischen ausländische Konzerne mit
Auch im Fleischgeschäft blieb kaum etwas beim Alten. Das haben inzwischen wenige Großunternehmen in der Hand, Spar ist mit Tann der größte Fleischverarbeiter im Land. Auch ausländische Unternehmen mischen längst kräftig mit. Der US-Konzern OSI ist mit dem Salzburger Alpenrind der größte heimische Rindfleischverarbeiter. Und im Innviertler Pfaffstätt hat seit 2016 die Schweizer Bell Group bei Huber’s Landhendl, einem der größten Geflügelverarbeiter im Land, das Sagen.
Aus dem Spiel ist Österreich auch in der Produktion von Düngemitteln und Mitteln für den Pflanzenschutz. Bei Letzterem gibt es keine eigenständige Produktion mehr, sondern nur mehr Vertretungen von Herstellern.
Und bei Düngemitteln gibt es zwar noch kleinere Erzeuger von Spezialdüngern, die mit Abstand größte Produktion aber, die LAT in Linz, gehört einem großen ausländischen Konzern. Dessen Eigentümer ist kein Unbekannter – Andrej Babiš, bekannt auch als der möglicherweise nächste Regierungschef in Tschechien.
Die Probleme der Agrana sind nur die Spitze eines Eisbergs. Längst steckt nicht nur die Landwirtschaft in Schwierigkeiten, sondern mit ihr auch immer öfter Unternehmen in ihrem Umfeld. Denn dieses Umfeld, in und mit dem die Bauern arbeiten und leben, wandelt sich immer rasanter. Alte Strukturen brechen auf, Geschäftsmodelle stehen unter Druck. Das hat Folgen. Längst geht es nicht mehr nur um die Bauern, sondern auch um den Handel und die Verarbeiter, um die Landtechnikerzeuger und die Wertschöpfung, die in diesen Unternehmungen erzielt wird, und um die Arbeitsplätze. Aber nicht nur darum – immer stärker rücken damit Themen wie Versorgungssicherheit und Krisenresilienz in den Vordergrund.
Lagerhaus-Genossenschaften leiden unter BayWa-Debakel
Just am gleichen Tag, als die Agrana für Aufregung sorgte, wurde auch bekannt, wie sehr die Lagerhausgenossenschaften, die in bäuerlichem Eigentum stehen, wirklich unter dem BayWa-Debakel der RWA (Raiffeisen Ware Austria) zu leiden haben, das die oft mühsam erzielten Gewinne auffrisst und in Nullkommanichts in satte Verluste verwandelt. So konnten etwa allein die neun Lagerhausgenossenschaften in Oberösterreich das Gesamtbetriebsergebnis im vergangenen Geschäftsjahr (30. Juni) um gut 40 Prozent auf 8,3 Millionen Euro steigern, weil aber die BayWa-Sanierung bei ihnen mit hohen Abschreibungen durchschlägt, weisen die Bilanzen vor Steuern laut „OÖ Nachrichten“ zusammen einen Verlust von 21 Mill. Euro aus. Ob damit das letzte Wort gesprochen ist, ist unklar. „Hoffen wir, dass das nicht noch mehr wird“, ist hinter vorgehaltener Hand zu hören. Und da ist noch gar nicht von den anderen Bundesländern, insbesondere von Niederösterreich und der Steiermark, die Rede, aus denen die Lagerhaus-Zahlen nicht bekannt sind.
Fusionen in der Milchbranche
Weniger dramatisch geht es zwar in anderen Sparten im agrarischen Umfeld zu, die Veränderungen sind aber auch dort oft sehr tiefgreifend für die Bauern. Beispielhaft dafür ist der geplante Zusammenschluss der Salzburg Milch mit der Pinzgau Milch, der in der Vorwoche bekanntgegeben wurde. auch dort geht es um Verringerung der Kosten und Erhöhung der Wirtschaftlichkeit und damit der Wettbewerbsfähigkeit und Absicherung für die Zukunft. Dabei sind auch unkonventionelle Modelle kein Tabu mehr. So übernahm die niederösterreichische NÖM, die ihr Einzugsgebiet bisher traditionell im Osten Österreichs hatte, im heurigen Frühjahr die angeschlagene Vorarlberg Milch aus dem äußersten Westen des Landes. Bereits 2022 wurde die Gmundner Milch, die drittgrößte Molkerei Österreichs, von der deutschen Privatmolkerei Jäger übernommen, die neue Schwerpunkte setzte. Erst heuer sorgte man mit der Ankündigung, keine Biomilch mehr verarbeiten zu wollen, bei den Bauern für Unruhe und Verunsicherung.
Unruhe bei den Biobauern
Deutsche sorgen seit geraumer Zeit auch bei den Biobauern für Unruhe. Der deutsche Bioverband Naturland, ein internationaler „Multi“ der Szene, wirbt nach Kräften um österreichische Biobauern als Mitglieder. Bio Austria, der größte heimische Verband, sieht dadurch die eingeführten und, wie man sagt, „bewährten“ Strukturen im Biolandbau gefährdet. „Wir sind ja kein Bio-Entwicklungsland, das auf die Deutschen gewartet hat“, sagte man schon damals in einer ersten Reaktion.
Im Fleischgeschäft mischen ausländische Konzerne mit
Auch im Fleischgeschäft blieb kaum etwas beim Alten. Das haben inzwischen wenige Großunternehmen in der Hand, Spar ist mit Tann der größte Fleischverarbeiter im Land. Auch ausländische Unternehmen mischen längst kräftig mit. Der US-Konzern OSI ist mit dem Salzburger Alpenrind der größte heimische Rindfleischverarbeiter. Und im Innviertler Pfaffstätt hat seit 2016 die Schweizer Bell Group bei Huber’s Landhendl, einem der größten Geflügelverarbeiter im Land, das Sagen.
Aus dem Spiel ist Österreich auch in der Produktion von Düngemitteln und Mitteln für den Pflanzenschutz. Bei Letzterem gibt es keine eigenständige Produktion mehr, sondern nur mehr Vertretungen von Herstellern.
Und bei Düngemitteln gibt es zwar noch kleinere Erzeuger von Spezialdüngern, die mit Abstand größte Produktion aber, die LAT in Linz, gehört einem großen ausländischen Konzern. Dessen Eigentümer ist kein Unbekannter – Andrej Babiš, bekannt auch als der möglicherweise nächste Regierungschef in Tschechien.
Salzburger Nachrichten, 4. Dezember 2025

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