Mittwoch, 19. Mai 2010
Die Butter aufs Brot wird wieder teurer
Auf dem Milchmarkt explodieren die Preise. Was manche Konsumenten unruhig macht, lässt die Bauern hoffen.
HANS GMEINER Salzburg (SN). In den Chefetagen der heimischen Milchverarbeiter verfolgt man den Milchmarkt mit Argusaugen. „Wir hoffen alle, dass es nicht so dramatisch wird, wie vor drei Jahren“, heißt es dort. Seit Monaten ziehen die Preise vor allem für fetthaltige Produkte wie Butter scharf an.
War auf den internationa len Spotmärkten ein Kilogramm Block butter im Februar noch um 2,80 Euro zu haben, so sind derzeit zumindest 3,84 bis vier Euro dafür hinzulegen – „wenn man die Ware überhaupt noch kriegt“, heißt es. Der Spotpreis für Rohmilch kletterte von weniger als 20 auf fast 30 Cent je Kilogramm.
Nach drei Jahren des Niedergangs, des Überangebotes und niedriger Preise für Verarbeiter und Bauern stehen allem Anschein nach die Zeichen derzeit wieder in die entgegengesetzte Richtung. „Das Blatt wendet sich“, sagt Adi Marksteiner von der Landwirtschaftskammer Österreich.
Die Milchbauern haben ihre Produktion in ganz Europa deutlich reduziert, die Produktionsquoten werden wegen der nach der Preisexplosion und dem darauf folgenden Absturz nunmehr seit geraumer Zeit sehr niedrigen Preis nicht mehr erfüllt. Die Butter-, Käse und Milchpulverlager sind verhältnismäßig klein. Auf der anderen Seite zieht die Nachfrage konjunkturbedingt leicht an. Dazu erleichtert der schwache Euro die Exporte. „Es gehen wieder bedeutende Mengen an Käse nach Russland“, sagt Josef Brauns hofer von Berglandmilch.
Der Preisanstieg hat aber noch eine Ursache, vermuten Marktbeobachter: „Da spielt auch Spekulation wieder eine bedeutsame Rolle.“ Damit werden für die Konsumenten die Butter auf dem Brot, aber auch Schlagobers und andere fetthaltige Milchprodukte schon bald teurer. Fix ist aber derzeit nur, dass die Preise für Butter innerhalb der kommenden zwei Wochen bei Diskontmarken um 25 bis 30 Cent angehoben werden sollen. Statt 0,99 wird dann ein Viertel Butter bis zu 1,30 Euro kosten. Kein Grund zu besonderer Aufregung, meint Marksteiner. „Die Butterpreise waren zuletzt ohnehin unter den vertretbaren Gestehungskosten.“
Wie rasch andere Produkte und Trinkmilch teurer werden, dazu gibt man sich in den Molkereien noch wenig auskunftsfreudig. „Das müssen wir uns noch genau anschauen.“ Bedeckt hält man sich auch zum Thema Bauernmilchpreis. Fix scheint nur zu sein, dass den Bauern heuer das Preisloch im Sommer erspart bleibt. Der Nettomilchpreis bewegte sich zuletzt wieder über die Grenze von 30 Cent pro Kilogramm. Von den 40 Cent, wie sie manche Bauern fordern, ist man noch ein gutes Stück entfernt. Aber: „Der Milchpreis wird sich nach oben entwickeln“, sagt der Chef einer Molkerei. Dann werden freilich die Konsumenten noch lauter klagen.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft 19. Mai 2010
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