Montag, 3. Mai 2010

Wenn die Ansprüche an der Wirklichkeit zerschellen





Für die Landwirtschaft geht um viel in diesen Monaten. In Österreich stehen die Bauern wegen drohender Budgetkürzungen unter Druck, man will ihnen mehr Steuern abverlangen und neidet ihnen die Ausgleichszahlungen. In Europa werden mit allem Geschiebe hinter den Kulissen die Weichen für die Zukunft der Landwirtschaft nach 2013 gestellt.

Es geht hart auf hart wie schon lange nicht mehr. Da sind gute Argumente gefordert, ein hohes Maß an Fachkenntnis, konsensfähige Konzepte, da geben Fakten das Maß vor und ist kontinuierliche Arbeit gefragt. Da braucht es Erfahrung auf dem politischen Parkett, die nötige Schlitzohrigkeit und Ideen. Ein loses Mundwerk und starke Sprüche zählen da nichts.

In solchen Situationen wie derzeit trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Und da schauen vor allem die schlecht aus, die sich so gerne als bäuerliche Opposition an Ministerium, Bauernkammern, Bauernbund oder auch Genossenschaften reiben, alle paar Monate in Wirtshaussälen und Bierzelten großes Palaver führen und gerne so tun, als wüssten sie alles besser.

Dabei sei ihnen durchaus zugestanden, dass sie in manchem mit ihrer Kritik recht haben. Aber da ist zumeist kaum etwas dabei, das über kleinliche Hacheleien und Hackelschmeißereien, kurzsichtige und wenig realistische Vorschläge oder ebenso laute wie hohle Sager und leere Versprechungen hinausgeht. Angesichts der Situation, vor der die Bauern stehen, ist das reichlich wenig.

Eine Recherche in den Pressearchiven und auf den Homepages solcher Parteien und Gruppen ist entlarvend und legt bloß, wie weit oft die Ansprüche an andere und die eigene Wirklichkeit auseinanderklaffen und wie wenig außer Polemik man oft zu bieten hat.

Da zeigt sich etwa, dass in der SPÖ,die sich zuweilen zum Anwalt der Bauern aufschwingt, die Linke offenbar nicht weiß, was die Rechte tut. Während SP-Bauernvertreter wie Christine Kaufmann gegen eine Erhöhung der Einheitswerte zu Felde ziehen, polemisiert SP-Agrarsprecher Kurt Gassner gegen die Bauernschaft: "Die Arbeitnehmer würden sich freuen, wenn sie Steuern auf Basis des Einkommens von 1988 zahlen müssten."

Nachgerade armselig ist, was Freiheitliche, BZÖ oder der Unabhängige Bauernverband bieten. Von der Freiheitlichen Bauernschaft kam heuer außer vier Pressemitteilungen noch gar nichts an die Öffentlichkeit. Beim Bauernverband hat man sich nach den Erfolgen bei den Kammerwahlen offenbar anderem zu widmen: Unter "aktuell" ist auf der Homepage als einzige Neuheit seit Jänner lediglich von einer geplanten Reise die Rede.

Vom BZÖ ist praktisch nichts zum Thema Bauern zu finden und die grüne One-Man-Show Wolfgang Pirklhuber tönt zwar mitunter laut, bewirkt aber wenig und wird von den Bauern links liegen gelassen.

Peinlich ist zu nennen, was IG-Milch und Freie Milch Austria bieten, die vorgeben, den Bauern "die Würde zurückgeben" (Zitat Ernst Halbmayr) zu wollen und sich so gerne als Hüter von Transparenz und Offenheit gerieren. Wie viele Bauern zur Freien Milch wechselten, wird wie ein Geheimnis gehütet, welchen Preis sie bekommen, auch. Milchpreisvergleichen verweigert man sich. Und wie viele Mitglieder die IG-Milch hat, ist auch nicht zu erfahren. Die Zahl auf der Homepage stammt vom September 2008.

Schade, kann man da nur sagen. Ministerium, Bauernbund, Kammern und auch Genossenschaften hätten eine andere Opposition verdient. Die Bauern würden sie gerade in Zeiten wie diesen brauchen.

Blick ins Land - 05/Mai 2010

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