Green Care wird nicht nur als Jobmotor gesehen, sondern auch als soziales Zukunftsmodell für die ländlichen Regionen. Mediziner orten darin einen möglichen Beitrag für effiziente Strukturen im Gesundheitssystem. In Österreich sind viele Bauern interessiert, aber es gibt noch wenige Betriebe, während es in den Niederlanden bereits mehr als 1000 Green-Care-Höfe gibt. Seite 13
Therapie und Pflege beim Bauern
750.000 Euro hat die Familie in den Umbau investiert. Heute entspricht das Haus allen Anforderungen eines Pflegeheims. Die beiden Bauersleute haben eine Ausbildung für tiergestützte Therapie und Pädagogik. Mit zehn Mitarbeitern ist ihr Hof auch wichtiger Arbeitgeber in der Region geworden. Der Hof ist mit seinem Angebot voll in das steirische Sozialsystem integriert. Zusätzliche Chance für Einkommen Das Konzept passt ideal. „Mein Mann wollte Bauer bleiben“, sagt Petra Steiner. Das funktioniert. „Wir können den Bauernhof so betreiben wie früher.“ 14 Hektar Grünland gehören zum Hof, der biologisch bewirtschaftet wird. Dazu kommen 13 Hektar Wald. Mutterkuhhaltung ist der Schwerpunkt im landwirtschaftlichen Zweig des Adelwöhrerhofs.
Der Adelwöhrerhof ist eines der Vorzeigeprojekte für Green Care, wie das Sozialangebot in landwirtschaftlichem Umfeld genannt wird. Die Betreuung von Menschen in Verbindung mit Natur und Landwirtschaft soll wie Urlaub am Bauernhof und Direktvermarktung zu einer zusätzlichen Einkommenschance für Bauern werden.
Das Interesse ist groß. „Bei uns haben in den vergangenen Monaten bereits 66 landwirtschaftliche Betriebe ihr Interesse angemeldet“, sagt Robert Fitzthum von der Landwirtschaftskammer Wien, die das Projekt österreichweit betreut. Auch Trägerorganisationen wie beispielsweise die Caritas finden Gefallen an der Green-Care-Idee. Fitzthum: „Sie sehen, dass sie für ihre Klienten innovative Projekte brauchen.“
Mit dem Angebot liegt die Landwirtschaft im Trend. Pädagogik, Therapie, Pflege und soziale Dienste in Verbindung mit Natur gewinnen immer größere Bedeutung. „Für die Landwirtschaft ist es naheliegend und wichtig, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen“, sagt Fitzthum.
Das Feld ist weit. Der Bogen reicht von Kinderbetreuungsangeboten auf Bauernhöfen über Tagesheime, tiergestützte Therapieangebote bis zu Pflegeheimen wie den Adelwöhrerhof.
Vielfältig sind auch die Möglichkeiten, wie sich die Bauern selbst einbringen können. Im einfachsten Fall stellen die Bauern den Trägereinrichtungen Räumlichkeiten oder Agrarflächen zur Verfügung. Die entsprechenden Qualifikationen vorausgesetzt, besteht aber, wie auf dem Adelwöhrerhof, auch die Möglichkeit, selbst Dienstleistungen im Sozialbereich anzubieten.
Während es in anderen EU-Staaten wie den Niederlanden bereits mehr als 1000 zertifizierte Green-Care-Betriebe gibt, steckt man in Österreich noch in den Kinderschuhen. Keine 20 landwirtschaftlichen Betriebe seien derzeit im Sozialbereich engagiert, schätzt Fitzthum. „Bei uns geht es vorerst darum, die nötigen Strukturen zu schaffen, um Projekte auf die Schiene bringen zu können.“ Dazu gehört nicht nur, Green Care im heimischen Sozialsystem zu verankern. Es laufen auch Bestrebungen, dieses neue Angebot in der EU-Agrarreform unterzubringen. „Es geht darum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass diese Projekte unterstützt werden können“, sagt die EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger (ÖVP), die sich auf Brüsseler Ebene der Sache annimmt.
Auf dem Adelwöhrerhof indes setzt man bereits die nächsten Schritte. Derzeit wird gerade der Stall behindertengerecht gemacht. Bald will man auch für Kinder und Jugendliche ein Tagesprojekt anbieten. „Dabei können sowohl die Jungen als auch die Alten profitieren“, erwartet Steiner. „Da kommt neues Leben her.“
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