Mittwoch, 8. Mai 2013

Bar jeder Vernunft



Der Furor, der sich in der vergangenen Woche in Österreich rund um den Schutz der Bienen entlud, war erstaunlich. Und er war bestürzend. Bestürzend nicht, weil sich die Landwirtschaft dagegen verwehrte, das Kind mit dem Bad auszuschütten, sondern bestürzend vor allem deswegen, weil sich zeigte, wie schnell in diesem Land Stimmungen erzeugt werden können, in denen jedes Stück Vernunft und Besonnenheit hinweg gefegt wird und in denen nichts als blinde Hatz betrieben wird. Fakten spielten dabei keinerlei Rolle mehr, Betroffene konnten nicht mehr ihre Meinung sagen, von Abwägung keine Spur. Es ging nur mehr ums Niedermachen. Da war jedes Maß verloren, jede Relation über den Haufen geworfen, da galt nichts mehr.

Österreich zeigte seine hässliche Seite. Undemokratisch, unzivilisiert und unwürdig. Das Niveau der Diskussion war beschämend. Der Druck, den die Allianz aus NGO, politischen Parteien und Medien entwickelte, kann Angst machen. Er kann sich gegen jeden wenden - nicht nur gegen einen Landwirtschaftsminister oder eine Bauernvertretung, die vielleicht ungeschickt agiert hat.

Wie sich der Druck hochgeschaukelt hat, wie er gezielt angeheizt wurde, wie er genutzt und wie damit gespielt wurde, wirft viele Fragen auf. Da war nicht viel von Verantwortung zu spüren oder gar von Respekt. Da ging es vor allem um die schnelle Schlagzeile und den möglichst originellen Sager, darum, dem politischen Gegner eins auszuwischen, darum für das eigene Spendenkonto zu werben oder, wie mancher Handelsbetrieb, schnell Kassa und guten Wind zu machen. Da wurde in der Wortwahl gnadenlos überzogen und ging es in den Analysen selten um die Sache, sondern sehr viel öfter darum, seine eigenen Süppchen zu kochen. Da war kaum etwas zu sehen von besonnenen Kräften, da wurde von "Bienenkillern“ geredet, weil "Bienenmörder“ manchen noch zu wenig schien.

Was da in der vergangenen Woche niederging, ist nicht verwunderlich in diesem Land, das immer noch von Lagerdenken geprägt ist, von über Jahrzehnte gehegten Feindschaften und von Gräben zwischen Gesellschaftsschichten, die allenfalls überwachsen, aber selten zugeschüttet sind. Es hat zu tun mit einer schwachen, dem Populismus verfallenen Politik, die das Feld frei gemacht hat für Einrichtungen wie NGOs, die abseits jeder demokratischen Legitimation immer öfter ganze Branchen in ihren Würgegriff nehmen. Die Landwirtschaft weiß ein Lied davon zu singen. Dort sagen immer öfter Organisationen wie Global 2000 und Greenpeace im Verein mit den übermächtigen Handelsketten, wie es lang geht.

Die Auseinandersetzungen rund um den Schutz der Bienen sind aber auch Ausdruck dafür, wie produktionsfeindlich und wirtschaftsfeindlich unsere Gesellschaft geworden ist. Und das gilt nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für viele andere Wirtschaftszweige. Man will zwar ihre Produkte, und das möglichst billig, aber man will die Produktion nicht. Beim Essen ist es so und bei Autos, bei Computer, bei Kleidung. Bei allem schier. Das zeigt sich darin, dass niemand produzierende Betriebe in seiner Nähe haben will, das zeigt sich in der Besteuerung unternehmerischer Tätigkeit, das zeigt sich in der Bürokratie und das zeigt sich in den zahllosen Vorschriften vom Arbeitsschutz bis zum Umweltschutz, die die Stellung im Wettbewerb gegenüber Regionen, in denen ein anderes Denken herrscht, kaum berücksichtigen.

Dass das so ist, daran ist durchaus nicht nur eine Seite Schuld. Allzu oft hat man von allen Seiten zu wenig Verständnis gezeigt und zu wenig Rücksicht genommen. Man hat verlernt, sachliche Diskussionen zu führen, abzuwägen und zu Lösungen zu finden. Der Rammbock bestimmt die Diskussionskultur.

Bei einem solchen Stil bleibt nicht nur einer auf der Strecke. Bei einem solchen Stil bleibt das ganze Land auf der Strecke. Ein Fortkommen wird unmöglich, zumal dann, wenn man sich selbst jeden Spielraumes beschneidet. Demagogie, Hetze gar, wie wir sie in der vergangenen Woche erlebten, sind keine Grundlagen für eine Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, die allen zugute kommt.

Nicht einmal für die Bienen. Denn, dass die Neonicotinoiden allenfalls eine von mehreren Ursachen für das Bienensterben sind, ist im Sturm der Entrüstung längst untergangen. Wie man den anderen Ursachen Herr werden kann, war nie Thema.

Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 8. Mai 2013

1 Kommentar:

  1. Immerhin wurde eine Ursache des Bienensterbend bekämpft...
    Und ob wir bez. der Wirtschaft auf dem richtigen Weg sind bezweifle ich. Immer mehr Quantität muss immer billiger produziert werden - also ich halte diesen derzeitigen Trend nicht für förderungswürdig...

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