Freitag, 3. Mai 2013
Elefanten im Porzellanladen
Die Vorgänge, Diskussionen, Erklärungen und Streitereien rund um die Almbauern mischen die heimische Landwirtschaft und die Agrarpolitik mächtig auf. Allerorten, und ganz besonders in den Ländern, in denen Landtagswahlen anstehen, versucht man seine ganz eigenen Süppchen zu kochen um bei der p. t. Wählerschaft gut da zu stehen. Dass es Glücksritter aus Parteien wie der SPÖ, den Freiheitlichen, dem BZÖ und neuerdings auch dem Team Stronach tun, mag man ja noch gewohnt sein.
Neu und völlig ungewohnt ist, dass sich auch das politische Personal des Bauernbundes, respektive der ÖVP, in diesen Ländern von Kammerpräsidenten und Landesräten abwärts offen gegen "die in Wien" stellen und gar zu Demonstrationen rufen. Ganz so, als hätten sie überhaupt nichts mit dem Thema zu tun, schieben manche von ihnen jede Verantwortung weit von sich und polemisieren und demonstrieren gegen den Landwirtschaftsminister, die AMA und alle, die sonst noch verdächtig sein könnten. Und das sehr oft wider besseres Wissen und obwohl sie seit Jahren sehr wohl um die Problematik wussten, die sie selbst mit verursachten.
Sei's drum, die meisten Bauern wissen, wie es wirklich gelaufen ist, und die Herrschaften, die sich nun gerieren wie die Elefanten im Porzellanladen, werden sich nicht so leicht aus der Verantwortung stehlen können, wie sie es gerne hätten. Schwerer wiegt, mit welcher Leichtfertigkeit sie die Solidarität der österreichischen Landwirtschaft insgesamt aufs Spiel setzten und Keile in die Bauernschaft trieben. Es gehe in Wahrheit um Westösterreich gegen Ostösterreich, hieß es bald allerorten und schlagzeilenträchtig.
"Reich" gegen "arm" war damit gemeint, sitzt doch in den Köpfen vieler schier unausrottbar das Vorurteil, dass im Osten Österreichs die reichen Bauern und im Westen die Armen sitzen. Die Bauern selbst wissen am besten, dass das nicht stimmt. Reiche gibt es da wie dort und Arme auch. Und auch große und kleine. Leicht haben es die Bauern nirgends. Auch nicht die östlich von Salzburg, wie das so gerne kolportiert wird. Nicht umsonst etwa ist der Strukturwandel in den Ackerbauregionen Ober- und Niederösterreichs so groß wie in keinen anderen Produktionsgebieten. Dem Vernehmen nach ist das Klima vor allem in den Reihen des Bauernbundes nachhaltig vergiftet. Dabei gab es gerade in den vergangenen Jahren weit reichende Bemühungen, die Balance auch in Zukunft zu halten und Ungereimtheiten auszugleichen. Das Modell zur Angleichung der Betriebsprämien ist nur ein Beispiel dafür.
Man darf gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln werden. Es sind neue Fronten und neue Verbindungen entstanden. Dem Vernehmen nach scheint etwa der intern oft angefeindete Landwirtschaftsminister, der trotz aller Anfeindungen in der Alm-Causa einen sehr glaubwürdigen Eindruck machte, an Anerkennung gewonnen zu haben. Man kann Gift drauf nehmen, dass die Bandagen hart ausfallen werden, wenn es rund um die Agrarreform um die Verteilung von Geldern und die Gestaltung von Förderprogrammen geht. Nach all dem, was in den vergangenen Wochen im Westen in Richtung Ostösterreich gesagt wurde, sind wohl einige Rechnungen offen.
Für die Bauernschaft ist der Schaden, der in den vergangenen Wochen angerichtet wurde, unabschätzbar. Ihre Solidarität und ihre Geschlossenheit waren bisher die große und von anderen Gesellschafts-und Wirtschaftsgruppen bewunderte Stärke. Die wurde nun leichtfertig aufs Spiel gesetzt.
Gmeiner meint - Blick in Land, 3. Mai 2013
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