"Das Bier ist aus Deutschland", sagt die Kellnerin
und stellt die Halbe auf den Tisch. Veranstaltungen wie das
"Bauernparlament", zu dem kürzlich der Allgemeine Bauernverband ins
Oberösterreichische lud, geraten gerne zum Spiegelbild. Es nehmen ja auch nicht
alle Bauern immer so ernst, was sie von den Konsumenten fordern und kaufen
gerne ausländische Produkte, "weil sie billiger sind". Also: "Das
Bier ist aus Deutschland" beim Bauernverband.
Bei Veranstaltungen wie diesen, zumal dann wenn Wahlkampf
ist, präsentiert sich die Landwirtschaft gerne bis hin zur völligen
Entblößung.
Zu der neigen vor allem die, die als Bauernvertreter um
Stimmen zu buhlen versuchen. Alle sitzen sie am Podium. Von jeder Partei einer.
Und vom Bauernverband auch einer. Schnell weiß jeder im Saal, wie man bei
jedem, der da vorne schimpft, dran ist. Da passt bei manchem auf einmal nichts
mehr zu dem, was man in einschlägigen Schriften von dessen
"Heldentaten" gelesen hat. Da rutschen die Bilder auseinander. Da
präsentiert sich vielmehr oft eine nackte und zuweilen armselige krakelende
Realität am Podium.
Da ist etwa dem Herrn Keplinger vom Bauernverband nur sehr
schwer in seiner Argumentation zu folgen - wenn denn überhaupt etwas davon
zwischen seinen zusammenhanglosen Schimpftiraden gegen Landwirtschaftskammer
und AMA davon zu erkennen ist.
Tumbes Draufhauen ist seine Devise und die der meisten
anderen am Podium. Lockere Mundwerksburschen allesamt mit zuweilen dürftigem
fachlichem Hintergrund, den sie glauben - man hat ja sonst nichts - mit einem
amüsant anmutenden Anbiederungsritual überspielen zu müssen. "Ich bin ja
doch einer von Euch" soll das signalisieren, wenn man schon nichts zu
sagen hat, was Hand und Fuß hat. "Ich war ein Hiatabua, ich kenn mich
aus", heißt das bei BZÖ-Agrarsprecher Huber. "Heit in da Fria hab i
gmoicha" bei Leo Steinbichler und "Ich bewirtschafte einen
Bauernhof" beim grünen Pirklhuber.
Letztere zwei eint, dass sie es mit der Transparenz nicht so
ganz genau nehmen. Pirklhuber verschwieg wohlweislich, dass er seinen
Lebensunterhalt zu einem guten Teil auch aus den Erträgnissen seiner
Kontrollfirma Bios bestreitet, als er sich vorstellte. Hätte sich in dem
Umfeld, in dem die Diskussion über weite Strecken um den Kontrollwahn in der
Landwirtschaft ging, auch nicht so gut gemacht.
Und das ganze Bild von Steinbichler liefert auch nicht er
selbt, sondern "profil". "Er saß für die ÖVP im Bundesrat,
kandidierte 2008 für die Liste Dinkhauser und trat zuletzt als von der FPÖ
nominierter Agrarexperte auf". Da könnte man hinzufügen, dass er sich
zwischenzeitlich auch als Wirt versuchte und vor wenigen Monaten in
Oberösterreich von Bauer zu Bauer als "Makler" hausieren ging, als es
galt, für die Post ein großes Grundstück für ein neues Verteilzentrum zu
finden. Alles Schnee von gestern. "Diesmal wähl ich Frank"
steht in den Foldern des Team Stronach, für das er diesmal den
Spitzenkandidaten in Oberösterreich gab.
Die alten Haudegen Jakob Auer von den Schwarzen und Robert
Zehetner von den Roten nahmen sich gegen all die mit ihrer Kompetenz als
astreine Wohltaten aus. Wiewohl auch Leuten dieses Kalibers Anbiederungsrituale
nicht fremd sind. Auer ließ sich, leger in kariertem Hemd, in einem VW-Passat
chauffieren. Der sonst übliche Audi blieb in der Garage, die Krawatte im
Kasten.
Man ist geneigt Verständnis dafür aufzubringen - zumal in
einem Umfeld abseits jeder Realität.
Gmeiner-meint, Blick ins Land, 3. Oktober 2013
Sehr geehrter Herr Gmeiner, auch wir von der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_Innenvereinigung sind vom Stil, Fokus und der Kompetenz der Bauernsprecher der meisten Parteien nicht gerade begeistert. Dass Sie aber den "Unabhängigen" als Allgemeinen Bauernverband titulieren, obwohl der schon lange nicht mehr so heißt, kritiklos eine Lanze für den Multifunktionär und Bauernbundobmann Auer brechen und die von dessen Politik in die Ecke getriebenen Bauern und Bäuerinnen als "Umfeld abseits der Realität" bezeichnen, zeugt unserer Meinung nach auch nicht gerade von Fokus, Stil oder Kompetenz. Mit freundlichen Grüßen; Irmi Salzer, ÖBV-Via Campesina Austria
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