Freitag, 22. Mai 2015
Kampfabstimmung bei Biobauern
In der „Bio Austria“ kracht es, die Länder sehen sich zu wenig vertreten.
Hans Gmeiner Salzburg. Bei Bio Austria, dem mit mehr als 12.000 Mitgliedern mit Abstand größten Biobauernverband, kracht es heftig im Gebälk. Die Landesorganisationen sind mit dem Bundesverband unzufrieden. Die Landes-Chefs wollen daher selbst in den Vorstand der Bundesorganisation. Bisher war das in den Statuten ausgeschlossen. Das soll nun anders werden. Bei der Neuwahl des Vorstands und des Obmanns heute, Freitag, treten die Landesorganisationen mit einem eigenen Wahlvorschlag an. Angeführt wird er von Gerti Grabmann, einer ehemaligen Bezirksbäuerin aus Andorf (OÖ). Zu ihrem siebenköpfigen Team gehören auch vier Landes-Chefs von Bio Austria, darunter auch der Salzburger Sebastian Herzog aus Leogang.
„Wir sind zu wenig in die Entscheidungen auf Bundesebene eingebunden“, sagt Herzog. „Das kann und will ich nicht vertreten.“ Viele Entscheidungen fielen ohne Mitsprache der Landesorganisationen. „Wir erfahren oft erst davon, wenn die Rechnungen kommen.“ Er habe in die Bundesorganisation kein Vertrauen mehr. Ins gleiche Horn stößt auch der oberösterreichische Obmann Franz Waldenberger: „In der derzeitigen Struktur geht in der Kommunikation viel verloren, weil die Länder auf Bundesebene zu wenig vertreten sind.“
Sorgen macht man sich auch wegen der Finanzen. Im Vorjahr soll es ein kräftiges Minus gegeben haben. „Ich bin gespannt darauf, was der Kassier den Delegierten präsentieren wird“, sagt etwa Waldenberger.Im Wahlvorschlag der Bundesorganisation steht der Salzburger Bio-Land- und Gastwirt Manfred Siller aus Golling an der Spitze. Er war bisher Obmann-Stellvertreter. Dass der Salzburger Verband ihn nicht unterstützt und Obmann Herzog auf der Gegenseite kandidiert, sieht Siller „sportlich“, gibt aber zu, dass das „kein Wettbewerbsvorteil“ sei. Das Handtuch will er aber nicht vorzeitig werfen. „Es liegt an mir, die Delegierten zu überzeugen.“
Den Ball flach zu halten versucht der scheidende Obmann Rudi Vierbauch. „Beide Vorschläge haben etwas für sich“, sagt er.
Wichtig ist, da sind sich alle einig, dass die Biobauern schnell wieder eine starke Vertretung haben. Denn die Biobauern haben auch andere Sorgen. Die Verhandlungen über eine neue EU-Bioverordnung biegen in die Zielgerade. Durch überbordende Auflagen sieht man in vielen Bereichen die Biolandwirtschaft bedroht. Wichtige Anliegen der Biobauern sind nicht berücksichtigt. Dazu gehört der Wunsch nach einer verpflichtenden jährlichen Kontrolle genauso wie der Umgang mit Grenzwerten bei Verunreinigungen, die etwa die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln von einem benachbarten Grundstück verursacht. Außer Streit stehen inzwischen Regelungen für Bauern mit kleinen Tierbeständen und die Möglichkeit, bei Mangelsituationen zum Teil konventionelles Futter zu verwenden.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 22. Mai 2015
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