In den Tagen vor Weihnachten ließ der Bischof von Linz aufhorchen. Er möchte „dazu ermutigen, zum eigenen Schutz und zum Schutz der anderen eine Impfung anzunehmen“ hieß es in seiner Weihnachtsbotschaft. Der Bischof fiel auf damit. Von Institutionen wie der Kirche in den vergangenen zwei Jahren so etwas kaum zu hören. Schon gar nicht als quasi offizielle Botschaft verpackt. Aber auch politische Parteien und die Sozialpartner hielten sich beim Thema Impfen bemerkenswert zurück.
Dass die Impfkampagne stockt hat auch damit zu tun. Denn da
war kaum etwas zu hören. Kein Aufruf, keine Empfehlung, nichts. Da schob man
Verantwortung weit von sich, wollte sich den Aufwand nicht antun und ging
lieber auf Tauchstation, um niemand gegen sich aufzubringen. Wohl zu heiß das
Eisen.
Das gilt auch für die Landwirtschaftskammern, die
Agrarlandesräte, für den Bauernbund und andere Bauerngruppen, für die
Bäuerinnenorganisationen, für die Verbände und auch für Unternehmungen, die
sich sonst gerne als Partner der Bauern loben. Auch der
Landwirtschaftsministerin wäre durchaus angestanden, zum Impfen einmal etwas zu
sagen. Covid war und ist allenfalls ein Thema, wenn es um das Geld der Bauern,
nicht aber wenn es um‘s Impfen geht.
„Unsere Aufgabe ist es die Interessen der Bauern zu
vertreten und nicht Gesundheitspolitik zu machen“, sagte ein Kammerpräsident
vor Weihnachten in einer Pressegespräch auf eine entsprechende Frage. Dieses
Verhalten mag pragmatisch sein, aber es ist schon zu fragen, ob es auch der
Verantwortung gerecht wird.
Denn wie sonst kaum wo wäre man in der Landwirtschaft
aufgerufen, das Impfen zu thematisieren. Die Bauern zählen zur Berufsgruppe mit
der zweitschlechtesten Impfquote. Nur 67 Prozent der Bäuerinnen und Bauern,
also nur zwei von drei, waren Ende November geimpft. Sehr viel mehr dürften es
inzwischen nicht geworden sein. Man hält sich für widerstandsfähig genug und
anschaffen will man sich sowieso nichts lassen. Vor diesem Hintergrund
verwundert nicht, dass in dem Vernehmen nach Landwirte bei der Impfgegnerpartei
MfG ganz oben als Finanziers mitmischen.
Da war nie ein Bemühen das zu ändern, Verständnis und ein
Klima zu erzeugen, in dem gefördert wird, zur Impfung zu gehen. In
einschlägigen Publikationen sucht man vergeblich etwas zum Thema. Meldungen und
Inserate zur Zeckenschutzimpfung und Abhandlungen zur Impfung von Ferkeln und
von Sojasaatgut sind alles was zu finden ist. Lediglich von der Tiroler Kammer
war etwas zum Thema zu lesen und in den Tagesmedien wurde von Aktivitäten der
Landjugend geschrieben. Aber das wars im Großen und Ganzen.
Könnte das nicht mehr sein? Ist die Verantwortung wirklich
so begrenzt? Wo waren und sind Informationsveranstaltungen, wo Aktionen oder wo
sind Kampagnen mit Testimonials, etwa mit Sportlern, die aus der Landwirtschaft
kommen?
Die vergangenen Monate lehrten viel vom Selbstverständnis
vieler Bauern und von ihrer Hartnäckigkeit. Sie lehrten aber auch viel davon,
wie Kammern, Parteigruppen, Organisationen und Verbände Verantwortung jenseits
des Milchpreises, der Brüsseler Agrarpolitik und des Kuhschweifs verstehen.
Das kann durchaus zur Sorge Anlass geben.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 6. Jänner 2022
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