Wachsende Kritik an geplantem Verkauf der Düngersparte der Borealis.
Hans GmeinerLinz. Als im März die OMV-Tochter Borealis die Düngersparte an den EuroChem-Konzern eines in der Schweiz ansässigen russischen Oligarchen verkaufen wollte, war die Aufregung groß. Nach heftigen Protesten platzte das Geschäft. Nun soll die in Linz ansässige Borealis-Düngersparte an den Agrofert-Konzern des umstrittenen ehemaligen tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš verkauft werden. Als hätte man in der Freude darüber, dass Agrofert mit mehr als 810 Millionen Euro fast doppelt so viel zahlen will wie EuroChem, alles vergessen, gab es bisher nur leise Kritik.
Keine Rede ist mehr von der strategischen Bedeutung der Düngemittelproduktion zur Versorgungssicherheit in der Nahrungsmittelerzeugung und der Unabhängigkeit vom Ausland angesichts der aktuellen Entwicklungen. Von Bemühungen um eine andere, eventuell österreichische Lösung ist nichts bekannt. In der Wirtschafts- und Industriepolitik, aber auch der Agrarpolitik und der bäuerlichen Interessenvertretung schweigt man. Dabei ist die Borealis-Düngersparte Österreichs einzige Erzeugung von internationalem Rang.
Kritik kam einzig vom niederösterreichischen Bauernbund. „Alle reden von Versorgungssicherheit und dann verkauft ein teilstaatliches Unternehmen ohne jedwede Not die strategisch für die Eigenversorgung so wichtige Düngemittelsparte“, wurde Niederösterreichs Chef des ÖVP-Bauernbundes und Agrarlandesrat Stephan Pernkopf am deutlichsten. Während es in Oberösterreichs Politik ruhig blieb, will er den Deal hinterfragen und hat einen deutschen Kartellrechtsexperten damit beauftragt, den EU-Kartellanwalt einzuschalten.
Bei den Bauern wächst indes seit der Bekanntgabe des geplanten Verkaufs der Widerstand gegen die Verkaufspläne. Sie sind nicht nur verärgert darüber, dass eine für die Produktion eines für sie zentralen Betriebsmittels wie Dünger ohne Not in ausländische Hände gelangen soll. Sie fürchten auch um die Versorgungssicherheit und befürchten eine weitere Konzentration auf dem Düngermarkt.
Nicht genug damit. Im Geschäft enthalten ist auch die Produktion von AdBlue, ohne das heute kein Dieselfahrzeug mehr betrieben werden kann. Die Übernahme würde die tschechische Agrofert wegen des hohen Marktanteils faktisch zum Monopolisten in dieser Sparte in Europa machen.
Für Unruhe über die Landwirtschaft hinaus sorgt die Bedeutung der Borealis-Produktion in Linz für andere Unternehmen im Linzer Chemiepark, deren Anlagen in einem komplexen System integriert sind. Sie sind zum Teil mit den Borealis-Anlagen verbunden und auf deren Zulieferungen und damit den dauerhaften Betrieb angewiesen.
Die auf dem ehemaligen Gelände der Chemie Linz ansässige Düngemittelsparte beschäftigt insgesamt 2000 Mitarbeiter und erzeugt in Linz und in Werken in Belgien, Bulgarien, Frankreich und in den Niederlanden mehr als vier Millionen Tonnen Düngemittel und technische Stickstoffprodukte, darunter auch der Treibstoffzusatz AdBlue.
Borealis will seine Düngersparte schon seit Jahren abstoßen. Sie passt nicht mehr in die Strategie des Unternehmens. Der Vollzug des Geschäfts mit Agrofert wird nach Vorliegen noch nötiger Genehmigungen für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet.
Keine Rede ist mehr von der strategischen Bedeutung der Düngemittelproduktion zur Versorgungssicherheit in der Nahrungsmittelerzeugung und der Unabhängigkeit vom Ausland angesichts der aktuellen Entwicklungen. Von Bemühungen um eine andere, eventuell österreichische Lösung ist nichts bekannt. In der Wirtschafts- und Industriepolitik, aber auch der Agrarpolitik und der bäuerlichen Interessenvertretung schweigt man. Dabei ist die Borealis-Düngersparte Österreichs einzige Erzeugung von internationalem Rang.
Kritik kam einzig vom niederösterreichischen Bauernbund. „Alle reden von Versorgungssicherheit und dann verkauft ein teilstaatliches Unternehmen ohne jedwede Not die strategisch für die Eigenversorgung so wichtige Düngemittelsparte“, wurde Niederösterreichs Chef des ÖVP-Bauernbundes und Agrarlandesrat Stephan Pernkopf am deutlichsten. Während es in Oberösterreichs Politik ruhig blieb, will er den Deal hinterfragen und hat einen deutschen Kartellrechtsexperten damit beauftragt, den EU-Kartellanwalt einzuschalten.
Bei den Bauern wächst indes seit der Bekanntgabe des geplanten Verkaufs der Widerstand gegen die Verkaufspläne. Sie sind nicht nur verärgert darüber, dass eine für die Produktion eines für sie zentralen Betriebsmittels wie Dünger ohne Not in ausländische Hände gelangen soll. Sie fürchten auch um die Versorgungssicherheit und befürchten eine weitere Konzentration auf dem Düngermarkt.
Nicht genug damit. Im Geschäft enthalten ist auch die Produktion von AdBlue, ohne das heute kein Dieselfahrzeug mehr betrieben werden kann. Die Übernahme würde die tschechische Agrofert wegen des hohen Marktanteils faktisch zum Monopolisten in dieser Sparte in Europa machen.
Für Unruhe über die Landwirtschaft hinaus sorgt die Bedeutung der Borealis-Produktion in Linz für andere Unternehmen im Linzer Chemiepark, deren Anlagen in einem komplexen System integriert sind. Sie sind zum Teil mit den Borealis-Anlagen verbunden und auf deren Zulieferungen und damit den dauerhaften Betrieb angewiesen.
Die auf dem ehemaligen Gelände der Chemie Linz ansässige Düngemittelsparte beschäftigt insgesamt 2000 Mitarbeiter und erzeugt in Linz und in Werken in Belgien, Bulgarien, Frankreich und in den Niederlanden mehr als vier Millionen Tonnen Düngemittel und technische Stickstoffprodukte, darunter auch der Treibstoffzusatz AdBlue.
Borealis will seine Düngersparte schon seit Jahren abstoßen. Sie passt nicht mehr in die Strategie des Unternehmens. Der Vollzug des Geschäfts mit Agrofert wird nach Vorliegen noch nötiger Genehmigungen für die zweite Hälfte des Jahres 2022 erwartet.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 5. Juli 2022
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