Die Agrarpolitik macht schwierige Zeiten durch. Beim Green Deal geht nichts weiter, bei der Ukraine-Krise auf dem Getreidemarkt ist es schwierig Lösungen zu finden. Beim Glyphosat muss man dagegen stimmen, obwohl man dafür ist. Nicht einmal über den Einkommenszuwachs im Vorjahr mag man sich freuen, weil man sich über so etwas nicht freuen darf. Vor allem aber: Die Bauern sind unglücklich. Die Preise rutschen allerorten wieder nach unten, die Betriebsmittelpreise bleiben meistens hoch. Irgendwie war alles nichts und ist es jetzt auch wieder. Trübsal. Und niemand mag einen und alle haben immer irgendwas zu kritisieren.
Da trifft es sich gut, wenn der EU fünf Millionen Euro für
Österreich übriggeblieben sind. Aus der GAP-Agrarreserve. Da freut sich der
Minister. Wir haben was zu verteilen. Das soll auch die Bauern freuen. Passt
gut jetzt, wo wieder alles so schief ist, und die Unzufriedenheit wächst. Fünf
Millionen sind ja nicht nichts. Das geben wir den Getreidebauern, den Almbauern
und den Putenmästern. Dann wird man uns, wenn schon nicht gleich mögen, so doch
vielleicht nicht mehr ganz so böse sein, wie man da manchmal tut. „5 Mio.-Euro
Hilfspaket für Acker-, Puten- und Almbetriebe“ klingt doch gut. Vier
Millionen für den Ackerbau, 1,23 Millionen für die Putenhalter und 0,3
Millionen für die Almwirtschaft.
„Aufgrund der wirtschaftlichen Situation werden die Mittel
so aufgeteilt“ heißt es. Je Hektar wird den Ackerbauern, wegen „der zuletzt
schwierigen EU-Marktbedingungen von stark fallenden Preisen bei weiterhin hohen
Inputkosten“, ein Zuschuss von „ca. drei“ Euro je Hektar „gewährt“
(Originalzitat). Für Almbetriebe, wo durch den „Klimawandel und die damit
einhergehenden Extremwettereignisse die wirtschaftliche Tragfähigkeit von
Betrieben in ohnehin benachteiligten Gebieten“ geschwächt wird, gibt es genau
einen – ganz ohne ca. – Euro pro Hektar. Und für die Putenhalter, die unter
einer wirtschaftlich schwierigen Situation, Absatzschwierigkeiten und zuweilen
hohen Investitionskosten, leiden, gibt es 4,3 Euro je Quadratmeter Stallfläche.
Drei Euro pro Hektar für die Ackerbaubetriebe, einen Euro je
Hektar für die Almbauern und 4,5 Euro pro Quadratmeter Stallfläche – viel ist
das, höflich ausgedrückt, nicht. Ist man da undankbar, wenn man nicht in Jubel
ausbricht? Wenn man sich vielleicht sogar gepflanzt fühlt? Was soll das sein?
Ein Trostpflaster? Muss man dennoch artig danke sagen und großzügig über das
hinwegsehen, was da alles nicht so läuft wie es laufen sollte und vielleicht
gar könnte? Eine Beruhigungspille? Ist man ungerecht, wenn man denkt, das ist
jetzt wohl das allerletzte Aufgebot der Agrarpolitik? Hätte man vielleicht nichts
doch irgendetwas Sinnvolles machen können mit dem Geld? Ein Projekt fördern? So
etwas wie einen Zukunftsfonds speisen? Einen Schwerpunkt setzen? Irgend so
etwas in diese Richtung. Nein, stattdessen greift man zur Gießkanne und setzt
sich der Gefahr der Lächerlichkeit aus.
Sie mögen es nicht gerne hören – aber sie machen es einem
nicht einfach, wenn es darum geht, noch ernst genommen zu werden.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 5. Oktober 2023
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