3,1 Milliarden Euro sind im Budget 2024 für die Landwirtschaft vorgesehen, um knapp 130 Millionen Euro mehr als heuer. Das erreicht zu haben verdient Anerkennung, zumal in Zeiten, in denen viele so gerne herumnörgeln an dem, was Totschnig, Strasser, Moosbrugger und Co machen.
Mit der Aufstockung des Agrarbudgets sicherte man
zum einen schon jetzt Gelder für die Landwirtschaft, die es in Zukunft nach den
nächsten Wahlen im kommenden Jahr möglicherweise nicht mehr in dieser Form
geben würde. Zum anderen ermöglicht das zusätzliche Geld für die Bauern mit Unterstützung der Länder so
etwas wie eine Anpassung der Ausgleichzahlungen an die Inflation. Was Totschnig und Strasser wohl um sich keine Feinde zu machen "Impulsprogramm" und "Wertanpassung" nennen, nennt Moosbrugger geradeheraus was es ist - eine "Inflationsanpassung bei agrarischen Ausgleichszahlungen", aber wenn
der Bauernbundpräsident höchstselbst von „einer dringend benötigten Inflationsanpassung“
Man sollte freilich
auch jetzt nicht die überhören, die von „Staatswirtschaft statt Landwirtschaft“
reden und die die Ausgleichszahlungen, zumal dann, wenn sie jetzt auch noch
inflationsgesichert werden sollen, in einem Anflug von Sarkasmus mit dem „Pflegegeld“
vergleichen. Und man sollte auch die in der Landwirtschaft nicht überhören, die
sich mehr auf sich selbst verlassen und nicht auf öffentliche Zuwendungen und
die sich jetzt, wie es einer formulierte, „als Geschnapste“ fühlen könnten.
Denn wer sich als Landwirt wirklich als Unternehmer begreift und wer nicht
ständig über zu niedrige Preise, zu hohe Kosten und zu geringe Förderungen
klagt, sondern wie alle anderen in der Wirtschaft auch damit zurechtzukommen
versucht, hat von der Agrarpolitik nicht wirklich viel zu erwarten.
Was da in den Budgetverhandlungen gelungen ist
entspricht zweifellos der weit verbreiteten Versorgungsmentalität vieler
Bauern. Man sollte aber nicht vergessen, dass damit auch der Blick darauf
verstellt wird, dass Agrarpolitik mehr ist als nur Geld zu verteilen um Preise
auszugleichen und Kostendruck zu lindern.
Im täglichen Ringen mit Gesellschaft, Handel, NGO
und all den anderen, die der Landwirtschaft am Zeug flicken, sind Visionen,
Perspektiven und Ziele aus dem Fokus geraten. Gar nicht zu reden vom
Selbstverständnis Unternehmer sein zu wollen. Man ist nur mehr am Verteidigen
und Mauern scheint es zuweilen, wo Mut auch zu neuen Wegen gefragt wäre, um aus
der Defensive zu kommen.
Neues gibt es in der heimischen Agrarpolitik schon
lange nicht mehr. Und Mut dazu auch nicht. Der ökosoziale Weg, inzwischen mehr als
40 Jahre alt, war die letzte wirklich große Neuerung. Dieser Weg, mit dem es
das kleine Österreich schaffte, sich auf den Märkten zu positionieren, ist zwar
immer noch gut, aber längst ausgelatscht. Längst geht man ihn auch in vielen
andere Ländern.
Dieser Tage sorgte eine Analyse des Wifo für
Aufsehen. Demnach bekommen 80 Prozent der Bevölkerung unterm Strich mehr an
staatlichen Leistungen heraus, als sie selbst ins System einzahlen. Die meisten
Bauern gehören wohl dazu. Das sollte aufrütteln – die Agrarpolitik. Und auch
die Bauern.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. November 2023
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