In einer Bezirksstadt im Oberösterreichischen, mitten in einer Region, in die die Bauern vorwiegend von der Tierhaltung leben, macht demnächst der Metzger zu. Der letzte Metzger. Den Braten fürs Wochenende, die Würstel für die Kinder, die Leberkässemmel für zwischendurch und Vieles, Vieles andere gibt es demnächst in der kleinen Stadt nur mehr in den Supermärkten der großen Handelsketten. Mit Fleisch, mit Wurst, mit Leberkäse von irgendwo, mit ungleich schmälerem Angebot, herbeigebracht mit Lkw von weit her.
Wenn so ein
Fleischhauer sein Geschäft für immer schließt, geht nicht nur ein Partner für
die örtliche Landwirtschaft verloren. Da geht ein Nahversorger verloren, auf
den man immer zählen konnte. Einer, bei dem man wusste, was man in die Taschen
packte. Einer auf den man sich verlassen konnte, einer der bei Vereinsfesten
auch noch am Samstag in der Nacht Bratwürstel lieferte, wenn‘s knapp wurde.
Einer, der seine Wurzeln in der Region und der auch deren Geschmack geprägt
hat. Der von und für die Region lebte, Arbeitsplätze schuf und Produkte, die
dort erzeugt wurden zu wertvollen Nahrungsmitteln weiterverarbeitete und damit
das schuf, was man regionale Wertschöpfung nennt. Kurzum mit so einem Metzger
verschwindet ein Teil einer Kultur, die von regionalen Kreisläufen geprägt war.
Es ist wohl der
Zug der Zeit, der der auch diesen Metzger überfahren hat. Die Gründe kann man
vermuten - der wirtschaftliche Druck, die Bequemlichkeit der Kunden und ihr
geändertes Kaufverhalten, ein Generationsproblem vielleicht. Vom Trend,
regionale Produkte zu kaufen konnte er nicht mehr profitieren. Nicht so
jedenfalls, dass die Jungen weitermachen wollten und eine Zukunft sahen.
Das Loch ist
groß, das der Metzger hinterlässt. Solche Löcher werden immer größer.Handwerker
fehlen allerorten. Der Installateur, den man schnell anrufen konnte, Tischler,
Baufirmen, Bodenleger, Glaserer, Schneider und viele, viele andere. Und da ist
noch gar nicht die Rede von den Arbeitsplätzen, die damit verloren gehen, von
den Abgaben für die Gemeinde und von den Aufträgen, die anderen Unternehmen in
der Region plötzlich fehlen.
Nicht erst die
Pandemie zeigte die Bedeutung regionaler Wirtschaft und regionaler
Wirtschaftskreisläufe auf, als augenscheinlich wurde, wie gut es ist, Angebot
und Möglichkeiten direkt vor Ort zu haben und nicht irgendwo. Oder gar nur
irgendwo im Internet.
Dabei geht es
nicht nur um das Angebot. Regionale Wertschöpfung und regionale
Wirtschaftskreisläufe und regionale Vielfalt können auch sehr viel dazu
beitragen die Auswirkungen von Krisen zu dämpfen. Das bestätigt auch eine
Studie von Eco Austria, die im Auftrag des Österreichischen Raiffeisenverbandes
durchgeführt wurde. Die Wirtschaft von Regionen, die auf mehreren Standbeinen
fußt, sei im Durchschnitt von negativen Entwicklungen weniger stark betroffen
als in Regionen, die vorwiegend in einem Wirtschaftszweig stark spezialisiert
sind, heißt es da. Regionale Wirtschaftskreisläufe seien weniger anfällig für
globale Krisen und könnten schneller auf lokale Bedürfnisse und
Herausforderungen reagieren. Im Klartext: Regionales Wirtschaften trägt zur
Erhöhung der ökonomischen Widerstandsfähigkeit nicht nur der Region, sondern im
ganzen Land bei.
An Bemühungen das
auch umzusetzen, fehlt es nicht. Die Politik arbeitet seit Jahren daran. Und
auch die Wirtschaft. Raiffeisen kann man dabei mit seiner Genossenschaftsidee
und mit seiner Struktur als so etwas wie einen Archetypen sehen. Auch wenn
viele Kritiker sich nicht genug darüber erregen können, dass Raiffeisen, wie
sie gerne sagen, „überall die Finger drinnen hat“, ist nicht auszudenken, wenn
es die Banken, die Lagerhäuser, die Milchverarbeiter und die vielen anderen
Unternehmungen nicht gäbe im Land und vor allem auf dem Land. Auch wenn das
zuweilen sehr schwierig ist und Anpassungen verlangt, die auch schmerzen
können. Man denke nur an die mitunter heftigen Diskussionen, wenn es um die
Schließung von Bankfilialen oder um Bankomat-Standorte geht.
Der „ökonomische
Fußabdruck“ alleine von Raiffeisen aber spricht für sich und gibt eine Idee
davon um wieviel es geht. 93.000 Arbeitsplätze sichert die Gruppe
österreichweit, mehr als 13 Milliarden Euro beträgt der gesamtwirtschaftliche
Beitrag und 3,7 Milliarden Euro führen die Raiffeisen-Unternehmungen zusammen
an Steuern und Abgaben ab.
Meine Meinung - Raiffeisenzeitung, 27. Juni 2024
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