Mittwoch, 11. April 2012
Schlierbach: Bio soll Klosterkäserei retten
Mit der Umstellung des Traditionsunternehmens wollen die oberösterreichischen Patres aus den roten Zahlen kommen.
HANS GMEINER Schlierbach (SN). Die kleinen Käselaibchen sind seit Jahrzehnten Tradition in Österreichs Kühlschränken und unverwechselbar: Auf dem Etikett der Mönch, drinnen ein feiner Rotschimmelkäse. Für Liebhaber ist der Schlierbacher Schloßkäse eines der originellsten und besten Produkte, das heimische Molkereien je hervorgebracht haben. Dennoch schien es vor gar nicht allzu langer Zeit, als gehe es mit dem Schlierbacher Käse und der Käseproduktion im Kloster am Eingang des Kremstals in Oberösterreich zu Ende. Die Kosten stiegen, der Preisdruck machte Probleme, mit der Qualität haperte es da und dort, in den Bilanzen standen Jahr für Jahr rote Zahlen.
Das passte so gar nicht zur „Regula Benedicti“, der man sich im Zisterzienserkloster verschrieben hat und die man auch als Modell für die Wirtschaft verstand – Sorge zu tragen für das Umfeld und die Menschen im Einzugsbereich des Klosters. „Uns waren Nachhaltigkeit und der sorgsame Umgang mit der Schöpfung immer ein Anliegen“, sagt Chefökonom Pater Alfred Strigl. Ein Stiftsbetrieb dürfe „nicht nur aufs Cashen schauen“, da müsse auch noch der Mensch seinen Stellenwert haben. So habe man immer besonders großen Wert drauf gelegt, behinderte Menschen zu beschäftigen. „Damit steht Schlierbach durchaus nicht im Einklang mit manch anderen Stiftsbetrieben“, merkt Strigl kritisch an.
Im heutigen wirtschaftlichen Umfeld mit Trend zu großen Einheiten und Billigpreisen hat man es mit solchen Grundsätzen nicht leicht. Pater Alfred weiß das. Eigentlich wollte der heute 71-jährige, der die Region rund um Schlierbach mit seinen Initiativen vor allem in der Landwirtschaft mitprägte, längst in Pension sein. Die wirtschaftlichen Probleme „seiner“ Käserei – mit einem Jahresumsatz von 8,5 Mill. Euro und 38 Mitarbeitern in der Branche ein Zwerg – hielten ihn davon jedoch ab. Nun glaubt er, doch bald gehen zu können. Die Maßnahmen zur Rettung der traditionsreichen Käserei scheinen zu greifen.
Seit dem Vorjahr trägt ein neuer Betriebsleiter die Verantwortung, seit Beginn dieses Jahres hat man auf 100 Prozent bio umgestellt. „Das passt gut zum Kloster, weil sich hinter dem Thema Ökolandwirtschaft viele ethische Fragen verbergen – vom Umgang mit der Schöpfung, den Menschen, der Erde bis hin zu den Tieren“, sagt Pater Martin Spernbauer, Administrator in Schlierbach.
Fritz Mitterhumer, der mit seiner Concept Fresh für den Vertrieb der Schlierbacher Käse zuständig ist, will genau damit auf dem Markt punkten. „Bio, Bauern und ein Stift sorgen bei den Produkten für ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit“, sagt er. „Damit hat man einen besseren Zugang zum Kunden.“
Bisher funktioniert das neue Konzept. Mehr als 1000 Tonnen Käse aus Kuh-, Schaf- und Ziegenmilch in 19 Variationen will man heuer erzeugen. Zehn Mill. Euro Umsatz und schwarze Zahlen sind das Ziel. Pater Alfred ist zufrieden. Das Tief sei überwunden, sagte er, „es geht aufwärts“.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 11. April 2012
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