Ein neuer Landwirtschaftsminister kam übers Land. Der Schwur
auf das heilige Herz Jesu Christi, die forsche Ankündigung einzig vor dem
Herrgott Angst zu haben, die nicht enden wollende Betonung des Tirolerischen
und seiner Werte und die Interpretation des Wortes Schützenhilfe für die Bauern
in dessen ureigenster Bedeutung - als Hilfe unter Beiziehung der Schützen.
Um Andrä Rupprechter, den neuen Landwirtschaftsminister gab
es in den vergangenen Wochen kein Herumkommen. Ein Mann in allen Gassen und
Schlagzeilen, ein Mann, der Staunen machte und verstörte, mitunter ein Mann zum
Fremdschämen. Ein Minister wie auf Droge, einer zwischen Weihrauch und Speed.
Zuweilen wie fremdgesteuert und abgehoben und von einem Selbstbewusstsein, das
im vermeintlichen Streben nach Sympathie keine Plattheit ausließ und sei sie
auch noch so peinlich - vom ungefragten Bekenntnis Rosenkranz zu beten und
gerne in Kirchen Einkehr zu halten, bis zu einem koketten "Ich bin ein
Grüner der ersten Stunde und war Aubesetzer". Selbst die Mutter zu
verkaufen, hatte er keine Scheu: "Sie beichtete, weil sie Kreisky
wählte", ließ er die Gazetten wissen.
Das Staunen wurde langsam zu Entsetzen. "Wahnsinn, ich
habe die Nase derartig voll von Politikern wie Rupprechter. Hauptmerkmale nach
Eigendefinition: katholisch, Tiroler", twitterte einer von denen, denen
das schon nach ein paar Tagen zuviel wurde.
"Der Kdolsky der neuen Regierung", ätzten
Kommentatoren. "Der Herz-Jesu-Schrittmacher", hieß es. Ratlosigkeit
machte sich breit. "Warum macht der Mann das?", begann man selbst in
Kreisen zu rätseln, die Rupprechter lange kennen. Dort hatte man anderes
von ihm erwartet. "Schwur hin oder her - Rupprechter ist als echter
Fachmann mit langer EU-Erfahrung die beste Neuerung dieser Regierung",
wurde da ebenfalls auf Twitter formuliert.
Das freilich muss Rupprechter erst beweisen. Die Aussagen
zur Agrarpolitik und zum Regierungsprogramm waren bisher mager. Der
Protestbrief an die ungarische Regierung wegen der drohenden Enteignung
österreichischer Grundbesitzer, seine erste Amtshandlung im eigentlichen Sinn,
steht eher im Geruch eine Gefälligkeit für eine kleine Lobby zu sein. Und dass
die flugs einberufene Almen-Task-Force mehr ist als ein neuer Namen für die
Soko-Alm, muss sich auch erst zeigen.
Dass Rupprechter mehr und neues kann, zeigte allenfalls sein
Plan, künftig den jeweiligen Vorsitzenden der Agrarlandesräte nach Brüssel
mitzunehmen. Nicht umsonst machte er wohl in Brüssel eine staunenswerte
Karriere. Er hat zweifelsfrei das Zeug zu einem guten Landwirtschaftsminister
und ist für die neue Aufgabe bestens prädestiniert. Daher haben Österreichs
Bauern ein Recht darauf, von seinem Können, seinem Wissen und seinen
Beziehungen zu profitieren. Seine Gott- und Tirolgefälligkeit hingegen wird
ihnen wenig weiterhelfen. Vor allem dann nicht, wenn sie, wie in den
vergangenen Wochen, als nichts, denn als eitle Selbstgefälligkeit daherkommt.
Die haben dann nämlich nicht nur jene Leute im heimischen
Agrar-Apparat zu fürchten, mit denen Rupprechter noch alte Rechnungen offen
hat. Sie waren seinerzeit erleichtert, als der nicht überall beliebte
Sektionschef das ihm zu eng gewordene Österreich in Richtung Brüssel verließ
und sind nun alles andere als froh, dass er als mächtiger
Landwirtschaftminister wiederkehrt. Zu fürchten hätten diese Selbstgefälligkeit
wohl auch die Bauern und mit ihnen die österreichische Landwirtschaft, könnte
sie doch im Handumdrehen die politische Durchsetzungskraft des Ministers
torpedieren.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 2. Jänner 2014
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