Der Streit um die Bienen im Vorjahr war bisheriger Kulminationspunkt der Auseinandersetzungen, die die Landwirtschaft immer öfter mit der Gesellschaft zuführen hat.
Es war nicht zum ersten Mal, und
es war nicht wirklich überraschend.
Die NGO, der Handel, die Medien,
aber auch Interessenvertretungen, wie die AK übernahmen in den vergangenen
Jahren das Ruder, erzeugen Stimmungen und prägen stark das Bild von der
Landwirtschaft. Sie bestimmen inzwischen über weite Strecken, was die
Landwirtschaft zu machen hat und was nicht, und was gut ist und was nicht. Ihr
Bewusstsein nährt sich nicht aus Verantwortung für die Bauern oder die
konventionelle Landwirtschaft, sondern aus anderen Quellen. Wirtschaftliche
Interessen, politische Interessen, Umweltinteressen, Träumereien auch.
Im Verein mit Handel, Medien und
politischer Organisationen ist es gelungen, das Vertrauen und die Sympathie der
Bevölkerung zu gewinnen.
Die Landwirtschaft nahm diese
Entwicklung viel zu lange zu wenig ernst und hatte viel zu oft keine Antworten
auf Fragen die immer drängender gestellt wurden. Dabei hat man Glaubwürdigkeit
eingebüßt und den Kontakt zu wichtigen Teilen dessen, was die öffentliche
Meinung bestimmt, verloren.
Im Stich gelassen wurde die
Landwirtschaft aber auch von den Wirtschaftszweigen, die von ihr leben. Jede
Öffentlichkeitsarbeit und argumentative Unterstützung der Landwirtschaft wurde
nachgerade verweigert. Namentlich die Pflanzenschutzmittel- aber auch die
Düngemittelerzeuger, also die Chemieindustrie, und auch die Saatgutwirtschaft
ließen in den vergangenen Jahren die Landwirtschaft im Regen stehen und
erwiesen sich als alles andere als der Partner, der zu sein sie sich sonst so
gerne loben.
Dabei hat sich die Situation in
den vergangenen Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändert. Als gesünderes
Essen gilt, zumindest in unseren Breiten, längst nicht mehr chemie-behandeltes
Essen, bei dem alle Unsicherheiten ausgeschaltet sind. Als gesünderes Essen
gilt das ohne Chemie erzeugte.
Es ist nie gelungen - und man hat
es auch viel zu wenig versucht und längst aufgeben - die Vorteile eines
chemischen Schutzes etwa im Hinblick auch die Ernährungssicherheit aber auch
die Versorgungssicherheit bewusst zu machen.
Zum Vertrauensverlust trug wohl
auch bei, dass es in der landwirtschaftlichen Produktion erwiesenermaßen
Strategien gibt, die ohne Chemie auskommen und trotzdem sehr viel zu leisten
vermögen, die preislich in vielen Bereich konkurrenzfähig sind, aber den
Vorteil bieten, ohne Chemie erzeugt worden zu sein.
Da hat sich sehr viel getan, das
wird von den Menschen geschätzt.
Darauf muss die Landwirtschaft -
von der Politik, über die Bauern bis hin zur Industrie - reagieren.
Landwirtschaft muss sich um eine
neue Argumentation bemühen, zumal die konventionelle Landwirtschaft. Da
geschieht seit Jahrzehnten nichts. Die Argumente sind dünn, und sie müssen
vertieft werden. Es braucht einen Argumentationskatalog, es braucht
Selbstbewusstsein und es braucht Fakten aber auch Geschichten.
Für die Landwirtschaft, respektive
für die konventionelle Landwirtschaft geht es darum, das Vertrauen der
Konsumenten und damit der Gesellschaft zurückzugewinnen. Man muss die richtige
Sprache finden. Und man muss das Herz und den Bauch der Konsumenten, der
Gesellschaft treffen. Davon hängt die Zukunft ab, davon hängt vor allem der
Spielraum ab, den man in Zukunft hat und den man für den Erhalt der
Konkurrenzfähigkeit braucht.
Das alles gelingt derzeit den NGO,
dem Handel und den anderen Organisationen wesentlich besser.
Von der PSM-Industrie ist
einzufordern, dass sie das, was die gerne als Partnerschaft mit der
Landwirtschaft beweihräuchert, auch tatsächlich lebt, dass sie sich ordentliche
Argumente zurecht legt, dass sie vom hohen Ross heruntersteigt und glaubhafte
Fakten liefern.
Die Bauern haben ein Recht da rauf
- für wie hartnäckig, unfair und ahnungslos man die Gegenseite auch halten mag.
Und natürlich sind auch an Gesellschaft,
Medien, NGO und Handel Forderungen zu stellen. Es ist eine Grenze erreicht, ab
der auch jene, die diese Klima maßgeblich beeinflussen, zur Verantwortung zu
ziehen sind, und wo Sachlichkeit einzufordern ist.
Die Zeit dafür ist kurz, der Druck
ist groß. Und die Anforderungen auch. Denn die nächste Probe steht offenbar
unmittelbar vor der Tür - die Diskussion um Glyphosate.
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