Freitag, 19. Februar 2021

Vom Nutzen von Rekorden

Hans Gmeiner

Die immer neuen Rekorde bei Bioprodukten sind eine tolle Sache. Für den Handel sowieso, nicht umsonst haben sich inzwischen alle auf diesen Markt gestürzt und stellen ihr Herz für die Landwirtschaft und die Umwelt in die Auslage, um damit gute Stimmung und gute Geschäfte zu machen. Es ist aber wohl auch ein probates Mittel, um davon abzulenken, dass in den vergangenen Jahren der Markt mit Billigprodukten im Preiseinstiegssegment oft noch stärker gewachsen ist.

Für die Biobauern sind die Rekorde auch toll, aber bei Weitem nicht so wie für den Handel. Von den Erlösen allein, also ohne Fördergelder aus Brüssel und Wien, können selbst sie meist nicht leben, die doch als Zukunft der Landwirtschaft gelten. Trotz der höheren Preise, die sie in der Regel für ihre Produkte bekommen, und trotz der höheren Preise, die die Konsumenten zahlen. Das sollte allen Grund zum Nachdenken geben. Erst recht, wenn es Bio nun sogar schon beim Diskonter gibt.

Die Vertreter der Biobauern sehen diese Entwicklung gelassen. Dabei ähnelt die Entwicklung in der Biolandwirtschaft heute in vielem jener, die die konventionelle Landwirtschaft genommen hat – Überschüsse, Preisdruck und der Trend zu größeren Strukturen inklusive.

Da nimmt nicht Wunder, dass sich manche Bauern ernsthafte Sorgen machen. Sehen sie doch die Gefahr, dass sich das, was sie als erfolgversprechenden Weg in die Zukunft sahen, als sehr holpriger Pfad erweist.

Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 19. Februar 2021

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