Als Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger vor knapp zwei Wochen wieder einmal wortreich zum Rundumschlag gegen die Handelsketten ausholte und Spar, Billa und Co. medienwirksam „erpresserische Zustände“ vorwarf, stand sie mit einem Mal selbst am Pranger. „Warum ist in Österreich die im Vorjahr von der EU verabschiedete Verordnung gegen unlautere Handelspraktiken in Österreich noch nicht in Kraft“ musste sie sich fragen lassen. Antworten darauf fielen eher mau aus. Die Richtlinie sei vom dafür zuständigen Wirtschaftsministerium vorgelegt worden und werde noch heuer beschlossen, hieß es zunächst. Dann wurde dieser Tage gar eilends eine Pressekonferenz einberufen. Der Entwurf gehe in Begutachtung, zudem komme eine Ombudsstelle. Ein „Meilenstein“ hieß es auch diesmal wieder. Wie schon so oft. Auch wenn offen ist, was die Bauern wirklich davon haben werden.
Zu den vollmundigen
Ankündigungen und Erklärungen, die seit Jahren den Eindruck erwecken, als sei
alles bereits umgesetzt, passt das freilich dennoch nicht. Schon vor vier
Jahren ging die Verordnung gegen unlautere Handelspraktiken als Erfolgsstory
durch die Medien. Dann wurde sie als großer Erfolg der österreichischen
EU-Ratspräsidentschaft vor drei Jahren gefeiert und als sie im April 2019
verabschiedet wurde, waren von Köstinger Sätze wie „Diese Richtlinie spricht
ein klare Sprache. Wir werden uns unmittelbar an die Umsetzung machen“ zu hören
und Vorreiter wolle man sein.
„Naja“, ist man
geneigt zu sagen und über das „unmittelbar“ zu schmunzeln und über den
„Vorreiter“, wenn man sich nicht gar ärgert. Und angemerkt sei: Termine, wann
das alles in Kraft treten soll, wurden auch bei der jüngsten Pressekonferenz
nicht genannt.
Köstinger, respektive
die heimische Agrarpolitik, hat einige solcher Baustellen, auf denen es, wie
Gutwillige sagen würden, nur langsame Fortschritte gibt, bei denen aber nicht
ganz so Gutwillige schnell zum Urteil kommen, dass nichts weitergeht. Die
Herkunftskennzeichnung insbesondere in der Gastronomie und der Eiertanz den Köstinger
und Konsorten um dieses Thema aufführen müssen, um nicht mit ihren
Parteifreunden in der Wirtschaftskammer übers Kreuz zu kommen, ist so etwas.
Oder auch die Versorgung von Gemeinschaftsküchen in öffentlichen Einrichtungen
mit regionalen Produkten ist so ein Thema, das sich wie ein Strudelteig durch
die Jahre zieht, ohne dass jemals das erfüllt wurde, wovon seit Jahren die Rede
ist. Immer wieder reibt man sich die Augen, wenn man erkennt, dass eigentlich
immer noch nicht geschehen ist, von dem man glaubte, dass es längst umgesetzt
ist.
Aber es ist Kultur
geworden in der Agrarpolitik schon erste Ideen als fertigen Erfolg zu
verkaufen. Drei, vier, fünfmal kommt das gleiche Thema über Monate, mitunter
über Jahre, aufs Tapet. Immer wieder neu aufgemascherlt, ohne dass es in der
Sache wirkliche Fortschritte gegeben hätte.
Oft scheint der
Applaus sehr viel wichtiger als das Ergebnis. Viel zu oft. Politik ist fraglos
ein mühsames Geschäft. Aber die Bauern haben dennoch mehr als ein Recht auf
ständige PR-Luftblasen und „Meilenstein-Ankündigungen“. Sonst könnten sie sich
schnell fragen, warum die Partei, die sie gewählt haben, in der Regierung
sitzt. Und das nicht als Beiwagerl.
Gmeiner meint - Blick ins Land, 1. Oktober 2021
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