Dürreschäden kosteten die Bauern in zehn Jahren eine Milliarde Euro.
Hans GmeinerSalzburg. Die vergangenen Wintermonate waren ungewöhnlich trocken und warm. Von Dezember bis März hatte es in ganz Österreich vergleichsweise wenig geschneit und geregnet. Im Vergleich zum langjährigen Schnitt beträgt das Niederschlagsdefizit laut Geosphere Austria rund 13 Prozent. „In manchen Gebieten haben wir von Jahresbeginn bis heute im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt ein Niederschlagsdefizit von mehr als 50 Prozent“, sagt Kurt Weinberger, Chef der Österreichischen Hagelversicherung. Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, prägte das Wort von den „leeren Akkus“, mit denen die Landwirtschaft heuer in die neue Saison starten müsse.
Auch wenn es noch zu früh ist, schon jetzt von Schäden zu reden, ist die Anspannung in der Landwirtschaft groß. Was nicht verwundert. Von den zehn heißesten Sommern in der Messgeschichte entfielen nicht weniger als sieben auf die Jahre seit 2012. Vervielfacht hat sich in den vergangenen Jahren auch die Zahl der „Hitzetage“ mit Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius. Gab es in den 1980er- und 1990er-Jahren im Osten Österreichs nur zehn solcher „Hitzetage“, so sind es mittlerweile rund 30.
Längst ist damit der Klimawandel nicht nur zu einer großen Herausforderung für die landwirtschaftliche Produktion geworden, sondern auch zu einer immer größeren finanziellen Gefahr. Allein in den vergangenen zehn Jahren seit 2013 betrugen die Schäden in der Landwirtschaft durch Hagel, Frost, Sturm, Überschwemmung und Dürre knapp zwei Milliarden Euro.
Die Hälfte davon entfiel allein auf Dürreschäden. Gab es zu Beginn der Beobachtungsdekade noch starke Schwankungen, so gibt es gerade bei Dürre seit 2020 nur mehr eine Richtung – steil nach oben. Von 30 Millionen Euro 2020 kletterten die Schäden 2021 auf 70 Millionen Euro und erreichten im Vorjahr 130 Millionen Euro. Dass die Dürreschäden in manchen Jahren zuvor schon deutlich größer waren, dürfe einen nicht täuschen, sagt Weinberger. „Die Trendlinie zeigt in den vergangenen 20 Jahren eindeutig nach oben.“ Heute seien Katastrophenjahre deutlich häufiger als früher, sagt der Hagelversicherung-Chef und verweist zudem darauf, dass auch die Ausschläge deutlich stärker seien.
Gab es zwischen 2003 und 2012 nur zwei Jahre, in denen Dürre die Bauern zehn Prozent der Erträge kostete, während es in den anderen acht Jahren kaum zwei Prozent waren, so waren es in den Jahren 2013 bis 2022 bereits vier Jahre mit mehr als zehn Prozent Schädigung – und oft sogar mit noch deutlich mehr. 2022 erreichte die ausbezahlte Entschädigung der Dürreversicherung sogar 14 Prozent der Versicherungssumme, die sich an den erwarteten finanziellen Erlösen der Bauern ausrichtet. Dazu kamen weitere drei Jahre, in denen die Schäden zwischen acht und zehn Prozent gelegen sind.
Auch wenn die Folgen dieses Trends noch kaum in den Erntebilanzen ablesbar sind und in den üblichen jährlichen Ertragsschwankungen untergehen, steht inzwischen außer Frage, dass diese Entwicklung für die Bauern, aber auch für die Versorgungssicherheit weitreichende Folgen haben wird. „Die Erderwärmung wirkt sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Ernährungssicherheit aus“, warnt Weinberger. „Steigende Lebensmittelpreise sind auch eine Folge von Missernten.“ Ein Land mit immer weniger Selbstversorgung mache sich von Importen abhängig und werde verletzbar.
Schon vor fünf Jahren kam die Agentur für Ernährungssicherheit Ages in einer Studie zu alarmierenden Ergebnissen. „Aufgrund der Klimaänderung geht der Ertrag in der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere im Osten und Südosten Österreichs, dramatisch zurück.“ Weil zusätzlich durch den Bodenverbrauch wertvolle Agrarflächen für immer aus der Produktion genommen würden, sei davon auszugehen, dass bei den meisten bedeutenden Feldfrüchten nach 2030 keine Autarkie mehr gewährleistet werden könne, hieß es schon damals.
Inzwischen habe sich die Situation eher weiter verschärft, sagt Andreas Baumgarten von der Ages, einer der Autoren der damaligen Studie, die ein „moderates“ und ein „extremes“ Szenario berechnete. „Inzwischen ist es so, dass die extremere Variante die wahrscheinlichere ist“, sagt Baumgarten heute. Die verheißt freilich nichts Gutes. Die Weizenernte würde demnach im Zeitraum 2036 bis 2065 um rund 500.000 Tonnen geringer ausfallen als in den Jahren 1980 bis 2010. Der Selbstversorgungsgrad würde von 109 auf 58 Prozent fallen. Bei Körnermais erwartet die Studie einen Rückgang des Selbstversorgungsgrads von 107 auf 69 Prozent, bei Gerste von 142 auf 96 und bei Kartoffeln von 66 auf 40 Prozent.
Während sich die Bauern im Osten Österreichs auf markante Verschlechterungen einstellen müssen, dürfen die Bauern in der Mitte des Landes und im Westen auf Verbesserungen durch den Klimawandel hoffen. „Der Knackpunkt ist ja nicht so sehr die Gesamtmenge der Niederschläge, sondern die Verteilung“, sagt Baumgarten. „Wir sehen, dass sich die optimalen Produktionsbedingungen immer mehr in den Westen verschieben.“ Überall dort, wo die Niederschläge ausgeglichen seien und die Temperaturen höher werden, wie etwa in Oberösterreich und im niederösterreichischen Alpenvorland, wachse es einfach besser.
Auch wenn es noch zu früh ist, schon jetzt von Schäden zu reden, ist die Anspannung in der Landwirtschaft groß. Was nicht verwundert. Von den zehn heißesten Sommern in der Messgeschichte entfielen nicht weniger als sieben auf die Jahre seit 2012. Vervielfacht hat sich in den vergangenen Jahren auch die Zahl der „Hitzetage“ mit Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius. Gab es in den 1980er- und 1990er-Jahren im Osten Österreichs nur zehn solcher „Hitzetage“, so sind es mittlerweile rund 30.
Längst ist damit der Klimawandel nicht nur zu einer großen Herausforderung für die landwirtschaftliche Produktion geworden, sondern auch zu einer immer größeren finanziellen Gefahr. Allein in den vergangenen zehn Jahren seit 2013 betrugen die Schäden in der Landwirtschaft durch Hagel, Frost, Sturm, Überschwemmung und Dürre knapp zwei Milliarden Euro.
Die Hälfte davon entfiel allein auf Dürreschäden. Gab es zu Beginn der Beobachtungsdekade noch starke Schwankungen, so gibt es gerade bei Dürre seit 2020 nur mehr eine Richtung – steil nach oben. Von 30 Millionen Euro 2020 kletterten die Schäden 2021 auf 70 Millionen Euro und erreichten im Vorjahr 130 Millionen Euro. Dass die Dürreschäden in manchen Jahren zuvor schon deutlich größer waren, dürfe einen nicht täuschen, sagt Weinberger. „Die Trendlinie zeigt in den vergangenen 20 Jahren eindeutig nach oben.“ Heute seien Katastrophenjahre deutlich häufiger als früher, sagt der Hagelversicherung-Chef und verweist zudem darauf, dass auch die Ausschläge deutlich stärker seien.
Gab es zwischen 2003 und 2012 nur zwei Jahre, in denen Dürre die Bauern zehn Prozent der Erträge kostete, während es in den anderen acht Jahren kaum zwei Prozent waren, so waren es in den Jahren 2013 bis 2022 bereits vier Jahre mit mehr als zehn Prozent Schädigung – und oft sogar mit noch deutlich mehr. 2022 erreichte die ausbezahlte Entschädigung der Dürreversicherung sogar 14 Prozent der Versicherungssumme, die sich an den erwarteten finanziellen Erlösen der Bauern ausrichtet. Dazu kamen weitere drei Jahre, in denen die Schäden zwischen acht und zehn Prozent gelegen sind.
Auch wenn die Folgen dieses Trends noch kaum in den Erntebilanzen ablesbar sind und in den üblichen jährlichen Ertragsschwankungen untergehen, steht inzwischen außer Frage, dass diese Entwicklung für die Bauern, aber auch für die Versorgungssicherheit weitreichende Folgen haben wird. „Die Erderwärmung wirkt sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch auf die Ernährungssicherheit aus“, warnt Weinberger. „Steigende Lebensmittelpreise sind auch eine Folge von Missernten.“ Ein Land mit immer weniger Selbstversorgung mache sich von Importen abhängig und werde verletzbar.
Schon vor fünf Jahren kam die Agentur für Ernährungssicherheit Ages in einer Studie zu alarmierenden Ergebnissen. „Aufgrund der Klimaänderung geht der Ertrag in der landwirtschaftlichen Produktion, insbesondere im Osten und Südosten Österreichs, dramatisch zurück.“ Weil zusätzlich durch den Bodenverbrauch wertvolle Agrarflächen für immer aus der Produktion genommen würden, sei davon auszugehen, dass bei den meisten bedeutenden Feldfrüchten nach 2030 keine Autarkie mehr gewährleistet werden könne, hieß es schon damals.
Inzwischen habe sich die Situation eher weiter verschärft, sagt Andreas Baumgarten von der Ages, einer der Autoren der damaligen Studie, die ein „moderates“ und ein „extremes“ Szenario berechnete. „Inzwischen ist es so, dass die extremere Variante die wahrscheinlichere ist“, sagt Baumgarten heute. Die verheißt freilich nichts Gutes. Die Weizenernte würde demnach im Zeitraum 2036 bis 2065 um rund 500.000 Tonnen geringer ausfallen als in den Jahren 1980 bis 2010. Der Selbstversorgungsgrad würde von 109 auf 58 Prozent fallen. Bei Körnermais erwartet die Studie einen Rückgang des Selbstversorgungsgrads von 107 auf 69 Prozent, bei Gerste von 142 auf 96 und bei Kartoffeln von 66 auf 40 Prozent.
Während sich die Bauern im Osten Österreichs auf markante Verschlechterungen einstellen müssen, dürfen die Bauern in der Mitte des Landes und im Westen auf Verbesserungen durch den Klimawandel hoffen. „Der Knackpunkt ist ja nicht so sehr die Gesamtmenge der Niederschläge, sondern die Verteilung“, sagt Baumgarten. „Wir sehen, dass sich die optimalen Produktionsbedingungen immer mehr in den Westen verschieben.“ Überall dort, wo die Niederschläge ausgeglichen seien und die Temperaturen höher werden, wie etwa in Oberösterreich und im niederösterreichischen Alpenvorland, wachse es einfach besser.
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 11. April 2023
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