Die „Frankfurter Allgemeine“ ist nachgerade verzückt von den Plänen Italiens die Produktion von Laborfleisch zu verbieten. „Die Italiener haben ein inniges Verhältnis zu ihrer Landwirtschaft, die bekanntlich viele gute Nahrungsmittel hervorbringt“, schreibt der Korrespondent der deutschen Tageszeitung und befindet: „Die Regierung in Rom hat nun ein starkes Zeichen für den Erhalt ihrer Landwirtschaft und Tierzucht gesetzt“.
Man mag Laborfleisch und andere künstlich erzeugte
Lebensmittel sehen, wie man will. Man mag sie verteidigen wegen des
Tierschutzes und wegen der Umwelt und nichts von Verboten halten, aber dass man
just in Italien, einer der Festungen der europäischen Kochkunst, alles
daransetzt, Laborfleisch zu verbieten, ist, wie soll man sagen – zumindest sehr
sympathisch.
„Höchste Zeit“ denken sich wohl viele, dass man sich gegen
das wehrt, was da in den Labors rund um den Globus als so genannter Ersatz für
von der Landwirtschaft erzeugte Produkte zusammengemixt wird und die Zukunft
sein soll. Und es geht wohl vielen auch bei uns hinunter wie Öl, wenn der
italienische Bauernverbandspräsident wettert, dass dadurch „die Natürlichkeit
der Lebensmittel, die den größten Teil unserer Ernährung ausmachen, gefährdet
wird“.
In Wahrheit verwundert, dass es so einen Aufstand bisher
noch nicht gegeben hat. Dass die Diskussion so lange schon in nur eine Richtung
gelaufen ist. Dass man sich die Bezeichnungen für ursprünglich agrarische
erzeugte Produkte, von denen die Bauern leben, von den Erzeugern von Imitaten
sehenden Auges stehlen lassen musste. Dass nun bei uns sogar Insekten und
Würmer als Nahrungsmittel ein Thema sind.
Freilich muss es bei der Zukunft des Essens und der Nahrungsmittel
auch ums Tierwohl gehen, um die Umweltbelastung, die Ressourcenverschwendung
und vieles andere mehr, was vielen gestandenen Bauern wahrscheinlich nicht
schmeckt. Aber ist deswegen alles andere mit einem Mal nichts mehr wert? Nicht
die Originalität des Lebensmittels, die Echtheit und die Herkunft? Nicht die
regionale Erzeugung? Nicht die Natürlichkeit, die sich so viele auf ihre Banner
schreiben?
Stattdessen schaut man ungerührt zu, wie da in Labors
zusammengemischt wird was nicht zusammengehört und hält das für die Zukunft.
Selbst wenn Produkte so völlig fleischlos und zuweilen „steril verpackt wie
Damenbinden“ daherkommen, wie kürzlich eine Dame eines der neuesten Produkte
auf dem österreichischen Markt beschrieb.
Argumente dagegen verhallen, ein Mittelweg wird gar nicht
erst gesucht, nicht nach dem ökologischen Fußabdruck gefragt, nicht nach
Zusatzstoffen, und schon gar nicht nach den sozialen Folgen und denen für die
Umwelt. Denn auch die sind nicht so toll, wie man glauben machen möchte, benötigt
doch rein pflanzliche Ernährung mehr Ackerfläche, als eine Landwirtschaft mit
Tierhaltung, um die erforderliche Eiweißmenge für die menschliche Ernährung zu
gewinnen wie Wissenschaftler vorrechnen.
Auch wenn die Chancen von Italiens Plänen gering, die
rechtlichen und politischen Schwierigkeiten groß und Argumente dagegen richtig
sein mögen - sympathisch sind die Pläne eben allemal.
Gmeiner-meint - Blick ins Land - April, 4. 4. 2023
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen