Höhere Nettolöhne treiben die Saisonarbeiter nach Deutschland, beklagen die Bauern und fordern Chancengleichheit.
Hans GmeinerEferding. „Bei einem ungefähr gleichen Bruttolohn bleibt den Saisonarbeitern im Gemüse- und Obstbau in Deutschland netto um rund 20 Prozent mehr als bei uns“, sagt der Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, Franz Waldenberger. Nun hat die Branche die Benachteiligung auch schwarz auf weiß: Eine vergleichende Analyse der KMU Forschung Austria zeigt, dass Österreich vor allem bei den Sozialabgaben im europäischen Spitzenfeld liegt. „Hohe personalbezogene Ausgaben stellen für österreichische Landwirtschaftsbetriebe arbeitskostenmäßige Wettbewerbsnachteile dar“, heißt es im Bericht. „Österreichische Landwirte haben in der kurzfristigen Beschäftigung 25 Prozent höhere Kosten und auf der anderen Seite erhält die Saisonarbeitskraft 20 Prozent weniger Nettolohn“, sagt Studienautor Wolfgang Ziniel.
Genau dieser Unterschied macht es für die österreichischen Bauern zunehmend schwierig, Personal zu finden, und bremst viele Pläne zu expandieren. „Viele Saisonarbeitskräfte fahren lieber durch Österreich durch nach Deutschland weiter, weil ihnen dort netto mehr bleibt“, klagen sie.
Der Grund dafür: In anderen Ländern hat man für die Erntehelfer Sonderreglungen bei den Sozialabgaben. In Deutschland etwa sind Saisonarbeiter im Rahmen eines 70-Tage-Modells von Sozialabgaben befreit. In Südtirol gibt es eine Reduktion der Arbeitgeberbeiträge von 75 Prozent. Eine Mischung aus diesen beiden Modellen forderte am Freitag auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, bei der Präsentation der Studie im oberösterreichischen Eferding. Ähnlich beurteilen das die Studienautoren. „Für Österreich könnten auch Sonderformen im Bereich der saisonalen/befristeten Beschäftigung in der Landwirtschaft wie in Deutschland oder in Polen geprüft werden“, heißt es im Bericht.
Forderungen wie diese sind freilich nicht neu. Schon seit sechs Jahren liegt eine Sozialpartnereinigung zu Entschärfungen der Sozialabgaben im landwirtschaftlichen Bereich auf dem Tisch. Bisher ohne Ergebnis, auch, weil darüber nie verhandelt wurde. Nun möchte Moosbrugger die Forderung zumindest im nächsten Regierungsabkommen verankert sehen.
Der Druck auf die Obst- und Gemüsebauern ist groß. Nach Jahren der Zuwächse ging etwa die Anbaufläche bei Gemüse in Oberösterreich heuer trotz steigender Nachfrage zurück. In den vergangenen Jahren sank nicht zuletzt wegen der Wettbewerbsnachteile wie der hohen Lohnnebenkosten der Eigenversorgungsgrad bei Essiggurken von 80 auf 40 Prozent. Und während Deutschland auch wegen seiner Vorteile in diesem Bereich bei Spargel die Selbstversorgung auf 85 Prozent ausweiten konnte, muss man in Österreich trotz vergleichbarer klimatischer Voraussetzungen nach wie vor fast 50 Prozent des Spargels importieren. „Die Betriebe bekommen oft Anfragen für große Produktionen und müssen passen, weil sie lohnmäßig nicht wettbewerbsfähig sind und Arbeitskräfte fehlen“, sagt Waldenberger.
Auch Klaus Hraby, Chef der Efko, des größten Verarbeiters von Gemüse im Land und wichtiger Partner der Bauern, wird bei diesem Thema leidenschaftlich. „Wir wollen nichts als Chancengleichheit und die gleichen Voraussetzungen wie unser Mitbewerb, dann haben wir alles im Griff“, sagt er. Besonders ärgert ihn die aktuelle Diskussion über die Lebensmittelpreise. „Als vor drei Jahren die Krise kam, wurde die Efko mit einem Mal als systemrelevant eingestuft und wir mussten jede Woche die Lagerstände melden“, sagt er mit einem Anflug von Bitterkeit in der Stimme. „Und jetzt ist schon wieder alles egal.“ Das sei ein Fehler und könne nicht sein, fügt er an. „Das bringt unsere Bauern um und die mittelständige Lebensmittelindustrie.“
Genau dieser Unterschied macht es für die österreichischen Bauern zunehmend schwierig, Personal zu finden, und bremst viele Pläne zu expandieren. „Viele Saisonarbeitskräfte fahren lieber durch Österreich durch nach Deutschland weiter, weil ihnen dort netto mehr bleibt“, klagen sie.
Der Grund dafür: In anderen Ländern hat man für die Erntehelfer Sonderreglungen bei den Sozialabgaben. In Deutschland etwa sind Saisonarbeiter im Rahmen eines 70-Tage-Modells von Sozialabgaben befreit. In Südtirol gibt es eine Reduktion der Arbeitgeberbeiträge von 75 Prozent. Eine Mischung aus diesen beiden Modellen forderte am Freitag auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, bei der Präsentation der Studie im oberösterreichischen Eferding. Ähnlich beurteilen das die Studienautoren. „Für Österreich könnten auch Sonderformen im Bereich der saisonalen/befristeten Beschäftigung in der Landwirtschaft wie in Deutschland oder in Polen geprüft werden“, heißt es im Bericht.
Forderungen wie diese sind freilich nicht neu. Schon seit sechs Jahren liegt eine Sozialpartnereinigung zu Entschärfungen der Sozialabgaben im landwirtschaftlichen Bereich auf dem Tisch. Bisher ohne Ergebnis, auch, weil darüber nie verhandelt wurde. Nun möchte Moosbrugger die Forderung zumindest im nächsten Regierungsabkommen verankert sehen.
Der Druck auf die Obst- und Gemüsebauern ist groß. Nach Jahren der Zuwächse ging etwa die Anbaufläche bei Gemüse in Oberösterreich heuer trotz steigender Nachfrage zurück. In den vergangenen Jahren sank nicht zuletzt wegen der Wettbewerbsnachteile wie der hohen Lohnnebenkosten der Eigenversorgungsgrad bei Essiggurken von 80 auf 40 Prozent. Und während Deutschland auch wegen seiner Vorteile in diesem Bereich bei Spargel die Selbstversorgung auf 85 Prozent ausweiten konnte, muss man in Österreich trotz vergleichbarer klimatischer Voraussetzungen nach wie vor fast 50 Prozent des Spargels importieren. „Die Betriebe bekommen oft Anfragen für große Produktionen und müssen passen, weil sie lohnmäßig nicht wettbewerbsfähig sind und Arbeitskräfte fehlen“, sagt Waldenberger.
Auch Klaus Hraby, Chef der Efko, des größten Verarbeiters von Gemüse im Land und wichtiger Partner der Bauern, wird bei diesem Thema leidenschaftlich. „Wir wollen nichts als Chancengleichheit und die gleichen Voraussetzungen wie unser Mitbewerb, dann haben wir alles im Griff“, sagt er. Besonders ärgert ihn die aktuelle Diskussion über die Lebensmittelpreise. „Als vor drei Jahren die Krise kam, wurde die Efko mit einem Mal als systemrelevant eingestuft und wir mussten jede Woche die Lagerstände melden“, sagt er mit einem Anflug von Bitterkeit in der Stimme. „Und jetzt ist schon wieder alles egal.“ Das sei ein Fehler und könne nicht sein, fügt er an. „Das bringt unsere Bauern um und die mittelständige Lebensmittelindustrie.“
Salzburger Nachrichten -Wirtschaft, 13. Mai 2023
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