In Salzburg steigt jeder zehnte Biobauer wieder auf konventionellen Anbau um. Zuwächse gibt es allenfalls in Ackerbaugebieten.
Hans GmeinerWien. Nach Ablauf der Frist für die Voranmeldung für die neue Agrar-Förderperiode im Herbst des Vorjahres gab es noch Zuversicht. „Bio wächst auch unter den Bedingungen des neuen Fördersystems weiter“, hieß es. Das hat sich als Trugschluss herausgestellt. Nach Abgabe der detaillierten Anträge, die Mitte April abgeschlossen wurde, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die Zahl der Biobauern in Österreich, wo man sich gerne als „Europas Bioland Nummer eins“ rühmt, geht zurück. Auch wenn die offiziellen Zahlen noch nicht auf dem Tisch liegen, geht man im Durchschnitt von einem Rückgang der Zahl der Biobauern um zwei bis drei Prozent gegenüber dem Vorjahr aus, als 24.200 Bauernhöfe nach Grundsätzen des Biolandbaus bewirtschaftet wurden. Am Anteil der Bioflächen, derzeit rund 27 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Flächen, dürfte sich nichts geändert haben.
Auf dem Weg, bis 2030 den Flächenanteil auf 35 Prozent auszuweiten, ist das ein herber Rückschlag. Kurs hält man nur in den Ackerbauregionen im Osten Österreichs. Dort wächst die Zahl der Biobauern und auch der Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen steigt – oder sinkt zumindest nicht. Im Burgenland etwa erhöhte sich die Zahl der Biobauern heuer um rund neun Prozent. In Niederösterreich geht man von „Plusminusnull“ aus.
In den westlichen Bundesländern, wo die Milch- und Viehwirtschaft dominieren, steckt Bio hingegen mit einem Mal in der Krise. In Salzburg, mit einem Anteil von bisher knapp 50 Prozent Biobauern stärkstes Bioland, und auch in Tirol ist der Rückgang besonders stark. In diesen Ländern ist jeder zehnte Biobauer ausgestiegen und wirtschaftet nun wieder konventionell.
Statt 3700 Biobauern wie in den Vorjahren gibt es nun in Salzburg nur mehr rund 3300 Bauern, die ihre Höfe nach den Grundsätzen des Biolandbaus bewirtschaften. Der Anteil der Biobauern an den insgesamt rund 7600 landwirtschaftlichen Betrieben in Salzburg ist damit auf 43 Prozent gesunken. Das ist freilich nach wie vor der mit Abstand größte Bioanteil in einem Bundesland, aber doch deutlich von den bisher knapp 50 Prozent weg.
Begonnen haben die Probleme der tierhaltenden Biobauern vor vier Jahren mit dem Audit der EU in Österreichs Biolandwirtschaft. Weil nach Ansicht der EU die Regeln vor allem in der Weidehaltung von Rindern, Schafen und Ziegen allzu großzügig ausgelegt wurden, mussten neue Lösungen gefunden werden. Dazu kam im Vorjahr die EU-Bioverordnung, die zahlreiche Anpassungen verlangte. Auch wenn man für viele Bauern Wege gefunden hat, blieben die strengeren Vorschriften eine große Herausforderung. Vor allem der Weideauslauf für Jungvieh blieb umstritten. „Da hat man seitens der zuständigen Ministerien, des Landwirtschafts- und des Gesundheitsministeriums, meines Erachtens etwas überreagiert“, sagt etwa Andreas Schwaighofer, Geschäftsführer von Bio Austria Salzburg. „Wo man es zuerst zu locker genommen hat, um möglichst vielen Betrieben möglichst viele Möglichkeiten offen zu lassen, hat man dann überreguliert.“
Als Ursachen dafür, dass nun viele Bio-Viehhalter ausgestiegen sind, werden aber auch die zunehmende Bürokratie und die Verschiebung der Marktverhältnisse genannt. Der Abstand der Preise von konventionell und biologisch erzeugten Produkten sei deutlich kleiner geworden. Dadurch sei konventionelle Landwirtschaft mit weniger strengen Auflagen wieder interessant geworden. Insbesondere auf dem deutschen Milchmarkt seien die goldenen Zeiten auch für Biobauern vorbei. Als Grund werden auch die geänderten Förderbedingungen im Umweltprogramm und die, wie es ein Experte nennt, „nicht wirklich ausreichende Spreizung zwischen Bio und der nächstniederen Förderkategorie“ genannt.
„Das alles sind Dinge, die es den Bauern nicht einfacher machen“, sagt Schwaighofer. Er übt sich dennoch in Optimismus. „Was wir heuer erleben, sehe ich als Delle.“ An einer stärkeren Ökologisierung führe nichts vorbei, ist er überzeugt. „Bauern, die mit Bio aufgehört haben, können schon im kommenden Wirtschaftsjahr wieder einsteigen. Bio wird weiter erfolgreich sein und die Preise werden wieder attraktiv werden.“ Schwaighofer setzt große Hoffnungen in das angekündigte Bio-Aktionsprogramm von Landwirtschaftsminister Totschnig. „Der hat Gott sei Dank einen wesentlich ambitionierteren Zugang zu Bio als seine Vorgängerin.“
Auf dem Weg, bis 2030 den Flächenanteil auf 35 Prozent auszuweiten, ist das ein herber Rückschlag. Kurs hält man nur in den Ackerbauregionen im Osten Österreichs. Dort wächst die Zahl der Biobauern und auch der Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen steigt – oder sinkt zumindest nicht. Im Burgenland etwa erhöhte sich die Zahl der Biobauern heuer um rund neun Prozent. In Niederösterreich geht man von „Plusminusnull“ aus.
In den westlichen Bundesländern, wo die Milch- und Viehwirtschaft dominieren, steckt Bio hingegen mit einem Mal in der Krise. In Salzburg, mit einem Anteil von bisher knapp 50 Prozent Biobauern stärkstes Bioland, und auch in Tirol ist der Rückgang besonders stark. In diesen Ländern ist jeder zehnte Biobauer ausgestiegen und wirtschaftet nun wieder konventionell.
Statt 3700 Biobauern wie in den Vorjahren gibt es nun in Salzburg nur mehr rund 3300 Bauern, die ihre Höfe nach den Grundsätzen des Biolandbaus bewirtschaften. Der Anteil der Biobauern an den insgesamt rund 7600 landwirtschaftlichen Betrieben in Salzburg ist damit auf 43 Prozent gesunken. Das ist freilich nach wie vor der mit Abstand größte Bioanteil in einem Bundesland, aber doch deutlich von den bisher knapp 50 Prozent weg.
Begonnen haben die Probleme der tierhaltenden Biobauern vor vier Jahren mit dem Audit der EU in Österreichs Biolandwirtschaft. Weil nach Ansicht der EU die Regeln vor allem in der Weidehaltung von Rindern, Schafen und Ziegen allzu großzügig ausgelegt wurden, mussten neue Lösungen gefunden werden. Dazu kam im Vorjahr die EU-Bioverordnung, die zahlreiche Anpassungen verlangte. Auch wenn man für viele Bauern Wege gefunden hat, blieben die strengeren Vorschriften eine große Herausforderung. Vor allem der Weideauslauf für Jungvieh blieb umstritten. „Da hat man seitens der zuständigen Ministerien, des Landwirtschafts- und des Gesundheitsministeriums, meines Erachtens etwas überreagiert“, sagt etwa Andreas Schwaighofer, Geschäftsführer von Bio Austria Salzburg. „Wo man es zuerst zu locker genommen hat, um möglichst vielen Betrieben möglichst viele Möglichkeiten offen zu lassen, hat man dann überreguliert.“
Als Ursachen dafür, dass nun viele Bio-Viehhalter ausgestiegen sind, werden aber auch die zunehmende Bürokratie und die Verschiebung der Marktverhältnisse genannt. Der Abstand der Preise von konventionell und biologisch erzeugten Produkten sei deutlich kleiner geworden. Dadurch sei konventionelle Landwirtschaft mit weniger strengen Auflagen wieder interessant geworden. Insbesondere auf dem deutschen Milchmarkt seien die goldenen Zeiten auch für Biobauern vorbei. Als Grund werden auch die geänderten Förderbedingungen im Umweltprogramm und die, wie es ein Experte nennt, „nicht wirklich ausreichende Spreizung zwischen Bio und der nächstniederen Förderkategorie“ genannt.
„Das alles sind Dinge, die es den Bauern nicht einfacher machen“, sagt Schwaighofer. Er übt sich dennoch in Optimismus. „Was wir heuer erleben, sehe ich als Delle.“ An einer stärkeren Ökologisierung führe nichts vorbei, ist er überzeugt. „Bauern, die mit Bio aufgehört haben, können schon im kommenden Wirtschaftsjahr wieder einsteigen. Bio wird weiter erfolgreich sein und die Preise werden wieder attraktiv werden.“ Schwaighofer setzt große Hoffnungen in das angekündigte Bio-Aktionsprogramm von Landwirtschaftsminister Totschnig. „Der hat Gott sei Dank einen wesentlich ambitionierteren Zugang zu Bio als seine Vorgängerin.“
Salzburger Nachrichten - Wirtschaft, 11. Mai
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